PKV 2020: Weniger Vollversicherte trotz positiven Wechselsaldos
Begrenztes Potenzial im Neugeschäft und ein schwindender Bestand machen der PKV schon seit geraumer Zeit zu schaffen. Auf der Pressekonferenz des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft am 20. Januar gab Ralf Kantak, Vorsitzender des Verbands der Privaten Krankenversicherung, Einblick in die Bilanz des Geschäftsjahrs 2020.
„Die Private Krankenversicherung ist auch 2020 weiter gewachsen“, so Kantaks für die Branche erfreuliche Nettonachricht. Die Gesamtzahl der Versicherungen ist demnach auf 36 Millionen gestiegen. Der Wechselsaldo zwischen PKV und GKV war – wie schon in den beiden Vorjahren – positiv, 2020 sind 144.800 Deutsche von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung gewechselt. Das sind 21.400 mehr als Abgänge zur GKV zu verzeichnen waren. Damit wurde das Plus von 17.400 Wechslern zugunsten der PKV in 2019 noch deutlich übertroffen.
Vollversichertenbestände schrumpfen weiter zusammen
Der Wermutstropfen: Der Schrumpfkurs in der Vollversicherung setzt sich dennoch weiter fort. Die Zahl der Vollversicherten belief sich (insbesondere nach Abzug der Sterbefälle) 2020 auf 8,7 Millionen, ein leichtes Minus von 0,1 Prozent, das entspricht einer Gesamtzahl von 8.723.668 Vollversicherten. Im Vorjahr 2019 war der Verlust mit 0,04 Prozent etwas geringer ausgefallen.
Weiter beflügelt wurde hingegen der Trend, via Zusatzversicherungen privat vorzusorgen. Viele PKV-Anbieter sind zuletzt dazu übergegangen, strategisch zunehmend auf dieses Geschäft zu setzen. Die Zahl der Zusatzversicherungen wuchs um 2,4 Prozent, 2019 hatte die Steigerung mit 2,5 Prozent noch leicht darüber gelegen. Insgesamt beläuft sich die Zahl der Zusatzversicherungen auf 27,3 Millionen – 600.000 mehr als im Vorjahr.
Beitragseinnahmen stark gestiegen
Der Löwenanteil an den Beitragseinnahmen geht auch weiterhin auf die Krankenvollversicherung zurück. Die Beitragseinnahmen in der Kranken- und Pflegeversicherung erhöhten sich 2020 um 3,8 Prozent auf 42,6 Milliarden Euro. 38,4 Milliarden Euro, also ein Plus von 1,5 Prozent, entfallen auf die Krankenversicherung, einen satteren Zugewinn gab es mit 31,2 Prozent in der Privaten Pflegeversicherung, über die 4,2 Milliarden Euro eingenommen wurden. Der starke Anstieg sei auf die gestiegenen Leistungs-Ausweitungen durch die gesetzlichen Pflegereformen zurückzuführen, so der Verband. Diese haben unter anderem zu 25 Prozent mehr Leistungsempfängern in der Privaten Pflegeversicherung geführt.
Auch die Leistungsausgaben sind aber weiter gestiegen, in 2020 um 0,2 Prozent auf 30,1 Milliarden Euro. Auf die Krankenversicherung entfallen davon 28,4 Milliarden Euro, auf die Pflegeversicherung 1,7 Milliarden Euro. Zum Hintergrund: In den vergangenen fünf Jahren waren die Ausgaben im Schnitt um vier Prozent jährlich gestiegen. Von 2018 auf 2019 war der Sprung mit knapp 5,2 Prozent noch deutlicher.
bKV auf Wachstumskurs
Gute Neuigkeiten gab es auch aus der betrieblichen Krankenversicherung. 13.500 Unternehmen in Deutschland bieten ihren Mitarbeitern eine komplett vom Arbeitgeber gezahlte bKV, ein knappes Drittel mehr als im Jahr 2019 (10.500 Betriebe). Die Zahl der Beschäftigten, die von einer bKV profitieren, stieg somit um 18 Prozent von 883.400 in 2019 auf 1,04 Millionen Personen in 2020.