Teils über 70 Prozent

HDI erhöht Prämien für Kfz-Versicherungen kräftig

Der HDI schrieb mit der Kfz-Versicherung zuletzt tiefrote Zahlen. Nun bekommen einige Kunden deftige Prämienerhöhungen ins Haus gestellt. Ihre Reaktion könnte auch Einfluss auf den Rest der Branche haben.

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13:07 Uhr | 09. Juli | 2024
Ein Autounfall aus der der Vogel-Perspektive

Hohe Kosten belasten viele Kfz-Versicherer. Der HDI reagiert darauf mit teils deutlichen Prämienerhöhungen.

| Quelle: Bilanol

„Ich habe heute eine Rechnung für meine KFZ Versicherung erhalten, was zukünftig abgebucht wird. Von 76 Euro steigt der Preis jetzt auf 130 Euro? Das kann ja wohl nur ein Scherz sein (…)

 

„Nach einem Jahr wird die monatliche Prämie um 70 % erhöht ohne Angabe von Gründen.“

 

„Meine Kfz-Versicherungsprämien wurden um 55 % bzw. 75 % erhöht. Begründung? Entschuldigung? : Fehlanzeige!“

Auf Bewertungsplattformen im Internet findet man derzeit verstärkt Kundenmeinungen, die auf hohe Prämienanpassungen in der Kfz-Versicherung bei HDI Deutschland hinweisen. An diesem Dienstag berichtete auch das Branchenportal Versicherungsmonitor über Prämienanpassungen von bis zu 50 Prozent.

Gegenüber procontra bestätigte ein HDI-Sprecher, dass es innerhalb des Bestands zu signifikanten Preiserhöhungen komme. So gebe es im Bestand einzelne, genau definierte Risiken, die sich als extrem schadenlastig erwiesen haben. Zur Höhe der Anpassungen wollte sich der HDI jedoch nicht äußern. Betroffen sei jedoch nur ein kleiner Teil des Bestands, erklärte der Sprecher: Bestände mit Hauptfälligkeit zwischen 1. Juli und 30. September dieses Jahres.

Mit den deftigen Prämienerhöhungen, die in dieser Höhe im Markt bislang nicht zu beobachten waren, reagiert der Versicherer auf die hohen Verluste, die der HDI zuletzt mit dem Kfz-Geschäft einfuhr.

Schaden-Kosten-Quote von über 120 Prozent

Ein Blick in den aktuellen Geschäftsbericht des Unternehmens zeigt für das Kraftfahrt-Geschäft eine Schaden-Kosten-Quote von 120,5 Prozent. Das heißt: Mit jedem verdienten Euro macht der Versicherer rund 20 Cent Verlust. Über die vergangenen Jahre hat sich diese Quote deutlich verschlechtert. So wies der HDI Deutschland laut aktuellem Branchenmonitor der V.E.R.S. für 2020 für das gesamte Kfz-Geschäft noch eine Combined Ratio in Höhe von 83,68 Prozent aus. In den Folgejahren rutschte diese dann auf 93,23 (2021), 109,3 (2022) und dann schließlich auf 120,5 Prozent. 

Der HDI führt die schlechte Quote auf die deutlich gestiegenen Schadenzahlungen im vergangenen Jahr zurück. Neben Kumulereignissen wie den Tiefdruckgebieten „Erwin“ und „Lambert“ sei auch der höhere Durchschnittschadenaufwand für die gestiegenen Schadensausgaben verantwortlich. Hier bekommt der Versicherer die hohen Preissteigerungen bei Ersatzteilen zu spüren – so hatten sich die Preise für Kotflügel, Scheinwerfer & Co. von August 2022 bis August 2023 um knapp 10 Prozent erhöht.

Verschärfend kommt laut Versicherungsmonitor hinzu, dass der HDI über einen im Vergleich zum Markt hohe Schadenquote verfüge und zudem einen Wachstumskurs verfolge. So sei der Hannoveraner Versicherer beispielsweise im Geschäft mit Wohnmobilen stark gewachsen. Angesichts der hohen Kosten wird das für den HDI jedoch zum kostenintensiven Problem.

Wie reagieren die Kunden?

Spannend bleibt abzuwarten, wie die Kunden auf die hohen Prämiensteigerungen reagieren. Wechseln diese ihren Kfz-Versicherer in Scharen dürften andere Versicherer, die ebenfalls tiefrote Zahlen im Kfz-Geschäft schreiben, zögern, ebenfalls ihre Prämien in einem solche Maße anzuheben.

Dabei übt die Finanzaufsicht BaFin weiter Druck auf die Versicherer aus und fordert, dass diese auch mithilfe von Prämiensteigerungen wieder in die Gewinnzone zurückkehren. Der Branchenverband GDV geht derzeit davon aus, dass die Prämien hier im Durchschnitt um 7,8 Prozent steigen werden.

Dass die deutlichen Prämiensteigerungen auch für die HDI-Kunden mit Hauptfälligkeit zum 1. Januar gelten werden, steht noch nicht fest. „Ob und welche Prämienerhöhungen sich daraus für die Bestände mit Hauptfälligkeit 01.01 ergeben, lässt sich derzeit noch nicht vorhersagen“, erklärte ein HDI-Sprecher.