Fondspolicen: Lieber managen lassen als selbst anlegen?
Über Managed Depots lassen sich nicht nur die Anlagewünsche des Kunden abbilden, es können auch seine Risikoparameter besser eingehalten werden.Marc C. Glissmann
Geschäftsführender Gesellschafter und Mitbegründer der infinma Institut für Finanz-Markt-Analyse GmbH
Die Diskussion, ob Managed Depots im Rahmen von Fondspolicen sinnvoll sind oder nicht, erinnert ein wenig an das Thema Autoquartett. Hier gab es immer eine Karte mit dem schnellsten Sportwagen, aber auch eine mit dem schwersten Lastkraftwagen. Welches der beiden Fahrzeuge war besser? Das konnte man natürlich nicht pauschal sagen, aber man wusste, in welcher Situation man welche Karte spielen musste.
Ähnlich ist es mit den Fondsanlagen im Rahmen einer Fondspolice. Für den einen Kunden sind individuelle Fondsanlagen, mit denen sich Anlagethemen und möglicherweise sogar bestimmte zeitliche Zyklen abbilden lassen, extrem wichtig. Der nächste Kunde möchte sich nur auf einen einzigen vermögensverwaltenden Fonds eines bekannten Investmentmanagers verlassen. Wieder andere Kunden finden den Kompromiss zwischen diesen beiden Extremen in Form eines gemanagten Depots aus unterschiedlichen Fonds attraktiv.
Angebote für alle Anlagewünsche
Die Policenschmieden der Lebensversicherer lassen für die Anlagewünsche der meisten Kunden kaum noch irgendwelche Lücken. Von globalen Aktien- und Rentenfonds über Branchen- und Themenfonds bis hin zu speziellen Anlagestrategien und -konzepten wie Private Finance ist so ziemlich alles wählbar. Die Produktmanager erinnern dabei ein wenig an die Designer von hochgezüchteten Sportwagen, die ihren Fahrzeugen unglaubliche Fahreigenschaften geben können, die jedoch unter Umständen die Wünsche und Fähigkeiten ihrer Kunden massiv überfordern.
Da können 10, 20 oder auch mehr Fonds gleichzeitig mit individuellen Fondsquoten bespart werden, zusätzlich können auch noch Investments mit verwaltet werden, in welche der Kunde gar keine Sparbeiträge mehr lenkt. Für die Kapitalanlage stehen dutzende, wenn nicht hunderte von Fonds zur Verfügung, die zudem tagesaktuell kostenlos angepasst werden können (Switch und Shift).
Für den Anlageprofi unter den Beratern bzw. den Kunden ein Paradies. Aber was ist mit den Kunden, die sich von diesen Möglichkeiten – und damit auch Anforderungen an Informationen und Entscheidungen – einfach nur überfordert fühlen? Die Kunden, die sich vielleicht nicht sonderlich für Kapitalmarktthemen interessieren und schon gar nicht regelmäßig Anlageentscheidungen treffen wollen?
Für diese Kunden sind gemanagte Fondsdepots unter Umständen eine gute Alternative, zumal das Marktangebot in den vergangenen Jahren sehr viel umfangreicher und komfortabler geworden ist. In den 1990er Jahren sahen viele Konzepte noch so aus, dass ein Anbieter als Managed Funds Konzept schlicht einen Dachfonds aufgelegt hat, in den er drei seiner eigenen Zielfonds (2 Aktienfonds, 1 Rentenfonds) einbrachte und einmal pro Jahr neu aufteilte (Rebalancing). Das hier die meist sogar noch bezahlte Managementleistung überschaubar und auch die Ergebnisse bescheiden waren, hat dem Thema an sich sicherlich nicht gutgetan.
In diese Lücke sind in den letzten Jahren vielfach passive Fonds-Baskets oder Fonds-Depots getreten, die ihrerseits die Funktion einer begrenzten Vermögensverwaltung übernehmen sollen. Vielfach unterscheiden sich diese Baskets oder Depots in ihrer Ausrichtung (Wachstum global) oder in der Art ihrer Zielfonds (ETF-Basket). In der Regel werden die enthaltenen Fonds gleichmäßig aufgeteilt und regelmäßig rebalanced.
Wesentlich komfortabler für den Kunden wird es im Bereich der Managed Depots, wenn der Anbieter nicht nur bereit ist, marktabhängig laufend die Anlageschwerpunkte und -aufteilungen anzupassen, sondern auch die jeweiligen Zielfonds einer regelmäßigen Kontrolle unterwirft und diese gegebenenfalls austauscht.
Risiken im Blick
Über derartige Managed Depots lassen sich nicht nur die Anlagewünsche des Kunden abbilden, es können auch seine Risikoparameter besser eingehalten werden. Viele in der öffentlichen Diskussion sehr stark hervorgehobene Aktienfonds weisen ein nicht zu unterschätzendes Risiko für den Kunden auf, beispielsweise in Form der Volatilität der Fondskurse. Unter Umständen hat sich aber schon im Beratungsgespräch gezeigt, dass der Kunde an dieser Stelle weniger risikoaffin ist, als es die Fondsanlage erfordern würde. Hier kann ein Managed Depot helfen, wenn es beispielsweise systematisch innerhalb bestimmter Volatilitätsgrenzen gehalten wird.
