Neue BaFin-Studie

Finfluencer verdrängen zunehmend Finanzberater

Insbesondere jüngere Menschen vertrauen bei ihrer Geldanlage zunehmend Tipps aus den sozialen Medien. Vor allem Krypto-Investments rücken somit in den Anlagefokus. Dabei wissen viele Anleger gar nicht, dass die Finfluencer häufig Eigeninteressen verfolgen.

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12:09 Uhr | 23. September | 2024
Bafin-Gebäude in Frankfurt/Main

Die Finanzaufsicht Bafin hat in einer Studie ermittelt, dass die Generationen Y und Z zunehmend auf Finfluencer setzen.

| Quelle: Kai Hartmann Photography/ BaFin

Sie versprechen finanzielle Unabhängigkeit und schnellen Reichtum: Finfluencer finden mit ihren Botschaften und Anlagetipps gerade bei jüngeren Menschen Anklang und machen somit Maklern und Finanzberatern zunehmend Konkurrenz.

Dies zeigt eine neue Studie der Bafin zum Anlageverhalten der Generation Y – auch bekannt als Millenials – sowie der Generation Z. Mehr als die Hälfte der 1.000 Befragten zwischen 18 und 45 Jahren gab an, bei der Geldanlage auf Informationen von Finfluencern zu setzen, deren Informationen als verlässlich bewertet werden. 60 Prozent gaben sogar an, dass die Informationen der Finfluencer eine gute Alternative zu einer professionellen Beratung seien.

Kryptoinvestments nehmen stark zu

Häufig scheinen sich diese Anlagetipps auf Kryptoinvestments zu beziehen – fast ein Drittel (32 Prozent) gab an, in den vergangenen zwei Jahren in Bitcoin & Co. investiert zu haben. Da dieser Anteil unter den Social-Media-Nutzern sogar 43 Prozent betrug, liegt ein Zusammenhang zwischen Social-Media-Nutzung und Kryptoinvestments nahe.

Die Bedeutung von Bitcoin & Co. hat damit in den vergangenen zwei Jahren deutlich zugenommen. So hatte eine Erhebung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Jahr 2022 ergeben, dass nur fünf Prozent der Befragten in Kryptowerte investieren – bei den Befragten der Generation Y sowie Z lag der Anteil damals noch bei zehn Prozent.

Die überwiegende Mehrheit (88 Prozent), die sich Empfehlungen von Finfluencern angehört haben, sind diesen auch gefolgt. Finfluencer stellen häufig konkrete Links zur Verfügung, mit denen sich das empfohlene Produkt gleich erwerben lässt. 80 Prozent nahmen diesen wahr – von diesen schlossen wiederum 57 Prozent das Investment über genau diesen Link ab. Weitere 25 Prozent erwarben das beworbene Investment auf andere Weise.

Der Einfluss von Finfluencern auf das Anlageverhalten der jungen Zielgruppen ist entsprechend groß. Dabei ist vielen Anlegern (37 Prozent) gar nicht bewusst, dass die Finfluencer für ihre Anlage-Tipps von den Anbietern entlohnt werden. Von denjenigen, die das Produkt über den angebotenen Link erwarben, wussten 15 Prozent nicht, dass die Finfluencer für ihre Empfehlungen vergütet werden.

Dass die vermeintlich lukrativen Investment-Tipps der Finfluencer mit Vorsicht genossen werden sollten, zeigte zuletzt eine Untersuchung des Swiss Finance Instituts. Diese legte dar, dass über 50 Prozent der Finfluencer-Tipps so schlecht waren, dass die Renditen deutlich unter denen des Gesamtmarkts blieben.

Tipps nicht blind folgen

Entsprechend warnt auch die Finanzaufsicht regelmäßig davor, solche Tipps ungeprüft zu übernehmen. „Wer solchen Tipps blind folgt, riskiert Kapitaleinbußen bis hin zum Totalverlust“, schreibt die BaFin auf ihrer Seite. Und auch die jetzige Umfrage nutzt die Aufsicht dafür, bei Anlagetipps in den sozialen Medien zur Vorsicht zu raten.

Denn eine Unterscheidung zwischen seriösen und unseriösen Finfluencern ist für die Social-Media-Nutzer nicht immer leicht. „Das Problem ist, dass einfach jeder aktuell Finanz- und Versicherungstipps geben kann, ohne irgendeine Qualifikation vorweisen zu müssen und auch ohne irgendwelche Konsequenzen befürchten zu müssen“, schilderte Versicherungsmakler Bastian Kunkel, der ebenfalls in den sozialen Medien unterwegs ist, gegenüber procontra die Problematik. Einen Vorstoß der beiden Grünen-Bundestagsabgeordneten Linda Heitmann und Tabea Rößner aus dem Frühjahr, die eine strengere Regulierung des Influencer-Marketings forderten, sieht Kunkel entsprechend wohlwollend.

Damit Social-Media-Nutzer seriöse von unseriösen Informationsangeboten unterscheiden können, hat die Bafin einige Hinweise veröffentlicht. Dazu gehört beispielsweise, sich unabhängig zu den Chancen und Risiken eines Investments zu informieren. Zudem empfiehlt die Finanzaufsicht, genau zu überprüfen, ob der selbsternannte Experte sein Fachwissen begründen kann.