Interview zu nachhaltiger Altersvorsorge

„Privates Kapital kann Prozesse unterstützen und beschleunigen“

Gorden Isler, Finanzberater und Versicherungsmakler spricht mit uns im Interview über die Bedeutung der nachhaltigen Altersvorsorge und wie sie finanzielle Sicherheit und positive Umwelteffekte vereinen kann.

09:03 Uhr | 19. März | 2024
Versicherungsmakler, Makler, Vermittler, Altersvorsorge, Versicherungen

Gorden Isler (Fairvendo GmbH) ist seit Mai 2023 Stipendiat im bessergrün-Stipendium und setzt sich intensiv mit den Themen Nachhaltigkeit in der Versicherungs- und Finanzwelt auseinander.

| Quelle: procontra

Drei Vermittler haben durch ein Stipendium in Kooperation mit bessergrün, dem Marktplatz für Versicherungen mit nachhaltigem Mehrwert, die Chance ihre Firmen, Beratungsangebote und Geschäftstaktiken auf eine nachhaltige Weise auszurichten. Sie profitieren von einer finanziellen Unterstützung, die es ihnen ermöglicht, verschiedene Firmensegmente neu auszurichten und somit ihre Entwicklung in Richtung Nachhaltigkeit voranzutreiben.

Einer der drei Makler ist Gorden Isler, Finanzberater und Versicherungsmakler sowie Gründer und Geschäftsführer der fairvendo GmbH aus Hamburg. Er sprach mit uns über die Chancen der nachhaltigen Altersvorsorge.

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procontra:

Könnten Sie erläutern, was unter einer „nachhaltigen Rente“ oder „grünen Rente“ zu verstehen ist und wie sich diese von herkömmlichen Rentenplänen unterscheidet?

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Gorden Isler:

Bei der nachhaltigen oder auch grünen Altersvorsorge geht es um alle finanziellen Vorsorgemaßnahmen, die für den Ruhestand getroffen werden. Im Gegensatz zur herkömmlichen Rentenplanung werden jedoch neben den Aspekten Rendite, Sicherheit, Verfügbarkeit und steuerliche Auswirkungen auch soziale und ökologische Aspekte bei der Ruhestandsplanung berücksichtigt. Das Ziel besteht idealerweise darin, nicht nur eigene finanzielle Sicherheit im Alter zu gewährleisten, sondern auch langfristig positive Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und natürlich auch auf die Wirtschaft zu erzielen. Das kann konkret bedeuten, dass Unternehmen mit umweltfreundlichen Geschäftsmodellen bevorzugt werden oder dass in Erneuerbare Energien, sauberes Wasser, in Gesundheits- oder Bildungseinrichtungen investiert wird. Investitionen mit negativen Auswirkungen auf die Umwelt oder Gesellschaft werden hingegen ausgeschlossen.

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procontra:

Welche spezifischen Kriterien legen Sie an, um Investmentoptionen als „nachhaltig“ einzustufen?

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Isler:

ESG-Faktoren sind die wichtigsten Kriterien für die Bewertung der Nachhaltigkeit eines Unternehmens, einer Kapitalanlage oder einer Rentenversicherung. Dabei werden Umweltfaktoren (z.B. CO2-Emissionen, Ressourcenverbrauch), soziale Faktoren (z.B. Arbeitsbedingungen, Menschenrechte) und Governance-Faktoren (z.B. Unternehmensführung, Korruptionsbekämpfung) berücksichtigt.

Man kann mit Ausschlusskriterien (Tabak, Kohle und Alkohol) und mit Einschlusskriterien (Erneuerbare Energien, Ökologische Landwirtschaft, Kreislaufwirtschaft) arbeiten. Es gibt verschiedene Agenturen, Organisationen oder auch Technologien, die Nachhaltigkeitsratings und Bewertungen für Unternehmen und Investmentfonds erstellen.

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procontra:

Oft wird argumentiert, dass nachhaltige Investitionen eine niedrigere Rendite erzielen oder ein höheres Risiko bergen. Basierend auf Ihrer Erfahrung, wie würden Sie diese Aussage bewerten?

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Isler:

Die Annahme, dass nachhaltige Investitionen eine niedrigere Rendite erzielen oder ein höheres Risiko bergen, ist nicht belegt. Es gibt Ergebnisse, die zeigen, dass nachhaltige Investmentfonds langfristig vergleichbare oder sogar bessere Renditen erzielen können als herkömmliche Anlagen.

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procontra:

Glauben Sie, dass ein zunehmendes Interesse an nachhaltigen Renten einen spürbaren Einfluss auf Unternehmen und deren Nachhaltigkeitspraktiken hat? Können Sie Beispiele nennen, wo ein solcher Einfluss sichtbar wurde?

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Isler:

Das ist definitiv so. Das prominenteste Beispiel für den Einfluss von nachhaltigen Investitionen auf Unternehmen ist das Thema des „Divestments“ von fossilen Brennstoffen. Im Laufe der Jahre haben viele Institutionen, Universitäten, Stiftungen, Pensionsfonds und Versicherer beschlossen, ihre Investitionen aus Unternehmen abzuziehen, die in der Förderung von Kohle, Öl und Gas tätig sind. Dieser Druck hat dazu geführt, dass viele Unternehmen ihre Geschäftsmodelle überdenken, ihre Kohlenstoffemissionen reduzieren und verstärkt in erneuerbare Energien investieren. Privates Kapital kann solche Prozesse deshalb unterstützen und beschleunigen.

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procontra:

Wie bewerten Sie die aktuelle Regulierungslage? Gibt es Ihrer Meinung nach genügend Transparenz und Verlässlichkeit bei der Kennzeichnung und Bewertung nachhaltiger Rentenprodukte?

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Isler:

Die aktuelle Regulierungssituation im Bereich nachhaltiger Altersvorsorge ist herausfordernd, insbesondere wegen der Notwendigkeit klarerer Standards. Aktuell ist es für Berater*innen schwierig, die Nachhaltigkeit von Finanzprodukten effektiv zu überprüfen und zu dokumentieren. Eine Harmonisierung von Standards könnte den Markt stärken und das Wachstum nachhaltiger Investitionen fördern. Es bedarf einfacher, transparenter Produkte mit eindeutigen nachhaltigen Zielen, um Greenwashing zu vermeiden.

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procontra:

Welche Herausforderungen sehen Sie für die weitere Entwicklung des Marktes? Wie könnte sich der Markt in den nächsten 5 bis 10 Jahren entwickeln?

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Isler:

Wir brauchen globale Standards wie die EU-Taxonomie. Außerdem muss Greenwashing vermieden werden durch strikte Regelüberwachung, ergänzt durch unabhängige Überprüfungen. Zugleich sollten innovative, preiswerte und transparente nachhaltige Rentenversicherungsprodukte entwickelt werden, begleitet von Bildungskampagnen für Anleger*innen, Finanzberater*innen und Bank- sowie Versicherungsmitarbeiter*innen, um das Verständnis für nachhaltige Anlagen zu erhöhen.  Eine verbesserte Kooperation zwischen Regierungen, Aufsichtsbehörden und Verbänden könnte die Schaffung globaler Standards für nachhaltige Investitionen fördern und so die Marktentwicklung in den kommenden 5 bis 10 Jahren entscheidend vorantreiben.

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