Das sind die Top-Tarife in der privaten Krankenversicherung
Die privaten Krankenversicherer (PKV) mussten in den vergangenen Monaten unschöne Entwicklungen verknusen: Da ist zum einen die peu à peu sinkende Anzahl der PKV-Vollversicherten, die dem Geschäft der Versicherer einen Strich durch die Rechnung macht. Durch die stetig steigende Jahresarbeitsentgeltgrenze sinkt zudem das Neugeschäftspotenzial. Sehr zum Missfallen des PKV-Verbands, der die Wahlfreiheit der Kunden zunehmend eingeschränkt sieht.
Zudem verunsichern Nachrichten von Beitragssteigerungen potenzielle Neukunden: Erst kürzlich zeigte ein Rating, dass ein Viertel der PKV-Tarife in puncto Beitragsstabilität schlecht abschneidet. Zur Erinnerung: Wer eine passende Versicherung sucht, überprüft auch, inwiefern die Versicherungsbeiträge bisher stabil geblieben sind oder ob es schmerzliche „Anpassungen“ nach oben gegeben hat.
Wer sich nun dennoch für den Eintritt in die PKV entschieden hat, der berücksichtigt auch die Leistungsfähigkeit eines Tarifs, also die Ausgestaltung des jeweiligen Bedingungswerks. Zudem spielen die bilanzielle und finanzielle Situation eines Versicherers ebenfalls eine Rolle. Vor dem Hintergrund der eher schwierigen Gemengelage, ist es nun Zeit für eine gute Nachricht: „Die Tarife der Privaten Krankenvollversicherung zeichnen sich größtenteils durch ein hohes Bedingungsniveau aus“, erklären aktuell die Analysten der Ratingagentur Morgen & Morgen.
Die Ratingagentur Morgen & Morgen hat die Versicherungsbedingungen der PKV-Tarife (Vollversicherung) entlang von 60 Kriterien („Leistungsfragen“) unter die Lupe genommen. Die Fragen haben die Experten entsprechend ihrer Bedeutung gewichtet und zwar in den Kategorien „sehr wichtig“ (entspricht 5 Punkten), „wichtig“ (entspricht 3 Punkten) sowie „weniger wichtig“ (entspricht 1 Punkt). Durch Summierung der 60 Fragen entsprechend der Gesamterfüllungsgrade der Tarifkombination und der Gewichtung der Fragen erhält jede Tarifkombination eine Anzahl von Gesamtpunkten. Für die Höchstbewertung von 5 Sternen wird eine Mindestpunktzahl von 135 Punkten gefordert. Die maximal zu erzielende Punktzahl beträgt 174 Punkte. Nur jene Leistungen, die in den Allgemeinen Vertragsbedingungen aufgeführt sind, haben sich die Analysten angesehen, denn nur darauf haben Kunden einen Rechtsanspruch. Zu den relevanten Faktoren gehören neben der Kundenfreundlichkeit auch, inwiefern die Aussagen in den Bedingungswerken eindeutig sind. Tarife, die im ambulanten und stationären Bereich über die Regelhöchstsätze und Höchstsätze der Gebührenordnung hinaus leisten, wurden besonders gut bewertet. Eine Top-Note wurde auch vergeben, wenn Tarife bei stationärer Behandlung im Krankenhaus die Chefarztbehandlung sowie eine bessere Unterbringung in einem Ein- oder Zweibettzimmer beinhalten. Auch die Erstattung von Prothesen, Brücken, Kronen sowie Implantaten und Inlays wirkte sich positiv auf die Bewertung aus. Die Prämienhöhe blieb indessen im Rating außen vor.
In der online veröffentlichten Liste findet sich nicht jede einzelne der möglichen Tarifkombination, denn das wären in der Summe (etwa 3.700) zu viele und ließen sich laut Analysehaus auf der Website nicht darstellen lassen. In der kostenpflichtigen Software des Unternehmens sind indessen alle Tarifkombinationen inklusive der Bewertungen hinterlegt.
Für ihre Marktanalyse haben die Experten sämtliche Tarife und Tarifkombinationen der privaten Krankenversicherer durchkämmt und ziehen nun ein positives Resümee. „Das Angebot in der PKV gestaltet sich zunehmend flexibler“, erklärt Morgen & Morgen-Versicherungsanalyst Thorsten Bohrmann. Das ist natürlich für Verbraucher erfreulich, schließlich können sie so einen individuell auf ihre Lebenssituation zugeschnittenen Tarif erhalten. Für Versicherungsmakler wiederum bedeutet diese Entwicklung, dass sie die einzelnen Bausteine noch kleinteiliger vergleichen und aufeinander abstimmen müssen.
