Interview

„Der Assekuradeur-Status bringt mehr Sicherheit für den Bestand“

Viele Versicherer sanieren ihre Gewerbebestände. Makler Achim Finke denkt deshalb über die Gründung eines Assekuradeurs nach. Welchen Nutzen das brächte und ob das etwas für jeden Makler ist, erklärt er im Interview.

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15:01 Uhr | 29. Januar | 2025
Achim Finke

Achim Finke ist Geschäftsführer des auf Sach-Gewerbeversicherungen spezialisierten Maklers con4b. Um zum Jahresende weniger Stress mit Sanierungsauflagen und Umdeckungen für seine Kunden zu haben, will er einen Assekuradeur gründen.

| Quelle: con4b

procontra: Sie meinten kürzlich, das letzte Quartal des vergangenen Jahres war für Sie als Makler besonders stressig. Warum?

Achim Finke: Viele Versicherer sind ihre Bestände im Gewerbebereich durchgegangen und haben mit harter Hand saniert. Dabei stand oft die Feuergefahr im Fokus und vielen Kunden wurden höhere Brandschutzmaßnahmen verordnet. Beispielsweise sollten bestimmte Betriebe eine Sprinkleranlage einbauen, ansonsten würde der Versicherer den Vertrag kündigen. In der aktuellen Zeit ist es aber gar nicht so einfach, in der geforderten Frist ein Unternehmen zu finden, dass einem eine solche Anlage einbaut. Und selbst wenn die Kunden es umsetzen wollen, können es sich manche wegen den ‚Nebenkosten‘ nicht leisten. Denn während des Einbaus steht bei manchen ihr Betrieb still. Das sind völlig ungeplante Kosten, die manchen an die Existenzgrenze bringen. Dazu kamen dann viele Anfragen von Kollegen, ob wir Lösungen dafür finden können.

Andere Versicherer erhöhen die Prämie so stark, dass die Kunden es sich nicht mehr leisten können und wieder andere kündigen die Verträge einfach direkt, weil sie solche Risiken pauschal nicht mehr versichern wollen. Das bringt uns Makler in arge Umdeckungsnöte. Dazu kam dann auch noch die Element-Pleite, die die Ausnahmesituation bis in den Februar hinein verlängert hat. Insgesamt handelt es sich hier um ein generelles Problem in der Gewerbeversicherung, das in den letzten Jahren an Intensität gewonnen hat.

procontra: Also wird es in den nächsten Jahren so weitergehen?

Finke: Ja, sehr wahrscheinlich. Denn es sind nicht nur die stark gestiegenen Schadenkosten und der Einmalfaktor Element. Die Versicherer sind zunehmend Rendite-getrieben, wollen also mehr Gewinn für ihre Aktionäre erwirtschaften. Wieder andere machen ihre Bestände wahrscheinlich hübsch für den Verkauf oder für eine Fusion. Das dürfte jetzt erst einmal längere Zeit so weitergehen.

Grundsätzlich wird man als Vermittler also flexibler und erhält mehr Sicherheit für seinen Bestand.
Achim Finke

procontra: Als Ausweg nannten Sie die Gründung eines eigenen Assekuradeurs. Warum würde das den Maklern helfen?

Finke: Wir überlegen das zu machen, weil wir von den Versicherern oft hören, dass deren EDV unsere Vorgaben zu Bedingungen und Quotierungen nicht abbilden könne. Als Assekuradeur bekommt man vom Versicherer einen gewissen Handlungsspielraum für Versicherungssummen und Risiken, in dem man sich bewegen darf. Deckungskonzepte werden dann mit dem Versicherer abgesprochen, was einfacher ist, da die EDV des Versicherers nicht immer berücksichtigt werden muss. Wir können dann Kunden viel schneller eindecken, ohne jedes Mal erst beim Versicherer anfragen zu müssen.

procontra: Bringt der Assekuradeur-Status auch Vorteile beim Thema Kündigungen?

Finke: Ja - natürlich kann der Versicherer dem Assekuradeur Auflagen machen oder bestimmte Risiken ausschließen. Aber man hat ja in der Regel mindestens drei Risikoträge, so dass man dann den Versicherer in den Konzepten austauschen kann. Einzelne Verträge werden selten vom Versicherer gekündigt, diese Aufgabe hat der Assekuradeur. Grundsätzlich wird man als Vermittler also flexibler und erhält mehr Sicherheit für seinen Bestand.

procontra: Klingt so, als erhielten Assekuradeure von Versicherern eine Sonderbehandlung für die gleichen Risiken…

Finke: Die eingangs genannten Umstände wirken sich schon auch auf die Assekuradeure aus. Auch hier wird das Vorgehen der Versicherer strikter. Manche wollen schon keine neuen Kooperationen mit Assekuradeuren mehr eingehen und wieder manche kündigen bereits bestehende Partnerschaften. Wir selber sind aber schon sehr lange am Markt und sehen für uns sehr gute Voraussetzungen, um diesen Weg zu gehen. Wenn alles passt, sagen auch die Versicherer weiterhin ja.

Wer Deckungskonzepte mit Konsortium anbietet, muss die Verträge selbst policieren – das kann nicht jeder einfach so.
Achim Finke

procontra: Also ist die Gründung eines Assekuradeurs nicht für jeden Makler eine Option?

Finke: Theoretisch kann jeder Makler das machen. Es braucht nur eine zusätzliche Firma als Mehrfachagent und man darf nicht Geschäftsführer beider Firmen sein. Praktisch entscheidend sind aber Kompetenz und Erfahrung in dem Bereich. Als Assekuradeur lädt man sich ein hohes Maß an Bürokratie auf. Wer Deckungskonzepte mit Konsortium anbietet, muss die Verträge selbst policieren – das kann nicht jeder einfach so. Als Assekuradeur kann man auch das Beitragsinkasso bei den Kunden durchführen und bis zu bestimmten Höhen Schäden direkt regulieren, wenn man das vorher mit den Versicherern vereinbart. Für all das muss man kompetente Leute einstellen und trägt letztendlich die Verantwortung. Ein schnelles Mittel gegen den Umdeckungsstress zum Ende des Jahres ist es also nicht unbedingt.