Beitragsentwicklung im Alter

ARD-Podcast nennt PKV „Armutsrisiko“ – Verband kontert mit Fakten

Die private Krankenversicherung ist im Alter kaum noch zu bezahlen. Mit dieser These sorgte der jüngste „Plusminus“-Podcast für Schlagzeilen. Der PKV-Verband widerspricht und liefert interessante Fakten.

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15:07 Uhr | 16. Juli | 2024
Ein Arzt untersucht einen älteren Patienten

Ältere Patienten verursachen mehr Kosten – dafür werden in der PKV Rückstellungen gebildet.

| Quelle: miodrag ignjatovic

Die Private Krankenversicherung (PKV) sieht sich regelmäßig mit der Behauptung konfrontiert, dass die Beiträge im Alter kaum noch zu bezahlen seien. Auch im aktuellen "Plusminus"-Podcast der ARD war jetzt wieder von Beiträgen über 1.300 Euro die Rede, die Versicherte jenseits der 60 monatlich aufzubringen hätten. „Wenn es schlecht läuft, können es auch über 3.000 Euro werden“, behauptete die Journalistin und Podcast-Moderatorin Anna Planken.

In die gleiche Kerbe schlug auch Co-Moderator David Ahlf. „Die Beiträge steigen und steigen mit dem Alter so hoch, dass für einige, die dann in Rente gehen, die private Krankenversicherung zum Armutsrisiko wird und einfach nicht mehr zu bezahlen ist“, so seine düstere Analyse.

„Hohe Beiträge sind in der PKV die Ausnahme“

Stefan Reker, Sprecher beim Spitzenverband der privaten Krankenversicherung (PKV), kennt Aussagen dieser Art zur Genüge. Sie stimmten aber nicht mit der Realität überein. „Sehr hohe Beiträge sind in der PKV die absolute Ausnahme“, betont Reker gegenüber procontra und verweist auf die statistische Datenlage.

Danach betreffen Monatsbeiträge über 1.000 Euro nur 0,07 Prozent der Privatversicherten und Monatsbeiträge über 1.500 Euro sogar nur 0,001 Prozent. Das seien einmal gut 6.000 Personen von 8,7 Millionen Versicherten und einmal gut 100 Personen. Und bei diesen Beiträgen handele es sich stets um Verträge mit besonders hohen Leistungsumfängen oder/und mit sehr spätem Eintrittsdatum.

Stefan Reker: „Unsere Daten zeigen, dass die Instrumente zur Stabilisierung der Beiträge im Alter wirken: Der durchschnittliche Beitrag in der PKV beträgt für Erwachsene ohne Beihilfeanspruch rund 600 Euro im Monat – in sehr hohen Altersjahrgängen sogar deutlich niedriger." Ab den Altersstufen von 60 und 65 Jahren sinke der Beitrag sogar spürbar. Von einer „Beitragsexplosion im Alter“, wie in dem „Plusminus“-Podcast behauptet, könne daher keine Rede sein.

Zur Einordnung des individuellen PKV-Beitrags kann ein Vergleich mit den Kosten in der GKV helfen: Privatversicherte Arbeitnehmer kämen bei einem Wechsel in die Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) mit Einkünften über der Entgeltgrenze aktuell auf einen Monatsbeitrag von 844 Euro. „So teuer sind bei älteren PKV-Kunden aber nur sehr wenige Höchstleistungstarife – nur 2,3 Prozent aller Privatversicherten liegen oberhalb dieses GKV-Beitrags“, so Reker. 97,7 Prozent zahlten also weniger. 

Ähnliche Entwicklung in GKV und PKV

Blickt man auf die Entwicklung der letzten 20 Jahre wird tatsächlich deutlich, dass die Beitragsentwicklung in der GKV und in der PKV sehr ähnlich verläuft. Zwischen 2004 und 2024 (also inklusive der aktuellen Erhöhungen) sind die Beitragseinnahmen in der PKV je Versicherten danach um durchschnittlich 2,8 Prozent pro Jahr gestiegen. In der GKV liegt der Wert durch das steigende Lohnniveau bei 3,2 Prozent. Die Zahlen basieren auf einer Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP). 

Wichtig zu wissen: Anders als in der GKV sind die Beiträge in der PKV nicht vom Einkommen abhängig. Damit sie im Alter nicht zu hoch werden, gibt es verschiedene Vorsorgemechanismen. So wird aus den Beiträgen der Versicherten zum Beispiel von Anfang an ein großer Teil als Vorsorge für die medizinischen Kosten im Alter angespart – die sogenannten Alterungsrückstellungen. Dieses Vorsorgekapital wird gezielt zur Dämpfung der Beiträge im Alter eingesetzt.