Vorschlag der Wirtschaftsweisen

Staat soll Kindern Geldanlage näher bringen

Die Deutschen investieren zu zögerlich an den Kapitalmärkten, auch weil sie häufig nicht wissen wie. Nun kommt aus den Reihen der fünf Wirtschaftsweisen ein neuer Vorschlag, der dies ändern soll: ein staatlich finanziertes Anlagekonto für Kinder. Versicherungen sollen hiervon jedoch nicht profitieren.

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11:07 Uhr | 16. Juli | 2024
Wirtschaftsweise

Die 5 Wirtschaftsweisen (von links): Ulrike Malmendier, Martin Werding, Monika Schnitzer, Achim Truger und Veronika Grimm

| Quelle: Sachverständigenrat Wirtschaft

Der Sachverständigenrat für Wirtschaft – die sogenannten fünf Wirtschaftsweisen – spricht sich für ein staatlich-finanziertes Anlagekonto für Kinder aus. Dies ist einem aktuellen „Policy Briefing“ zu entnehmen, das der Sachverständigenrat zusammen mit seinem französischen Pendant „Conseil d’analyse économique“ veröffentlicht hat.

Ziel ist es, mehr Menschen an den Kapitalmärkten zu beteiligen. „Die Privathaushalte in Europa halten ihre Ersparnisse überwiegend in renditeschwachen Anlageklassen wie Bankeinlagen“, skizieren die Wirtschaftsweisen das Problem.

Eine Untersuchung der Commerzbank aus dem Februar dieses Jahres stützt diesen Eindruck: Zwar sparen 70 Prozent der Deutschen regelmäßig Geld, die meisten setzen dabei aber auf Tages- und Festgeld sowie das gute alte Sparbuch. Nur 19 Prozent der befragten Sparer gaben indes an, ihr Geld in Wertpapieren anzulegen. Grund hierfür ist nach Ansicht der Studienautoren unter anderem das häufig nicht vorhandene Finanzwissen.“ „Die Ergebnisse zeigen, dass die Menschen in Deutschland investieren wollen, aber nicht wissen, wie es richtig geht“, sagt Jörn Pyhel, der die Studie beim Marktforschungsinstitut Ipsos verantwortete.

Was die Wirtschaftsweisen vorschlagen

Hier setzt der Vorschlag der Wirtschaftsweisen an. „Durch die automatische Einzahlung von z. B. 10 Euro pro Monat und Kind im Alter von 6 bis 18 Jahren in Form eines Fondsanteils könnten Kinder lernen, langfristig zu investieren“, heißt es hier. Eltern könnten die Beträge aus beispielsweise dem Kindergeld weiter aufstocken. Auf diese Weise könnten die Kinder die verschiedenen Finanzzyklen erleben und das langfristig niedrige Risiko sowie die hohen Renditen von Aktien verstehen. Die Wirtschaftsweisen merken an, dass die jährlichen nominalen Renditen von Aktien über die zurückliegenden 150 Jahre bei über zehn Prozent lagen. 

Bei der Wahl ihrer Geldanlage sollen die Kinder aber nicht die freie Wahl haben. Die Wirtschaftsweisen sprechen sich klar gegen Bankspar- und Versicherungsprodukte aus. Stattdessen soll es kostengünstige und breit gestreute Aktienfonds als standardmäßiges, womöglich sogar obligatorisches Anlageprodukt geben. Als Vorbild könnte hier, so der Vorschlag, die schwedische Fund Selection Agency dienen, die für das schwedische Rentensystems besonders kostengünstige Investmentfonds beschafft.

Nach Erreichen des achtzehnten Lebensjahres sollen die Kinder dann frei über ihre Fondsanteile verfügen können. Ihnen stehe es dann natürlich auch frei, diese weiter zu besparen.