Durchschnittswert
Das Analysehaus Franke und Bornberg kritisiert die Leistungshöhe vieler Berufsunfähigkeitsversicherungen (BU). Seinen Berechnungen zufolge beträgt die durchschnittliche monatliche BU-Rente rund 1.100 Euro. „Angesichts der hohen Mieten in vielen deutschen Großstädten dürfte die BU-Rente im Fall der Fälle gerade noch für die Wohnungsmiete reichen“, schreiben die Analysten im Zuge ihres aktuellen map-reports, der sich mit der Beitragsstabilität von BU-Versicherern auseinandersetzt.
Auch die Absicherungsquote in der Bevölkerung kritisieren die Analysten. Der Gesamtbestand an BU-Verträgen stagniere seit Jahren. Die Ursache dafür sieht Franke und Bornberg bei den Versicherungsunternehmen: „Der Wettbewerb fokussiert sich auf wenige Berufsgruppen, wobei in diesen Segmenten – verstärkt durch die Erhöhung des Höchstrechnungszinses – ein zunehmend aggressiver Preiskampf herrscht.“
Als Beispiele führt der map-report die unterschiedlichen Brutto-Beiträge ins Feld, die jeweils 30-jährige Bankkaufleute (111,55 Euro), Maschinenbauingenieure (81,85 Euro) und Tischlerinnen (220,55 Euro) für eine BU-Rente von 1.500 Euro im Marktdurchschnitt bezahlen müssen. Sie zeigen den deutlichen berufsabhängigen Unterschied bei den Kosten für den BU-Schutz.
„Insbesondere für Akademiker wird das Angebot seit Jahren nicht nur besser, sondern noch günstiger. Wer körperlich arbeitet, muss sich den teuren BU-Schutz hingegen mühevoll ersparen. Ob Krankenschwester, Pfleger oder Handwerker – gerade jene Berufe, die unsere Gesellschaft zusammenhalten, fallen oft durchs Raster“, sagt Michael Franke, Geschäftsführer der Franke und Bornberg GmbH. Allerdings ist, laut Zahlen seines Unternehmens, auch die Brutto-Prämie im Tischlerbeispiel seit dem Jahr 2015 um 8,39 Euro gesunken. Für Ingenieure wurde sie deutlich reduziert (-21,49 Euro), für Bankkaufleute ist sie leicht gestiegen (+3,56 Euro).
„Policen zur Absicherung der Arbeitskraft sind Low-Interest-Produkte; sie werden nicht gekauft, sondern müssen verkauft werden“, findet Franke. Hier sieht er den Vertrieb gefordert, um das Bewusstsein für das individuelle BU-Risiko zu schaffen und die Kunden von der Notwendigkeit der privaten Absicherung zu überzeugen.