Diese Krankenversicherer wuchsen auf 5-Jahressicht am stärksten
Die private Krankenvollversicherung hat im vergangenen Jahr einen bedeutenden Richtungswechsel hingelegt. Es ist zwar nur ein kleiner Ausschlag von etwa 2.600 Personen. Sie bilden jedoch das erste branchenweite Wachstum an Vollversicherten seit dem Jahr 2011 ab. Als unmittelbare Reaktion muss man aber fragen: War das nun eine einmalige Ausnahme, die letztendlich die Regel des langsam schrumpfenden PKV-Vollbestands bestätigt? Oder hat das vergangene Jahr eine Trendwende eingeläutet?
Etwas wahrscheinlicher erscheint der dauerhafte Abwärtstrend. Denn die stetig steigende Versicherungspflichtgrenze übersteigt das Einkommen vieler Angestellter und nimmt ihnen damit die Option für einen Wechsel von der GKV in die PKV. Dazu kommt, dass die versicherungsgeschäftlichen Ergebnisquoten bei den meisten privaten Krankenversicherern zuletzt gesunken sind, was Beitragsanpassungen (BAP) wahrscheinlicher macht. Hohe BAP schrecken aber Neukunden ab. Auch die Einführung des “Hamburger Modells“ in immer mehr Bundesländern ermöglicht Beamten eine vernünftige Krankenversicherung über die GKV, was in dieser Zielgruppe am Monopol der PKV kratzt. Nicht zuletzt hat die Branche einigen Aufholbedarf in Bezug auf psychische Erkrankungen, wie eine procontra-Recherche exklusiv ergab. Auch das schreckt Neukunden ab.
Letzterer Punkt könnte aber genauso gut als Hebel für Wachstum betrachtet werden. Denn wer sich hier als Versicherer am Puls der Zeit aufstellt, indem er beispielsweise Kunden nicht ablehnt, nur weil sie mal ein Coaching oder eine Paartherapie genutzt haben, könnte viele attraktive Neukunden gewinnen.
Debeka und Arag dominieren
Doch das ist alles Zukunftsmusik. Wer zurückschaut, blickt auf sinkende Vollversichertenbestände bei den meisten PKV-Anbietern. Das zeigt zum Beispiel der „Branchenmonitor Krankenversicherung“ der V.E.R.S. Leipzig GmbH. Dafür wurden die Geschäftsberichte der 25 größten privaten Krankenversicherer auf dem deutschen Markt ausgewertet (97 Prozent Marktabdeckung nach Prämieneinnahmen).
Die Studie zeigt: Auf 5-Jahressicht (von Ende 2017 bis Ende 2022; aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor) konnten nur 10 der 25 größten Anbieter bei der Anzahl ihrer vollversicherten Personen zulegen (siehe Tabelle). Das größte Wachstum in absoluten Zahlen erreichte dabei die Debeka mit 138.104 Vollversicherten. Insgesamt kamen fünf Unternehmen auf ein Plus von mehr als 10.000 Personen. Das größte prozentuale Wachstum in diesem Zeitraum schaffte die Arag mit 62 Prozent. Dahinter folgen Hansemerkur (17,6 Prozent), R+V (14 Prozent), Alte Oldenburger (8 Prozent) und LVM (7 Prozent).
Versicherer | Vollversichertenbestand | Vollversichertenbestand | Zuwachs in Personen | Zuwachs in Prozent |
Debeka | 2.364.870 | 2.502.974 | 138.104 | 5,8 |
Hansemerkur | 249.023 | 292.964 | 43.941 | 17,6 |
Arag | 44.713 | 72.415 | 27.702 | 62 |
Huk-Coburg | 413.681 | 425.122 | 11.441 | 2,8 |
Axa | 797.356 | 807.698 | 10.342 | 1,3 |