Privater Cyberschutz im Check: Warum es noch kein Top-Produkt gibt
Was Sie erfahren werden
Wo es bei privaten Cyberpolicen noch hakt
An welchen Leistungskriterien man sich orientieren kann
Inwiefern man bei der Beratung Kompromisse eingehen kann
procontra:
Kein einziger Tarif zum privaten Cyberschutz erhielt im F+B-Rating die Bestnote. Dafür aber vier als Totalausfall ein „ungenügend“. Für Makler, die dazu beraten wollen, dürfte das frustrierend sein. Für Sie auch?
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Christian Monke:
Viel Entwicklung sehen wir in der Tat nicht. Außer dass jetzt mit der Debeka ein großer Player dazugekommen ist. Das kann diesem Markt mehr Schwung bringen. Doch mit 14 Anbietern ist das Teilnehmerfeld überschaubar. Und da wo es in der Vergangenheit gehakt und deshalb dann eben auch nicht zu einer Top-Note gereicht hat, das sind auch heute immer noch die Knackpunkte.
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Monke:
Unbefriedigend ist die Situation vor allem deshalb, weil es durchaus gute eigenständige Cyber-Policen gibt, etwa von der VGH oder auch das neue Produkt der Debeka. Die Top-Produkte, die hier zwar nur mit einem FF+ („Gut“) vorn liegen, decken in Bezug auf Cyberrisiken alle Bereiche ab, scheitern dann aber im Grunde an Kleinigkeiten. Hauptsächlich an der bedarfsgerechten Leistungshöhe. Hier stellen wir teils relativ hohe Anforderungen mit beispielsweise 15.000 Euro im Schadenfall bei Einkäufen oder Verkäufen im Internet. Einige Gesellschaften bieten das an, haben dafür aber wiederum an anderer Stelle ein Manko.
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Monke:
Generell ist festzustellen – immer fehlt irgendwo etwas. Das ist gegenwärtig die Crux. Und wenn es dann ganze Bereiche betrifft wie etwa den Haftpflichtteil oder den Rechtsschutz, die bei vielen Gesellschaften sehr schwach sind oder gänzlich fehlen, dann ist es letztlich kein hilfreicher Schutz. Umfassend und auch in ausreichender Höhe versichert: Wenn beides zusammenkommt, dann wären wir sowie sicher auch Makler und Kunden zufrieden. Ein solches Produkt, das wirklich über das gesamte Leistungsspektrum hinweg top ist, vermissen wir in der Tat noch.
procontra:
Damit ein privater Cyberschutz zumindest als guter Tarif durchgeht und dann auch in der Beratungspraxis besteht – was braucht er konkret, wonach kann man filtern?
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Monke:
Da wäre zum einen der weltweite Geltungsbereich. Zum anderen Konto-, Daten- und Identitätsmissbrauch im Internet, auch das sollte auf jeden Fall bis 15.000 Euro versichert sein. Die Daten- und Geräterettung durch einen Dienstleister nach Cyberattacken darf nicht fehlen, genauso wenig die Löschung oder Sperrung persönlicher Daten im Netz. Und für ein Top-Produkt unverzichtbar, allerdings selten enthalten – der Strafrechtsschutz: für den Fall, dass man sich gegen den Vorwurf einer Straftat im Internet verteidigen muss oder selbst eine Strafanzeige stellen möchte.
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Monke:
Unter anderem etwa, weil Daten unberechtigterweise dorthin gelangt sind. Und last, but not least das Thema Urheberrecht. Bei Veröffentlichung von Fotos im Netz etwa steht auch schnell mal eine Urheberrechtsverletzung im Raum. Das sind einige der Mindeststandards, die wir bei Top-Policen anlegen. Der individuelle Bedarf kann natürlich noch mal anders sein. Insofern ist auch dieses Rating als Ausgangspunkt für die Beratung, aber natürlich nicht als Dogma zu verstehen.
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Monke:
Der Schutz sollte möglichst viele Bereiche abdecken. Ob man immer und überall die Höchstsumme braucht, das kann ein Ansatzpunkt sein. Wer zum Beispiel nur sporadisch im Internet einkauft oder für geringe Summen: Da reicht vielleicht auch ein Tarif aus, der 5.000 Euro absichert. Es bleibt aber immer der Aufwand, sich das eine oder andere Produkt herauszugreifen mit der Maßgabe: Passt es auf meinen Kunden? Grundsätzlich haben wir ein breites Spektrum an Leistungen – so breit wie die Risiken im Internet gestreut sind, bis hin zu Cybermobbing. Das ist auch die Voraussetzung, um überhaupt in die höheren Notenregionen zu kommen.
Die Top-Produkte beim privaten Cyberschutz scheitern im Grunde an Kleinigkeiten.Christian Monke, Leiter Ratings Gesundheit und Private Risiken, Franke und Bornberg
procontra:
Beim ersten Rating wurden namentlich die Öffentlichen Versicherer über den grünen Klee gelobt – wie schlagen sie sich jetzt?
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Christian Monke:
Sie sind zumindest alle vertreten, teils wie die VGH, SV Sparkassenversicherung oder die Öffentliche Braunschweig auch recht gut dabei und haben grundsätzlich schon mal einen relativ soliden Grundstein gelegt. Viele andere größere Versicherer wie eine Allianz oder eine R+V regeln den Cyberschutz für Privatleute eher über verschiedene Anhängsel zu Haftpflicht-, Rechtsschutz- oder Hausratverträgen.
procontra:
Diese Ausschnittdeckungen zum privaten Cyberschutz standen beim Rating nicht zur Debatte, werden aber, wie man hört, durchaus nachgefragt. Wie würden Sie sich hier positionieren?
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Monke:
Wenn jemand ohnehin keine Privathaftpflichtversicherung hat, kann man das natürlich auch nutzen, um über einen ergänzenden Cyberschutz zu sprechen. Genauso bei der Hausrat. Dort sind es meist aber keine Bausteine. Der Schutz ist häufig in den Top-Linien enthalten. Insofern könnte man etwa eine vorhandene Hausratversicherung auf neue Füße stellen. Hier wie dort würde ich aber eher sagen: Nimm doch ein Cyberprodukt mit fast Rundum-Schutz, zumal das mit Monatsprämien ab fünf Euro nicht teuer ist. – Insbesondere die jüngeren, oft schwer erreichbaren Zielgruppen kann man zudem mit einem anderen Aufhänger und einem vernünftigen Einsteigerprodukt eher ansprechen. So eine Hausrat- oder Rechtsschutzversicherung sind ja vielleicht nicht so sexy.
Long Story short
Privater Cyberschutz: überschaubarer Markt, aber unübersichtliche Produktlandschaft
Rating als Ausgangspunkt entbindet nicht von eigener Recherche
Eigenständige Cyberpolice als Einsteigerprodukt für jüngere Zielgruppen nutzen