Ein ähnliches Phänomen lässt sich auch im Bereich der Nachhaltigkeit beobachten. Nachhaltige Fondsanlagen, beispielsweise ausgedrückt in der Notation der Transparenzverordnung, unterliegen gewissen Schwankungen. Fonds gemäß Artikel 9 werden auf Artikel 8 heruntergestuft, Fonds gemäß Artikel 8 auf Artikel 6 – oder umgekehrt. Ein Managed Depot würde dafür sorgen, dass auch in der Zukunft ausschließlich nachhaltige Investments im Rahmen der verwalteten Kapitalanlagen gehalten werden. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, wenn der Anbieter dem Kunden gegenüber von einem „grünen“ Investment spricht.
Bestimmte Anlagestrategien, die ein Zusammenspiel verschiedener Vermögensklassen und entsprechender Derivate erfordern, lassen sich kundenindividuell über einzelne börsengehandelte Fonds oft gar nicht darstellen. Kombinationen aus Aktien und Gold, Renten und Öl, dargestellt und abgesichert über Derivate, die gegenseitig Schwankungsbreiten begrenzen und Renditepotenziale heben sollen, müssen im Regelfall professionell aus einer Hand verwaltet werden, zum Beispiel in Form eines Managed Funds Konzeptes.
Verschiedene Vehikel für verschiedene Strategien
Wie im Bereich der Fahrzeuge auch ist es gut und richtig, dass es verschiedene Vehikel für die unterschiedlichsten Einsatzmöglichkeiten gibt. Der informierte und entscheidungsfreudige Kunde möchte vielleicht wirklich seine eigene Core-Satellite-Strategie umsetzen, in dem er globale ETFs mit aktiv gemanagten Spezialfonds zu besonderen Einzelthemen zusammenstellt und im weiteren zeitlichen Verlauf überwacht und marktabhängig regelmäßig anpasst.
Der klassische Altersversorgungskunde, der sich mit dem Thema Kapitalmärkte noch nicht grundlegend beschäftigt hat, den das Thema kaum interessiert und der insbesondere auch nicht regelmäßig Anlageentscheidungen treffen will, ist dagegen vermutlich mit einer gemanagten Fondsanlage auf lange Sicht besser bedient. Wie beim Vergleich zwischen Sportwagen und Lastkraftwagen gibt es auch beim Thema Fonds kein besser oder schlechter. Es gibt nur ein geeignet oder nicht geeignet für den jeweiligen Kunden.
Das selbst zusammengestellte Fondsportfolio bietet eine überzeugende Balance aus Kostenvorteilen, Flexibilität und langfristigen RenditechancenPeter Flöge
Produktmanager und Experte für Altersvorsorge bei der Hannoversche Lebensversicherung AG
Die Altersvorsorge über eine fondsgebundene Rentenversicherung ist grundsätzlich eine sehr gute Wahl. Sie verbindet die Vorteile einer Rentenversicherung mit den Renditechancen am Kapitalmarkt.
Ob man ein eigenes Portfolio zusammenstellt oder ein professionell gemanagtes Depot wählt, hängt von der jeweiligen Zielgruppe ab. Wer informiert ist und sich für die Märkte interessiert, profitiert beim selbst zusammengestellten Portfolio von mehr Flexibilität, geringeren Kosten und der Möglichkeit, die eigene Strategie konsequent umzusetzen. Professionell gemanagte Depots hingegen sind eine Lösung für Anleger, die sich nicht selbst intensiv mit Investments beschäftigen möchten.
Mit der richtigen Strategie Kosten sparen
Ein wesentlicher Punkt dabei: Mit der richtigen Strategie lassen sich spürbar Kosten sparen – vor allem durch günstige, passive ETF-Lösungen. Ein Rechenbeispiel verdeutlicht dies: Bei einer monatlichen Sparrate von 150 Euro über 40 Jahre und einer durchschnittlichen Wertentwicklung von 7 Prozent führt ein Kostenunterschied von nur einem Prozentpunkt zu einem Renditeverlust von rund 85.400 Euro. Das ist mehr als die gesamte Beitragssumme von 72.000 Euro – ein eindrucksvoller Beleg für die Kraft des Zinseszinseffekts, den Albert Einstein als „achtes Weltwunder“ bezeichnet haben soll.
Ein weiterer Vorteil des Versicherungsmantels: Depotänderungen sind in der Regel kostenfrei und zudem entstehen bei Fondswechseln innerhalb der Ansparphase – sogenannte Shifts und Switches - keine steuerlichen Belastungen. So kann die Wertentwicklung ungehindert wirken.
Darüber hinaus eröffnet die fondsgebundene Rentenversicherung zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten. Anleger können ihren Vorlieben folgen, auf Trends reagieren, bei Bedarf Märkte verlassen oder antizyklisch nachinvestieren. Durch Diversifikation lassen sich zudem Marktschwankungen abfedern.
Tools erleichtern die Auswahl
Digitale Tools erleichtern heute die Auswahl geeigneter Investments erheblich. Gleichzeitig behält man die eigenen Sparziele im Blick, kann sich konsequent an Terminziele halten und das Investment bei veränderten Geldbedarfen flexibel anpassen.
Gerade in Kombination mit dem Versicherungsmantel bietet das selbst zusammengestellte Fondsportfolio durchaus eine überzeugende Balance aus Kostenvorteilen, Flexibilität und langfristigen Renditechancen – und damit eine solide Basis für die Altersvorsorge.
Pro und contra Managed Depots
Pro:
ideal für unerfahrene oder passive Anleger
bessere Risikosteuerung möglich
professionelles Rebalancing
Contra:
Höhere Kosten durch Managementgebühren
weniger Flexibilität
eingeschränkte Transparenz