Milliarden-Defizit

Pflegeversicherung schreibt tiefrote Zahlen: „Das System wackelt“

Im vergangenen Jahr hatte die Pflegeversicherung noch mit einem Überschuss abgeschlossen – jetzt ist sie tief in die roten Zahlen gerutscht. Und die Zukunft sieht richtig düster aus.

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14:06 Uhr | 20. Juni | 2024
Eine Pflegerin kümmert sich um eine alte Frau

Die Pflegeversicherung schreibt rote Zahlen. Ein Grund ist die wachsende Zahl pflegebedürftiger Menschen in Deutschland.

| Quelle: FredFroese

Über der Pflegeversicherung sind dunkle Wolken aufgezogen. Im ersten Quartal dieses Jahres fuhr sie ein Minus in Höhe von 650 Millionen Euro ein. Für das Gesamtjahr wird mit einem Defizit von 1,5 Milliarden und für 2025 sogar von 3,4 Milliarden Euro gerechnet, was einer Beitragsanhebung von 0,2 Punkten entspräche. Diese alarmierenden Zahlen gab Gernot Kiefer, stellvertretender Vorstandschef des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherungen, jetzt bekannt.

Stabilisierungsaktion zeigt keine Wirkung

Das vergangene Jahr hatte die Pflegeversicherung noch mit 1,79 Milliarden Euro Überschuss abgeschlossen. Eine Reform der Ampel-Koalition mit einer Beitragsanhebung zum 1. Juli 2023 hatte zu höheren Einnahmen geführt. Wie die jüngste Entwicklung zeigt, ist der Effekt dieser Stabilisierungsaktion aber offenbar schon wieder verpufft. Eigentlich sollten damit pro Jahr 6,6 Milliarden Euro zusätzlich mobilisiert und der Finanzbedarf vorerst bis 2025 abgesichert werden.

Sprunghafter Anstieg der Pflegefälle

Ein Grund für die negative Entwicklung in der Pflegeversicherung ist ein sprunghafter Anstieg bei den Pflegefällen. "Wuchs die Zahl der Pflegebedürftigen in früheren Jahren etwa um 326.000 Fälle pro Jahr, gab es 2023 auf einmal ein Plus von 361.000 Fällen", so Gernot Kiefer. „Das System wackelt.“   

Die Pflegeversicherung wurde am 1. Januar 1995 als eigenständiger Zweig der Sozialversicherung eingeführt. Es gilt eine Versicherungspflicht für alle gesetzlich und privat Versicherten. Alle, die gesetzlich krankenversichert sind, sind automatisch in der sozialen Pflegeversicherung versichert. Privat Krankenversicherte müssen eine private Pflegeversicherung abschließen.