Allianz-Chef sieht Bezahlbarkeit von Versicherungsbeiträgen in Gefahr

Die Prämien für Kfz- oder Wohngebäudeversicherungen stiegen zuletzt deutlich. Auch in der Krankenversicherung – privat als auch gesetzlich – machten die Beiträge einen Satz nach oben.  Im Interview mit dem „Handelsblatt“ äußerte Allianz-Chef Oliver Bäte nun Befürchtungen, dass Versicherungen künftig für viele Menschen nicht mehr bezahlbar sein könnten.

„Wenn es etwas gibt, das mir den Schlaf raubt, ist es die Bezahlbarkeit von Versicherungen“, so Bäte. Dies gelte vor allem für das Thema Gesundheit. Man werde sich sehr bald Gedanken machen müssen, welche Leistungen man in den Versicherungen noch abdecken könne, „weil sonst die Prämien für die meisten Menschen unbezahlbar werden“, prophezeite Bäte. So hätten die Krankenversicherer nicht nur mit der medizinischen Inflation zu kämpfen, sondern müssten gleichzeitig auch verstärkt in Präventionsmaßnahmen investieren.

Auch in der Kfz-Versicherung hält Bäte Leistungseinschränkungen für notwendig, um die Bezahlbarkeit der Prämien auch zukünftig zu gewährleisten. „Auch bei der Autoversicherung werden wir an einen Punkt kommen, an dem Verbraucher sich entscheiden müssen, ob sie bereit sind, für Leistungen wie die freie Wahl der Werkstatt höhere Prämien zu bezahlen“, so der Allianz-Chef. In der Kfz-Versicherung haben die Versicherer insbesondere unter den stark steigenden Preisen für Ersatzteile zu kämpfen. Die Allianz startete aus diesem Grund eine Initiative, verstärkt auf gebrauchte Kfz-Teile zu setzen.

Auch im Hinblick auf die Sozialsysteme forderte Bäte, über Leistungskürzungen nachzudenken. „Wir müssen darüber sprechen, was wir uns in einer alternden Gesellschaft noch leisten können“, so Bäte.

Zugleich müsse Deutschland produktiver werden, so Bäte. Dazu gehöre auch, die Zahl der Krankheitstage zu verringern. „Deutschland ist mittlerweile Weltmeister bei den Krankmeldungen. Das erhöht die Kosten im System“, ist Bäte überzeugt. Als Lösung schlägt er die Einführung eines Karenztages ein. Eine entsprechende Regelung war seitens der Bundesregierung 1970 abgeschafft worden. Sie sieht vor, dass Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen.