NDR/Der Spiegel-Recherche

Käufer fühlen sich von Influencer "Immo Tommy" getäuscht und betrogen

Zahlreiche Privatleute investierten offenbar über den bekannten Influencer "Immo Tommy" in Immobilien, die für sie zum finanziellen Debakel wurden. Das berichten der "NDR" und das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in einer gemeinsamen Recherche.

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10:08 Uhr | 09. August | 2024
Immo Tommy

Immobilien Erwerben ohne Eigenkapital - damit wirbt Immo Tommy in seinen Social-Media-Kanälen.

| Quelle: Screenshot Youtube

Auf Instagram und TikTok gibt Influencer Immo Tommy Tipps, wie man mit Immobilien ein Vermögen aufbauen kann. Er verspricht Einsteigern mit seiner Hilfe die perfekte Investition. Tomislav Primorac nennt sich selbst "Europas größter Immobilieninfluencer". Seinem Account "Immo Tommy" folgen auf TikTok 1,1 Millionen Nutzer, auf Instagram rund 900.000. Derzeit befindet er sich offenbar in Kroatien und zeigt Häuser, beziehungsweise Bauruinen, die für 15.000 Euro verkauft werden und bringt Vorschläge, wie daraus ein Geschäftsmodell werden könnte. Doch schon in den Kommentaren zu den Videos gibt es Stimmen, die seine "Tipps" sehr kritisch sehen. Offenbar nicht ganz zu unrecht, wie jetzt eine Recherche von "NDR" und dem "Spiegel" nahelegt.

Er wirbt damit, einen Immobilienkauf zu Geldanlagezwecken auf einfache Weise möglich zu machen. Nach Primoracs Angaben arbeiten 17 Vermittler in seinem Auftrag. Kunden erklären, die versprochenen All-inclusive-Services hätten sie überzeugt, dass sein Netzwerk sich um alles kümmern werde: Finanzierung, Sanierung, Auswahl der Mieter, Hausverwaltung.

Schwäbisch Hall als Finanzierungspartner

Mängellisten und Dokumente über die Immobilien, die dem "NDR" und dem "Spiegel" vorliegen, nähren Zweifel am Wert der von den Käufern erworbenen Objekte. Zudem dokumentieren Kreditverträge zweifelhafte Finanzierungskonstrukte der größten deutschen Bausparkasse Schwäbisch Hall mit verschiedenen Banken. Sie seien von Immo Tommys Team vermittelt worden, berichten Betroffene. An Immo Tommy selbst gingen laut der Kaufverträge hohe und intransparente Zahlungen.

Zahlreiche Betroffene beklagen, das angeblich einfache Investment erweise sich als Albtraum: Sie berichten von schlechten Zuständen der gekauften Objekte, versprochene Sanierungsarbeiten seien nicht eingehalten worden. Überdies sorgen sich die Käufer, dass sie viel zu teuer gekauft hätten. Auch die vorliegenden Gutachten und Dokumente deuten darauf hin.

Schlechte Konditionen - enorme Risiken

Die Immobilienfinanzierung, die ihnen von Immo Tommys Vertrieblern empfohlen worden sei, hat nach Einschätzung von Experten auffällig schlechte Konditionen und berge enorme Risiken. "Unterm Strich ist das Geschäft für die Kunden eine Katastrophe", sagt Alexander Krolzik, Experte für Immobilienfinanzierung bei der Verbraucherzentrale Hamburg. Käufer seien insgesamt gesehen "über den Tisch gezogen und abgezockt" worden. Alle verdienten an den Verträgen, nur die Käufer nicht. Der Hamburger Verbraucheranwalt Achim Tiffe, der die Fälle untersucht hat, sagt: "Es könnte sich um eine arglistige Täuschung handeln."

Vorwürfe zurückgewiesen

Primorac weist die Vorwürfe auf Anfrage zurück, ohne ins Detail zu gehen. Zum aktuellen Zeitpunkt könne er nicht seriös und angemessen Stellung nehmen, lässt er durch seine Anwältin ausrichten.

Die Schwäbisch Hall, über die zweifelhafte Finanzierungskonstrukte liefen, lehnte eine Auskunft zu Einzelfällen wegen des Bankgeheimnisses ab. "Klarer Vorteil beim Kombi-Kredit" sei allgemein "die lange Zinsbindung über die gesamte Laufzeit eines Darlehens", lässt sie wissen. Und damit "Zinssicherheit". Sicherheit gegen Zinsanstiege ist das einzige Argument, das Verbraucherschützer bei sogenannten Bauspar-Kombikrediten gelten lassen. Allerdings fehlt genau diese in den Verträgen der Betroffenen.

Auch die Volksbank Konstanz, die an mehreren Finanzierungen beteiligt war, will zu Kundenfällen keine Stellung nehmen und verweist auf einen Finanzierungsberater der Schwäbisch Hall. Inhalte der Beratungsgespräche lägen ihr nicht vor.

Existenzängste bei den Betroffenen und gerichtliche Schritte

Die Folgen für die Betroffenen, die anonym bleiben wollen, sind immens. Sie sorgen sich vor finanzieller Überforderung. Mindestens ein Betroffener wehrt sich bereits gerichtlich gegen seinen Kauf und hat Klage gegen die Beteiligten erhoben.