Hohe Verluste für AIF-Anleger erwartet

5 Insolvenzen in Project-Immobiliengruppe

Bei dem Projektentwickler mit bundesweit geplanten Bauprojekten in Milliardenhöhe haben die gestiegenen Baukosten eine Pleitewelle ausgelöst: Vier Gesellschaften rutschen in die Zahlungsunfähigkeit, ein weiterer Insolvenzantrag soll kurzfristig gestellt werden.

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15:08 Uhr | 15. August | 2023
Baustelle

Vier Gesellschaften der Nürnberger Immobilienentwickler-Gruppe Project haben in den vergangenen Tagen Insolvenz angemeldet, ein fünfter Antrag soll folgen. Das dürfte für Anleger Folgen haben.

| Quelle: MykolaSenyuk

Der Nürnberger Immobilienentwickler Project hat für den Großteil seiner Unternehmensgruppe mit bundesweit geplanten Bauvorhaben in Milliardenhöhe Konkurs angemeldet. Wie die Insolvenzverwalter der Nürnberger Kanzlei Schultze & Braun bereits in der vergangenen Woche miteilten, beantragten die folgenden drei von insgesamt vier Gesellschaften der Immobiliengruppe Insolvenz: die Project Immobilien Management GmbH, die Project Immobilien Wohnen und Gewerbe GmbH sowie die Project Immobilien Projektentwicklungs-GmbH. Die Holding-Gesellschaft der Gruppe „Project Real Estate AG“ werde kurzfristig einen Insolvenzantrag stellen. Am Montag wurde zudem bekannt: Auch die Project Vermittlungs-GmbH ist zahlungsunfähig. Damit ist von der Pleitewelle nun auch ein Unternehmen aus der Investmentsparte der Project Gruppe betroffen.   

Sanierungsoptionen werden geprüft

Der Geschäftsbetrieb der insolventen Gesellschaften solle nach Mitteilung der Insolvenzverwalter nach der Antragstellung fortgesetzt werden, parallel würden Sanierungsoptionen sowie Möglichkeiten zur Fortsetzung der Immobilienprojekte geprüft.

Mit bundesweit 120 Bauvorhaben im Wohn- und Gewerbesektor, die sich laut Webseite Ende Juni dieses Jahres in Bau oder Planung befanden, und einem Investitionsvolumen von 3,2 Milliarden Euro gehört Project Immobilien zu den großen Wohnungsbau-Projektentwicklern in Deutschland. Finanziert werden die Vorhaben über Fonds der Firmengruppe Project Investment. Derzeit hält die Investmentsparte mehrere Dutzend Fonds mit einem Volumen von 1,4 Milliarden Euro, gezeichnet von mehr als 32.000 Anlegern.

Dass neben der Immobiliensparte nun auch ein Unternehmen aus der Investmentsparte von der Pleite betroffen ist, sei für Anleger „ein sehr bedenkliches Signal“, erklärte Stefan Loipfinger, Betreiber des Online-Portals Investmentcheck, auf procontra-Anfrage. „Ich gehe davon aus, dass Anleger nicht unerhebliche Verluste verkraften müssen“, sagte er. Die durchweg mit Eigenkapital finanzierten Fonds seien zu großen Teilen in halbfertige Bauprojekte investiert. Dabei ist unklar, ob und mit welchen Mehrkosten es gelingen wird, die Projekte abzuschließen. Dass die Fonds selbst in die Insolvenz schlittern, hält Loipfinger aufgrund des investierten Eigenkapitals dagegen für unrealistisch.

Kostensteigerungen konnten nicht weitergegeben werden

Als Grund für die Insolvenzen der Project-Unternehmensgruppen geben die Insolvenzverwalter vor allem die infolge des Ukrainekrieges gestiegenen Baukosten an. „Es war nicht möglich, diese Kostensteigerungen an die Kunden weiterzugeben", schreiben sie in einer Pressemittteilung. Schwerpunkte der Project-Gruppe sind die Ballungszentren Berlin, München, Hamburg, das Rhein-Main-Gebiet, das Rheinland sowie Nürnberg.

Die Zahlungsunfähigkeit von Teilen der Project Immobilien-Gruppe ist das vorläufige Ende einer Reihe von Pleiten bei deutschen Projektentwicklern. So hatten in der vergangenen Woche die Düsseldorfer Development Partner AG sowie das Münchner Unternehmen Euroboden ebenfalls Insolvenz angemeldet.