Allianz verweigert Ölindustrie Versicherungsschutz

Während Protestler die Hauptversammlung von Munich Re entern, bekommt die Allianz für eine neue Richtlinie Lob von Naturschützern. Der Münchener Versicherer will weitgehend keinen Versicherungsschutz mehr für die Ölindustrie anbieten. Ein paar Gründe für Kritik gibt es dann aber doch noch.

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13:04 Uhr | 29. April | 2022

Zeitenwende bei der Allianz: Der Münchener Versicherer, laut Umweltschützern derzeit noch einer der größten Öl- und Gasversicherer der Welt, will ab Januar kommenden Jahres keine neuen Öl- und Gasfelder, neue Ölkraftwerke und Öl-Pipelines mehr versichern, in diese investieren oder bestehende Verträge für solche Projekte ab dem 1. Juli 2023 verlängern. Das hat die Allianz an diesem Freitag im Rahmen einer neuen Öl- und Gasrichtlinie beschlossen. Projekte in der Arktis sowie Antarktis sowie Tiefseebohrungen soll ebenso nicht mehr versichert werden – Ausnahme sind hier die norwegischen Arktisgebiete.  

Ein paar Schlupflöcher hält sich der Versicherer jedoch offen. So heißt es in den Fußnoten der neuen Richtlinie, dass der Nachhaltigkeitsrat des Unternehmens Ausnahmen festlegen kann – und zwar dann, wenn ein Land ein neues Ölfeld aus Gründen der Energiesicherung erschließt.  

Geordnete Dekarbonisierung der Wirtschaft

„Angesichts der aktuellen geopolitischen Lage muss die zuverlässige Energieversorgung von Haushalten und Unternehmen kurzfristig neu priorisiert werden. Die Politik muss jetzt mit der Wirtschaft zusammenarbeiten, um Rahmenbedingungen für die langfristige Planung zu definieren und den Ausbau der erneuerbaren Energien weltweit zu beschleunigen“, sagt Günther Thallinger, Mitglied des Vorstands der Allianz SE, Investment Management and Sustainability. „Wir sollten jedoch die schwerwiegenden Folgen des Klimawandels nicht aus den Augen verlieren. Mit ihren neuen Richtlinien bekräftigen wir als Allianz unser Versprechen, zu einer geordneten Dekarbonisierung der Wirtschaft beizutragen.“    

Auch seinen Ölsand-Ansatz will die Allianz nachschärfen. Die Gewinnung von Öl aus sogenannten Ölsanden gilt als besonders umweltschädlich. Ab 2025 soll es keinen Versicherungsschutz sowie keine Finanzierung mehr für Unternehmen geben, die mehr als zehn Prozent ihrer Einkünfte aus dem Geschäft mit Ölsanden erwirtschaften – zuvor lag diese Grenze bei 20 Prozent.  

Lob für ihre neue Richtlinie erhielt die Allianz von der Naturschutzorganisation Urgewald. „Die Allianz hat eine lobenswerte neue Öl- und Gasrichtlinie verabschiedet. Lobenswert, weil sie die Versicherung neuer, auch konventioneller Öl- und Gasfelder ausschließt“, lobte deren Campaignerin Regine Richter. Vollkommen zufrieden mit dem neuen Regelwerk zeigte sich Richter allerdings nicht. „Aber sie greift zu kurz, wenn es um Gas geht: Die Richtlinie schließt Midstream-Gasinfrastruktur wie Flüssigerdgas-Terminals sowie Gas-Kraftwerke oder Fracking-Gas nicht aus, die alle verheerend für das Klima sind.“  

Proteste gegen Munich Re

Nach Angaben von Urgewald ist die Allianz der zehnte Versicherer weltweit, der sich in Bezug auf die Öl- und Gasindustrie Beschränkungen auferlegt. Weitere Unternehmen müssten nun folgen, forderte Richter – in den Fokus der Naturschützer rückt dabei vor allem Munich Re, der weltgrößte Rückversicherer. Dieser war im Rahmen seiner Hauptversammlung in München mit weiterem Protest konfrontiert. So demonstrierten Mitglieder der Klimaschutzorganisation „Extinction Rebellion“ am Donnerstag vor der Münchener Konzernzentrale. Das berichtet der Bayerische Rundfunk. „Die Münchner Rück versichert Zerstörung" war ebenso auf den Protestplakaten zu lesen wie „Steigt jetzt aus fossilen Brennstoffen aus!“  

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