Debatte um Vermittlervergütung
Seit Ende vergangenen Jahres schlägt die Debatte um ein EU-weites Provisionsverbot hohe Wellen. Die Pläne von EU-Finanzkommissarin Mairead McGuiness, die Zuwendungen in der Anlage- und Altersvorsorgeberatung abzuschaffen, ließen Vermittlerverbände Alarm schlagen und spalteten die Ampelkoalition in zwei Lager. Während Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) ein Provisionsverbot ablehnt, gibt es von den Grünen Zustimmung. Nun schaltetet sich der US-Fondsanbieter Vanguard in die Diskussion ein. In einem Pressestatement erklärte Sebastian Külps, Leiter des Deutschland- und Nordeuropa-Geschäfts: „Vanguard begrüßt ein Provisionsverbot in ganz Europa, um dadurch Interessenskonflikte in der Fondsbranche aufzulösen.“
Nach wie vor profitieren Vertriebsunternehmen in Europa von zu hohen Provisionen.Sebastian Külps, Vanguard
Die Kosten für Anleger würden durch ein Provisionsverbot deutlich gesenkt, zugleich entstehe mehr Transparenz, fügte Külps hinzu. Dabei nannte er die Länder Großbritannien und die Niederlande als Vorreiter, hier gilt bereits ein Provisionsverbot. „Nach wie vor profitieren Vertriebsunternehmen in Europa von zu hohen Provisionen, was sich negativ auf die Rendite der Anleger auswirkt“, konkretisierte er weiter. So würden die hohen Gebühren bei vielen Investmentfonds und fondsgebundenen Versicherungen Kleinanlegern eine erfolgreiche Kapitalmarktbeteiligung erschweren. Die Europäische Kommission müsse mehr tun, um die „Investmentkosten für Privatanleger nachhaltig zu senken“.
Vanguard selbst vertreibt in erster Linie Indexfonds und ETF. Bei deren Verkauf fließt keine Rückvergütung an den Vertrieb. Die Gesellschaft, die seit einigen Jahren verstärkt ihre Fühler nach Europa ausstreckt, wäre daher von einem europäischen Provisionsverbot nicht betroffen und dürfte sich gegenüber Wettbewerbern sogar im Vorteil befinden – zumindest so lange, bis diese ihre Prozesse an die neue Regulierung anpassen.
Im Hinblick auf die Kosten provisionsbasierter Produkte hatte die EU-Kommission jüngst einen Fehler einräumen müssen. In einer Grundlagenstudie kam das Marktforschungsinstitut Kantar zu dem Schluss, dass Produkte, die auf Provisionsbasis vertrieben werden, im Schnitt 35 Prozent teurer als Produkte ohne Provisionsvergütung sind. Im Nachhinein erwies sich der Anteil von 35 Prozent als falsch. Tatsächlich rangieren die Mehrkosten zwischen 24 und 26 Prozent. Zwar räumte die Europäische Kommission den Rechenfehler ein, zu einem Umschwenken innerhalb der Debatte führte das bislang allerdings nicht. Mehr Details zu den Plänen eines EU-weiten Provisionsverbots werden für Ende März erwartet. EU-Kommissarin McGuiness kündigte an, ihre Kleinanlegerstrategie dann vorlegen zu wollen.