Autoversicherung

Zweifel am neuen Kfz-Gebrauchtteile-Plan der Allianz

Die Allianz gab kürzlich bekannt, Kfz-Schäden aus Kostengründen mit gebrauchten Ersatzteilen reparieren zu wollen. Andere Versicherer sehen das kritisch, wie procontra erfuhr. Ungeklärt sei zum Beispiel noch die Frage der Gewährleistung.

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12:06 Uhr | 12. Juni | 2024
Blick in eine Kfz-Werkstatt

Die Allianz will bei der Regulierung von Kfz-Schäden ab sofort auch gebrauchte Ersatzteile verwenden.

| Quelle: Westend61

Die deutschen Kfz-Versicherer stehen unter Druck: Wie schon 2023 dürften sie auch in diesem Jahr wieder deutlich mehr Geld ausgeben als einnehmen. Laut dem Versicherungsverband GDV drohen Verluste in Milliardenhöhe. Vor diesem Hintergrund will die Allianz bei der Regulierung von Kfz-Schäden zukünftig auch gebrauchte Teile einsetzen (procontra berichtete). Das sei nicht nur günstiger, sondern auch nachhaltiger, so die Begründung.

„Es gibt noch offene Fragen“

Andere Kfz-Versicherer sehen dieses Vorhaben indes kritisch. „Wir beobachten die Entwicklung auf dem Markt für gebrauchte Ersatzteile, sehen für den Massenmarkt derzeit aber noch kein ausreichendes Angebot", sagt zum Beispiel Huk-Coburg-Sprecherin Eva-Maria Sahm auf procontra-Nachfrage. „Zudem gibt es noch offene Fragen, zum Beispiel bei der Gewährleistung.“

Ähnlich bewertet man die Allianz-Pläne bei der R+V-Versicherung. Auch dort verweist man auf den noch begrenzten Markt und das Thema der Gewährleistung.

Allianz setzt auf Partnerschaft mit Claimparts

Bei der Allianz selbst hält man die Beschaffung und Verwendung von gebrauchten Ersatzteilen dagegen für relativ unproblematisch. Zwar sei der Markt erst im Entstehen, doch durch eine Partnerschaft mit der in Waldbronn ansässigen Firma Claimparts, einem Online-Marktplatz, habe man Zugriff auf rund 4,5 Millionen gebrauchte Ersatzteile.

Kunden erhalten Garantie

„Die Reparaturen selbst erfolgen dann in unseren Partnerwerkstätten – damit erhalten unsere Kundinnen und Kunden eine Garantie für die Reparatur, die weit über den normalen Umfang und Zeitraum hinausgeht", so Allianz-Sprecherin Melanie Berggold gegenüber procontra. Wiederverwendet würden außerdem nur Karosserieteile wie Türen, Front- und Heckklappen, keine sicherheitsrelevanten Teile wie Lenkungen, Achsen oder Räder.

Was der ADAC zu den Allianz-Plänen sagt

Offen gegenüber den Allianz-Plänen zeigt man sich auch beim Automobilclub ADAC. „Wenn beim Gebrauchtteil die gleiche Garantie wie bei einem Neuteil geboten wird, dann ist der Kunde aus unserer Sicht auf der sicheren Seite", so Unternehmenssprecher Alexander Schnaars. „Ist allerdings die Herkunft eines Teiles unklar und fehlt ein Qualitätsnachweis oder eine Garantie, dann sollte man als Kunde vorsichtig sein – ganz besonders bei sicherheitsrelevanten Bauteilen.“