Baloise dementiert Deutschland-Rückzug, Helvetia schweigt
Ein möglicher Abschied der Helvetia Versicherungen aus Deutschland nimmt offenbar konkretere Formen an. Der Verkaufsprozess für die Deutschland-Direktion in Frankfurt am Main sowie die Schaden- und Leben-Töchter sei nun eingeleitet worden. Das berichtet der Versicherungsmonitor und bezieht sich dabei auf Branchenkreise.
Demnach habe der Konzern in den letzten Wochen von mehreren Bietern unverbindliche Preisvorschläge erhalten. Schon in den kommenden Tagen, schreibt der Versicherungsmonitor, wolle die Helvetia den digitalen Datenraum für ausgewählte Interessenten öffnen. Dort könnten diese Einblick in die internen Daten der Gruppe erhalten und auf dieser Basis ein verbindliches Kaufangebot abgeben.
Aufgekommen war das Thema Anfang des Jahres durch einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, zu dem die Helvetia sich nicht äußern wollte. Auch zu den jüngsten Medienberichten hieß es aus der Helvetia-Pressestelle auf procontra-Nachfrage nur „Gerüchte kommentieren wir nicht.“ Auch auf unsere Nachfrage, ob er einen Rückzug aus dem deutschen Markt in den nächsten fünf Jahren ausschließen könne, wollte der Versicherer nicht eingehen.
Baloise dementiert Deutschland-Rückzug
Daneben wird gerade spekuliert, ob sich auch die Baloise und damit ein weiterer schweizerischer Versicherer aus dem deutschen Markt zurückziehen könnte. Auslöser ist ein Interview mit Lars Förberg in der NZZ. Mit seiner Firma Cevian ist er der größte Anteilseigner an der Baloise Gruppe und zudem bekannt dafür, Unternehmen als Investor aktiv umzukrempeln.
Förberg findet, dass die Profitabilität des Konzerns weit unter seinen Möglichkeiten bleibt und es viel Potenzial für Verbesserungen gibt. Er sagte: „Baloise braucht eine neue Strategie und muss sich auch operativ verbessern. Ihr Kernmarkt ist die Schweiz, wo sie erfolgreich ist. In Deutschland hingegen ist Baloise nicht erfolgreich und wird es wohl auch nie sein. Deshalb sollte sie sich von da zurückziehen.“
Doch wie realistisch ist das? Auf procontra-Nachfrage sagte Roberto Brunazzi, Head Group External Communications bei der Baloise Schweiz: „Wir überprüfen unsere Portfolien kontinuierlich, aber wir arbeiten nicht am Rückzug aus Deutschland.“ Was die Äußerungen von Förberg angeht, erklärte der Sprecher, dass man mit vielen Investoren kontinuierlich im direkten, konstruktiven Austausch stehe und seitens der Baloise Holding AG sogar ein Vertreter von Cevian zur Wahl an der Generalversammlung vorgeschlagen wurde.
Zudem verwies Brunazzi auf die bereits angelaufene Refokussierungsstrategie der Gruppe. Mit verschiedenen Maßnahmen verfolgt diese unter anderem das Ziel, im Jahr 2027 durch das deutsche Geschäft etwa 30 bis 50 Millionen Schweizer Franken (etwa 32 bis 53 Millionen Euro) Barmittel zu generieren.
Im Oktober hatte die Baloise ihren Direktversicherer Friday, mit dem sie hierzulande vor allem im Kfz-Segment aktiv war, an die Allianz Direct verkauft. Nur wenige Monate zuvor hatte sie hingegen ihren Maklervertrieb personell ausgebaut, um über diesen Kanal vor allem im Segment Gewerbeversicherung in Deutschland wachsen zu können.