Vorsicht vor Gewässerschäden

Verkaufs-Boom bei Ölheizungen – was das für den Versicherungsschutz bedeutet

Statt einer Wärmepumpe lassen sich derzeit viele Hausbesitzer eine neue Ölheizung einbauen. Für Vermittler eine gute Gelegenheit, den Versicherungsschutz ihrer Kunden zu prüfen.

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16:07 Uhr | 22. Juli | 2024
Heizöl wird an ein Haus geliefert.

Heizöl wird an ein Haus geliefert: Wer mit Öl heizt braucht einen guten Haftpflichtschutz.

| Quelle: U. J. Alexander

Trotz angekündigter Energiewende ist der Einbau neuer Ölheizungen in Deutschland noch immer möglich. Und von dieser Möglichkeit machen auch noch immer viele Hausbesitzer Gebrauch. Mehr noch: Die gute alte Ölheizung erlebt gegenwärtig einen regelrechten Boom. Laut dem Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) legte ihr Absatz in den ersten fünf Monaten des Jahres um satte 24 Prozent zu. Überraschend: Der Verkauf von Wärmepumpen brach im selben Zeitraum um 52 Prozent ein.

Vermittler sollten diese Entwicklung zum Anlass nehmen, den Versicherungsschutz ihrer Kunden, die weiter mit Öl heizen, einmal genau zu überprüfen. Denn schon ein kleines Leck am Öltank kann erhebliche Umweltschäden zur Folge haben. Nach dem Wasserhaushaltsgesetz haftet der Eigentümer wegen der sogenannten Gefährdungshaftung auch ohne Verschulden für Gewässerschäden durch ausgelaufenes Heizöl in unbegrenzter Höhe.

Schaden von 300.000 Euro

Bei Starkregen und vollgelaufenen Kellern kann es zum Beispiel passieren, dass Öltanks auftreiben und umkippen – und dabei Leck schlagen oder Leitungen abreißen. „Dann laufen schnell Hunderte oder sogar Tausende Liter Öl aus“, sagt Gerd Henge, Umwelt-Experte beim R+V-Dienstleister Kravag Umweltschutz. Die Schäden sind oft kost­spielig. Der teuerste Heiz­ölunfall in der Branchen­statistik der letzten zehn Jahre belief sich laut GDV auf 300.000 Euro.

Bei vielen Privat- sowie Haus- und Grundbesitzerhaftpflichtpolicen kann der Schutz vor solchen Havarien bereits enthalten sein. Meist bezieht sich der aber nur auf oberirdische Tanks. Und auch beim Fassungsvermögen kann es Beschränkungen geben. „Immobilieneigentümer sollten sich hier genau informieren, ob und zu welchen Bedingungen ihr Heizöltank mitversichert ist“, empfiehlt Schadenexpertin Margareta Bösl von der Universa Versicherung.

Separate Policen im Test

Ist der bestehende Haftpflicht-Schutz nicht ausreichend, ist eine separate Gewässerschaden-Haftpflicht notwendig. Finanztest hat jetzt 19 Anbieter von solchen Policen unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Die Preisspannen sind groß. Teure Policen können mehr als sechs­mal so viel kosten wie güns­tige Angebote, knapp 30 Euro oder mehr als 190 Euro pro Jahr.

Zu den günstigsten Anbietern am Markt gehört danach die SV Sparkassen Versicherung. Der Jahresbeitrag für die Absicherung eines oberirdischen 3.000-Liter-Tanks mit Ersatz für Eigenschäden ohne Selbstbehalt ist hier schon für 23 Euro zu haben. Für einen gleich großen unterirdischen Tank werden 31 Euro fällig. Bei oberirdischen Tanks ab 10.000 Litern kostet die günstigste Police 45 Euro (Gothaer), für unterirdische Tanks 62 Euro (DA Direkt).

Wichtig zu wissen: Unterirdische Tanks sind direkt im Boden eingegraben. Tritt hier Öl aus, ist das Erdreich sofort verseucht. Das macht Lecks – und damit auch Versicherungen – teurer als bei im Gebäude installierten oberirdischen Tanks.

Unterschiede bei der Versicherungssumme

Unterschiede im Umfang des Schutzes gibt es laut Finanztest vor allem bei der Versicherungssumme. Die Concordia biete zum Beispiel einen Tarif, bei dem im Schadenfall höchstens zwei Millionen Euro gezahlt würden. Bei anderen Angeboten betrage die Versicherungssumme bis zu 50 Millionen Euro.

Als sehr positiv bewerten die Finanztest-Experten, dass alle geprüften Versicherer auch für Schäden an der eigenen Immobilie leisteten. "Das ist gut so", schreiben sie. "Den Keller von ausgelaufenem Öl zu reinigen, erfordert fast immer eine Renovierung aller betroffenen Räume." Die Tarife werden mit oder ohne Selbsthalt angeboten.

>> Alle Testergebnisse finden Sie hier (kostenpflichtig).