Kolumne
Die Fed hat zwar fürs Nächste ein Päuschen eingelegt beim Begehen ihrer Zinstreppe, aber die EZB und auch die Bank of England lassen keinen Zweifel: Für sie ist das Ende der Fahnenstange im Kampf gegen die Inflation noch nicht erreicht. Gut so. Die „große Rebalancierung“, der Weg zurück zum Gleichgewicht der Weltwirtschaft, findet statt, und die entstandenen Ungleichgewichte entladen sich zuerst in den Preisen. Da ist es umso wichtiger, dass die Währungshüter mit Wort und Tat die Inflationserwartungen brechen. Auch die Fed dürfte nicht untätig bleiben. Sie pausiert nur.
Für die Anleger geht derweil der Kampf gegen den Wertverlust weiter. Zwar wirken die wieder positiven Renditen beruhigend, aber Grund zum Ausruhen gibt es keinen. Im Gegenteil. Gemessen an den Realzinsen, also dem, was von den Nominalzinsen nach Abzug der Inflation noch übrigbleibt, hat sich die Lage sogar deutlich verschlechtert. Wie lange historische Zeitreihen zeigen, sind negative Realzinsen selten, aber leider keine Unbekannten. Man muss aber bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückgehen um ein ähnlich tiefes – negatives – Niveau zu finden. Anders ausgedrückt: Die Renditen sind wieder da, aber die Inflation einberechnet, sind diese tiefrot.
Natürlich lässt sich einwenden, dass dies nur eine Momentaufnahme ist. Es kommt also auf die zukünftige Entwicklung der Inflation an. Hier ist aber kaum zu erwarten, dass die von der EZB angestrebten zwei Prozent im Durchschnitt der Jahre so schnell wieder erreicht werden. Auch hier sind die Lehren aus der Vergangenheit hilfreich. Hohe Inflationsraten brauchten lange, um auf niedrige Niveaus zurückzufallen. Wie unsere Berechnungen ergeben, hat Inflation einen Nachhall-Effekt. Grund genug also, die strategische Allokation zu überdenken und die Aktienquote auszubauen.