Versicherer wollen Plastikverschmutzung reduzieren

Immer wieder gelangen Container mit Plastikpellets ins Meer und gefährden Flora und Fauna. Nun unternimmt der Weltverband der Transportversicherer einen Vorstoß, um dieses Problem einzugrenzen.

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13:06 Uhr | 24. Juni | 2022

Am 25. Juni jedes Jahres wird seit einigen Jahren der „Tag der Seefahrer“ gefeiert – an diesem Tag möchte die Internationale Seeschifffahrts Organisation IMO die Aufmerksamkeit auf die Arbeit der weltweit rund 1,2 Millionen Seeleute, ihre Arbeit und ihre Herausforderungen lenken. In diesem Jahr steht der Gedenktag unter dem Motto „Your voyage – then and now, share your journey“. Seeleute rund um den Erdball sind aufgerufen, zu berichten, wie sich ihr Beruf in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten verändert hat – zum Guten wie zum Schlechten.  

Für eine Veränderung in der Schifffahrt setzt sich nun auch die deutsche Versicherungswirtschaft ein. Im Fokus steht dabei allerdings nicht das Leben der Seeleute, sondern eher das Thema Umweltverschmutzung.  

Plastikpellets sollen Gefahrgut werden

So macht sich der Branchenverband GDV dafür stark, Plastikpellets – Grundstoff für die meisten Plastikprodukte – künftig als Gefahrgut zu deklarieren. Aus Sicht von GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen habe eine solche Einstufung deutliche Vorteile: „Als Gefahrgut würde das Plastik für den Seetransport besser verpackt, zudem würden entsprechende Container unter Deck verstaut. Das minimiert das Risiko eines Ladungsverlustes.“  

Zudem müssen, wenn ein mit Plastikpellets beladener Container über Bord geht, die entsprechenden Behörden informiert werden. Auf diese Weise könnte es leichter werden, die von der Verschmutzung betroffenen Gebiete schneller zu identifizieren. „Bei einem Ladungsverlust müssen Strände so schnell wie möglich von den Pellets gereinigt werden. Die Kosten dafür übernehmen zwar die Schiffsversicherer – aber das eigentliche Problem ist vielmehr, die kleinen Teile überhaupt zu finden“, so Asmussen.  

Das seitens des GDV adressierte Problem hat durchaus Relevanz. Laut Schätzungen würden laut GDV durch über Bord gegangene Container jährlich bis zu 200 Tonnen Plastikgranulat allein in europäische Gewässer gelangen. Nur wenige Fälle würden es allerdings in die Nachrichten schaffen.  

Nur wenige dürften den Fall der MV Trans Carrier im Februar 2020 mitbekommen haben: Das Schiff war von Rotterdam in Richtung Norwegen unterwegs und verlor nach einem Sturm zehn Tonnen Plastikpallets durch einen beschädigten Container. Den Plastikmüll fand man schließlich in der Deutschen Bucht sowie im Oslofjord wieder.  

Umweltkatastrophe vor Sri Lanka

Noch schlimmer erwischte es im Mai 2021 die Küste von Sri Lanka. Auf dem Containerschiff „X-Press Pearl“ brach kurz vor der Einfahrt nach Colombo ein Feuer aus, das erst nach 13 Tagen gelöscht werden konnte. Das Maß der Umweltzerstörung illustriert eine Bilderstrecke, die der Spiegel im vergangenen Jahr veröffentlichte.

So ist es wenig verwunderlich, dass sich auch Sri Lanka für eine Klassifizierung von Plastikpellets als Gefahrgut einsetzt. Die Entscheidung darüber, was als Gefahrgut gilt und was nicht, obliegt der IMO. Nur Waren, die im „International Maritime Dangerous Goods Code“ gelistet sind, gelten als Gefahrgut.  

Auch mehrere NGOs fordern seitens der IMO eine entsprechende Einordnung. Eine Petition der „Environmental Investigation Agency“ wurde bislang von über 80.000 Menschen unterschrieben. Nun erhöht auch die Versicherungswirtschaft den Druck.

Die Versicherer erhoffen sich durch die Maßnahme einen spürbaren Effekt für den Umweltschutz. „Über Bord gegangene Pellets können langfristig große Umweltschäden anrichten und bedrohen die Biodiversität betroffener Küstengebiete“, so Asmussen. So waren nach der Havarie vor Sri Lanka zahlreiche Tiere an den teils nur mehrere Millimeter großen Plastikteilchen erstickt, nachdem sie diese gegessen hatten.