Die Top-Tarife für drei Berufsgruppen
Im Rating untersuchten die Analysten die PKV-Tarife für drei Berufsgruppen: Unter „Normal“ finden sich jene Tarife, die allen PKV-Berechtigten zugänglich sind. Darüber hinaus werden die individuellen Tarifangebote für Beamte und Ärzte bewertet. „Die PKV-Tarife der Berufsgruppe ‚Normal‘ schneiden mit 29 Tarifen in den top Bewertungssegmenten von vier und fünf Sternen sehr gut ab“, so Bohrmann. Dazu muss man wissen: Das Analysehaus hat den gesamten PKV-Markt bewertet, doch lässt sich dieser aufgrund der schieren Anzahl der mögliche Tarifkombinationen, und das sind etwa 3.700, nicht vollständig online abbilden.
Top-Tarife (5 Sterne) in der Berufgruppe „Normal“
Allianz | AktiMed Best 90, Kurkosten-Versicherung, AktiMed WechselOption |
AXA | ActiveMe-U, Komfort Zahn-U, KUR-U/50 |
Barmenia | EXP1+ |
BBKK | GesundheitVARIO 400, VARIO KlinikPlus, VARIO ZahnPlus, VARIO AmbulantPlus, Kurtagegeld |
Gothaer | MediCompact Premium 240 |
Hallesche | NK.select XL Bonus, JOKER.flex |
Inter | QMP 300 U |
Ottonova | FC100-10 |
R+V | AGIL premium TN0U |
SDK | AM1x, S1, Z9 |
Signal Iduna | Prime |
UKV | GesundheitVARIO 400, VARIO KlinikPlus, VARIO ZahnPlus, VARIO AmbulantPlus |
Württembergische | Ambulant Premium 480 SB, Stationär Premium, Zahn Premium |
Auch für Beamte zeigt das Ratingergebnis mit insgesamt 25 top bewerteten Tarifen (fünf und vier Sterne) ein gutes Bild.
Top-Tarife für Beamte (5 Sterne)
Allianz | Beihilfe Ambulant 51, Beihilfe Krankenhaus 51, Beihilfe Zahn 51, Krankenhaus Einbettzimmer, PVB, Krankenhaustagegeld |
Barmenia | GK30, GK20P, G1B, G2B30, G2B20P, GEPlus, PVB, KH+ |
DBV | Vision B 50T-U, BW2 50T-U, BWE-U, BN3/1 50-U, KUR-U/50 |
Hallesche | CAZ.30, CAZ.120, CG.230, CG.320, CSD., CSR.30, CSR.120, BEb.50, JOKER.flex |
Ottonova | B22AZ30, B22AZ20K, B21BC30, B21BC20K, B21S30, B21S20K, B21FC100, PVB, KHT |
R+V | BB30, BB20E, W130, W120E, EB1 |
Das Angebot für Ärzte zeichnet sich durch ingesamt zwölf hochwertige Tarife aus:
Top-Tarife für Ärzte (5 Sterne)
Allianz | Ärzte Best 100 [G] |
AXA | VA6-U, Prem Zahn-U, KUR-U/50, VIAlife |
Barmenia | VHV1A+ |
Hallesche | MAS.Bonus |
Inter | JABest |
SDK | AM10 (Ärzte), S1 (Ärzte), Z9 |
Ausblick
Neben dem Trend zu individuell angepassten Tarifen zeichnet sich, laut der Experten, ein weiterer Trend ab: Digitale Gesundheitsanwendungen bieten mittlerweile über 21 PKV-Vollversicherer an. „Die Vorgaben des digitalen Versorgungs-Gesetzes für gesetzliche Krankenkassen sind nun auch in der Privaten Krankenversicherung angekommen“, heißt es nüchtern-kritisch seitens des Analysehauses. Die Entwicklung des PKV-Marktes bleibe auch künftig dynamisch. „Tarifbausteine und digitale Gesundheitsanwendungen werden sich differenziert entwickeln und verstärkt Unterschiede in den Tarifen aufweisen“, prognostiziert Bohrmann.