Milliarden-Defizit
Über der Pflegeversicherung sind dunkle Wolken aufgezogen. Im ersten Quartal dieses Jahres fuhr sie ein Minus in Höhe von 650 Millionen Euro ein. Für das Gesamtjahr wird mit einem Defizit von 1,5 Milliarden und für 2025 sogar von 3,4 Milliarden Euro gerechnet, was einer Beitragsanhebung von 0,2 Punkten entspräche. Diese alarmierenden Zahlen gab Gernot Kiefer, stellvertretender Vorstandschef des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherungen, jetzt bekannt.
Stabilisierungsaktion zeigt keine Wirkung
Das vergangene Jahr hatte die Pflegeversicherung noch mit 1,79 Milliarden Euro Überschuss abgeschlossen. Eine Reform der Ampel-Koalition mit einer Beitragsanhebung zum 1. Juli 2023 hatte zu höheren Einnahmen geführt. Wie die jüngste Entwicklung zeigt, ist der Effekt dieser Stabilisierungsaktion aber offenbar schon wieder verpufft. Eigentlich sollten damit pro Jahr 6,6 Milliarden Euro zusätzlich mobilisiert und der Finanzbedarf vorerst bis 2025 abgesichert werden.
Sprunghafter Anstieg der Pflegefälle
Ein Grund für die negative Entwicklung in der Pflegeversicherung ist ein sprunghafter Anstieg bei den Pflegefällen. "Wuchs die Zahl der Pflegebedürftigen in früheren Jahren etwa um 326.000 Fälle pro Jahr, gab es 2023 auf einmal ein Plus von 361.000 Fällen", so Gernot Kiefer. „Das System wackelt.“
Die Pflegeversicherung wurde am 1. Januar 1995 als eigenständiger Zweig der Sozialversicherung eingeführt. Es gilt eine Versicherungspflicht für alle gesetzlich und privat Versicherten. Alle, die gesetzlich krankenversichert sind, sind automatisch in der sozialen Pflegeversicherung versichert. Privat Krankenversicherte müssen eine private Pflegeversicherung abschließen.