Analyse von Tagesgeldkonten

Mehrheit der Banken zahlt keine Zinsen

Nach einer Recherche des Vergleichsportals Verivox verläuft der Abschied vom Nullzins bei den deutschen Kreditinstituten schleppend. Trotzdem können Sparer hoffen: Es zeichnet sich eine langsame Kehrtwende ab.

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12:02 Uhr | 17. Februar | 2023

Fünfmal hat die EZB seit Juli den Leitzins erhöht – der Großteil der deutschen Sparer profitiert trotzdem noch nicht von der Zinswende: Die Mehrheit der Banken und Sparkassen zahlt immer noch keine Zinsen auf Tagesgeldkonten. So gewähren nach einer aktuellen Analyse des Vergleichsportals Verivox 353 von 644 untersuchten Kreditinstituten derzeit trotz geldpolitischer Wende keine Verzinsung – ein Anteil von 55 Prozent. Vor allem bei den örtlichen Sparkassen sowie den Volks- und Raiffeisenbanken würden Anleger leer ausgehen. Allerdings macht das Vergleichsportal gleichzeitig auch eine schleichende Kehrtwende aus: In einer Auswertung vor rund vier Wochen hatten noch 397 Banken null Prozent Zinsen ausgewiesen. Auch unter den Regionalbanken sei die Zahl der Banken mit Nullzinsen zuletzt gesunken.

Zinswende kommt erst allmählich an

„Nur allmählich kommt die Zinswende auch in der Fläche an“, erklärte Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier in einer Pressemitteilung. „Nach und nach verabschieden sich auch die regionalen Kreditinstitute von den Nullzinsen.“ 259 regionale Sparkassen nahm das Vergleichsportal unter die Lupe, 160 gewährten keine Zinsen (62 Prozent). Vor vier Wochen hatte ihr Anteil noch bei 74 Prozent gelegen.

Mit 58 Prozent ist der Anteil der Banken mit Nullzinsen bei den regionalen Genossenschaftsbanken nur geringfügig niedriger – hierzu zählen die örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken sowie die PSD- und Sparda-Banken. 185 von 318 ausgewerteten genossenschaftlichen Regionalbanken bieten ihren Kunden derzeit einen Tagesgeldzins von null Prozent an.  

Bei den Banken mit einem bundesweit verfügbaren Tagesgeldangebot zeigt sich hingegen ein anderes Bild: Lediglich acht von 67 ausgewerteten Kreditinstituten und damit zwölf Prozent bezahlen Sparern keine Tagesgeldzinsen. Auch in diesem Segment sank der Anteil der Banken mit Nullzinsen im Vergleich zur letzten Auswertung leicht; so lag er vor vier Wochen noch bei 15 Prozent.  

Darüber hinaus wertete Verivox auch die durchschnittliche Verzinsung in den unterschiedlichen Marktsegmenten aus. Die Zins-Rallye, die bei den bundesweiten Angeboten bereits seit Monaten rolle, nehme nun „auch im regionalen Sektor langsam Fahrt auf“, teilte das Unternehmen mit. So verdreifachte sich bei den lokalen Sparkassen der durchschnittliche Tagesgeldzins seit Jahresbeginn von 0,03 auf aktuell 0,09 Prozent; bei den genossenschaftlichen Regionalbanken liegt der Durchschnittszins aktuell ebenfalls bei 0,09 Prozent. Eine höhere Verzinsung würden auch viele große Direktbanken ihren Bestandskunden aktuell nicht bieten, so Verivox.

Fintechs sorgen für Domino-Effekt

Wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf die FMH-Finanzberatung schreibt, böten den derzeit höchsten Zinssatz die Bank11 und Scalable Capital mit jeweils 2,3 Prozent pro Jahr an. Beim Neobroker Scalable gilt das Angebot „bis auf Weiteres" für Neu- und Bestanskunden bis zu einem Guthaben von 100.000 Euro. Zuvor hatte Deutschlands größter Neobroker Trade Republic mit folgendem Angebot Schlagzeilen gemacht: Neu- wie Bestandskunden erhalten zwei Prozent bis zu einem Guthaben von 50.000 Euro. Damit dürften die Fintechs bei den konventionellen Geldinstituten für einen Domino-Effekt sorgen und weitere Anbieter zum Nachziehen bewegen.