Nettomittelabflüsse im 11. Monat in Folge

Offene Immobilienfonds: Rückgabe von Fondsanteilen nimmt rasant zu

Anleger gaben im Juni Fondsanteile im Wert von 699 Millionen Euro zurück - das ist so viel wie lange nicht mehr. Die Zeichen auf einen kurzfristigen Stimmungsumschwung bei den Anlegern stehen schlecht.

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11:08 Uhr | 05. August | 2024
Bürogebäude in Frankfurt am Main

Die Krise am Immobilienmarkt, vor allem bei Bürogebäuden, setzt auch die offenen Immobilienfonds immer stärker unter Druck.

| Quelle: zoranm

Der Druck auf offene Immobilienfonds (OIF) steigt weiter. Auch im Juni mussten die Fonds erneut Nettomittelabflüsse hinnehmen, berichtet die Unternehmensberatung Barkow Consulting. Damit ziehen Anleger im elften Monat in Folge mehr Geld aus den Fonds ab als sie neu investieren.

Mit 83 Millionen Euro lagen die Abflüsse im Juni jedoch deutlich niedriger als noch im Mai, als noch netto 463 Millionen Euro aus den Fonds abflossen. Setzen die offene Immobilienfonds somit wieder zur Trendwende an? Kehrt das Vertrauen der Anleger zurück?

Laut Barkow Consulting deuten die aktuellen Daten eher nicht auf so eine Entwicklung. So erreichten die Mittelrückflüsse, also die Rückgabe von Fondsanteilen, im Juni mit 699 Millionen Euro einen neuen Rekordwert seit der Euro-Krise. Im Mai betrugen die Mittelabflüsse noch 628 Millionen Euro. Das heißt: Die Anleger trennten sich in einem Maße von ihren Anteilen wie es lange nicht mehr zu beobachten war. 

Dass die Nettomittelabflüsse nicht wesentlich höher ausfielen, liegt daran, dass der Bruttoabsatz von Fondsanteilen im Juni mit 616 Millionen Euro außergewöhnlich hoch war. So lag die Summe dreimal so hoch wie im Vormonat. Dies ist jedoch kein Ausdruck von verstärktem Anlegerinteresse. „Hier handelt es sich jedoch nicht um überraschend erfolgreiche Vertriebsinitiativen der Fondsgesellschaften, sondern im Wesentlichen um automatische Wiederanlagen von Ausschüttungen, die im Juni saisonal regelmäßig sehr hoch ausfallen“, stellt Barkow klar. Ziehe man Sparpläne und automatische Wiederanlagen ab, dürfte der Bruttoabsatz indes gegen null tendieren, vermutet Barkow.

Negativer Ausblick

Die Fonds leiden vor allem an der Krise des Immobilienmarktes. Vor allem Büroimmobilien kriseln, da viele Arbeitnehmer seit Corona verstärkt aus dem Home Office arbeiten. Hinzu kommen die gestiegenen Zinsen. Viele Immobilien wurden inzwischen abgewertet, was auch die Fonds unter Druck setzt. Die zur Allianz gehörende Investmentgesellschaft Pimco schrieb in ihrem jüngst veröffentlichten Marktausblick zum Gewerbeimmobilienmarkt, dass sie in naher Zukunft mit einem weiteren Rückgang der geschätzten Bewertungen ausgehe. Vor allem die globalen Aussichten für Bürogebäude bleiben herausfordernd, wenn es auch in einigen Regionen und Segmenten durchaus Chancen auf Wertsteigerungen gebe.

Die Ratingagentur Scope hatte jüngst die Bewertung von gleich elf Immobilienfonds herabgesetzt und Anleger darauf hingewiesen, dass die Renditen der OIF weiter sinken dürften. Im Branchenmittel erwartet Scope gar negative Renditen. Für weitere Verunsicherung unter Anlegern dürfte zudem die deutliche Abwertung des Immobilienportfolios des offenen Immobilienfonds „UniImmo Wohnen ZBI“ geführt haben. Keine guten Aussichten also, dass das Interesse der Anleger an offenen Immobilienfonds in den nächsten Monaten zurückkehrt.