Umfrage unter Unternehmen
Bei Deutschlands Unternehmen schwindet die Hoffnung auf bessere Zeiten: Nur 14 Prozent der Firmen rechnen im Jahr 2025 mit einer Verbesserung der Konjunktur, 32 Prozent erwarten dagegen eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Kreditversicherers Atradius unter mehr als 470 Unternehmen.
Entsprechend negativ fällt auch die Einschätzung zum Insolvenzrisiko aus. Knapp 30 Prozent der befragten Unternehmen schätzt die Gefahr einer Pleite in ihrer Branche als hoch ein. „Wir erwarten rund 25 Prozent mehr Insolvenzen im Jahr 2025“, sagt Frank Liebold, Country Director Deutschland bei Atradius. „Zahlreiche Firmen, insbesondere Zombie-Unternehmen, die nur dank großzügiger Corona-Kredite überlebt haben und nach wie vor schlecht aufgestellt sind, beginnen nun zu fallen.“
Fortsetzen wird sich seiner Meinung nach auch die Krise in der Baubranche und der Automobilindustrie sowie in den energieintensiven Branchen wie Stahl, Papier oder Chemie. Das Risiko einer Deindustrialisierung in Deutschland sei real. „Wenn die Produktion in Deutschland schwindet, dann zieht das viele weitere Branchen in Mitleidenschaft. Auch würden sehr gut bezahlte Jobs hierzulande wegfallen, man denke nur an die Automobilindustrie. Das wiederum bedeutet eine Verringerung der Konsumkraft.“
Laut der Wirtschaftsauskunftei Creditreform ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2024 auf 22.400 Fälle gestiegen – das ist der höchste Wert seit 2015 (23.180 Fälle). Auffällig: Immer häufiger rutschen auch größere Firmen in die Pleite. Hier kletterten die Fallzahlen um 44,4 Prozent.
Die Insolvenzen und Zahlungsausfälle wirken sich unmittelbar auf die Geschäftstätigkeit der deutschen Kreditversicherer aus. Nach Berechnungen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mussten die Warenkredit- und Kautionsversicherer 2024 für Schäden in Höhe von fast einer Milliarde Euro geradestehen – das entspricht einer Steigerung von rund 25 Prozent. Gegenüber 2021 habe sich die Summe der versicherten Zahlungsausfälle gar verdoppelt.
Trotz der allgemein schwierigen Konjunktur-Lage planen aber nur 6,7 Prozent der von Atradius befragten Unternehmen im neuen Jahr Stellen abzubauen, die deutliche Mehrheit (74,4 Prozent) will keine Arbeitsplätze streichen, und 32,1 Prozent denken sogar über Neueinstellungen nach.
Von der Politik fordern 82 Prozent der Unternehmen einen Abbau der Bürokratie, 73 Prozent eine Senkung der Energiekosten, 61 Prozent Steuererleichterungen und schließlich 54 Prozent politische Stabilität. „Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind richtig und wichtig, aber aus einer Position des Wohlstands heraus kann mehr für die Umwelt getan werden", so Atradius-Manager Liebold.