Hacker-Angriffe nehmen zu

180 Mio. Euro mussten Cyber-Versicherer 2023 auszahlen

Eine wachsende Zahl schadenträchtiger Hacker-Angriffe auf Unternehmen hat im vergangenen Jahr bei den Cyberversicherern zu höheren Belastungen geführt. Nicht nur die Zahl der Angriffe steigt, sondern auch das Ausmaß der Schäden. Das könnte zu höheren Beiträgen führen oder zu strengeren Versicherungsbedingungen.

Author_image
12:09 Uhr | 05. September | 2024
Jörg Asmussen

Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV)

| Quelle: www.gdv.de

„Die Leistungen in der Cyberversicherung stiegen gegenüber 2022 um knapp 50 Prozent auf 180 Millionen Euro“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Unterm Strich wurden die Prämieneinnahmen aufgrund der Angriffe fast vollständig aufgezehrt. Die Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio), die das Verhältnis aus Kosten und Einnahmen abbildet, stieg auf 97 Prozent – nach 77,7 Prozent im Jahr 2022. Zum ersten Mal ist die Auswertung der Cyberversicherungszahlen Teil der Broschüre „Statistiken zur deutschen Versicherungswirtschaft 2024“, die der GDV am Donnerstag veröffentlicht hat.

Den Cyberversicherern wurden im Vorjahr etwa 4.000 Hackerangriffe gemeldet – 18,7 Prozent mehr als 2022. Die Zahl der Schäden stieg damit stärker als die der Verträge.

Im Jahresverlauf nahm die Zahl der Cyber-Versicherungen um 15,7 Prozent auf rund 261.000 zu. Die Versicherer sehen sich aber nicht nur einer wachsenden Zahl von Hackerangriffen gegenüber, diese richten auch immer größere Schäden an: „Ein Cyber-Schaden kostete 2023 durchschnittlich 45.370 Euro. Das sind 8,3 Prozent mehr als 2022“, so Asmussen. 

Wenn sich die Schäden so weiterentwickeln und die Unternehmen nicht stärker in Prävention investieren, werden die Versicherer möglicherweise nicht daran vorbeikommen, die Beiträge zu erhöhen. Erstmal gehen sie aber an ihre Versicherungsbedingungen und verlangen mehr Prävention von den Unternehmen.

Neuabschlüsse nicht mehr ohne Präventionsklauseln

Die IT-Sicherheitslücken in den Unternehmen bereiten den Versicherern Kopfschmerzen. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage unter Mittelständlern im Auftrag des GDV erfüllen 69 Prozent der befragten 300 Unternehmen nicht einmal alle Basisanforderungen. Sie bewahren beispielsweise IT-Sicherheitskopien falsch auf oder schützen ihre Systeme nur mit schwachen Passwörtern. Laut GDV sind Cyberversicherungen ein Sicherheitsnetz für den Ernstfall, ersetzten aber nicht einen starken Schutzschild.  

Die Entwicklung wirkt sich auf die Zeichnungspolitik der Unternehmen aus. Mit einem Anstieg um rund ein Viertel auf 309 Millionen Euro stiegen die Prämieneinnahmen in der Cyber-Sparte gegenüber 2022 zwar, das Plus lag aber deutlich unter dem Niveau der Vorjahre (2022: 56,3 Prozent; 2021: 49,2 Prozent). „Angesichts der wachsenden Gefahrenlage bestehen die Versicherer bei Neuabschlüssen auf wirksame Schutzmaßnahmen", betont Asmussen.