Zahnzusatzversicherung

„Ich rechne mit 10 bis 20 Prozent Beitragsanpassung“

Die Inflation macht viele Versicherungen teurer. Wie sich die Beiträge in Zahnzusatz entwickeln, woran das liegt und was es für die Nachfrage bedeutet, beantwortet Makler Daniel Seeger im Interview.

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15:02 Uhr | 13. Februar | 2024
Zahnzusatzversicherung: „Ich rechne mit 10 bis 20 Prozent Beitragsanpassung“

Mit seinen Vergleichsseiten testsiegertarife.de und zahnversicherung-online.de hat sich Versicherungsmakler Daniel Seeger auf die Online-Vermittlung von Zahnzusatzversicherungen spezialisiert.

| Quelle: Daniel Seeger

procontra: Haben Sie zum Jahreswechsel beziehungsweise in der jüngsten BAP-Runde außergewöhnlich hohe Beitragsanstiege in Zahnzusatz bemerkt?

Daniel Seeger: Nein, Beitragsanpassungen kommen immer wieder vor. Wir haben beim Jahreswechsel 2023 zu 2024 keine außergewöhnlichen Ausschläge erlebt. Es passiert fast jedes Jahr, dass einzelne Gesellschaften ihre Tarife außerordentlich erhöhen, weil der Schadenverlauf dies verlangt. Auch die Beiträge im Allgemeinen haben sich aus unserer Sicht nicht wesentlich erhöht. Vielmehr bieten immer mehr Gesellschaften Tarife mit 100 Prozent Erstattung in allen Bereichen an, was generell zu höheren Beiträgen für diese Zahnversicherungen führt. Nimmt man 90-Prozent-Tarife, sind die Beiträge deutlich günstiger, weswegen diese Tarife bei uns wesentlich stärker nachgefragt sind.

procontra: Und wie verhält es sich speziell bei Zahnzusatztarifen für Kinder?

Seeger: Die Entwicklung speziell bei Kinderpolicen mit Leistungen für Kieferorthopädie, kurz KFO, ist eher seitwärts. Die Partner mit Leistungserfahrungen im Bereich KFO haben bereits in der Vergangenheit angepasst oder neue Tarife im Vorfeld ‚auskömmlich‘ kalkuliert. Die einzige Ausnahme ist die Concordia mit ‚ZAHN Sorglos‘. Bei diesem Leistungsniveau könnte eine Beitragsanpassung in den kommenden Jahren denkbar werden.

procontra: Was sind die größten Kostentreiber in der Zahnzusatzversicherung?

Seeger: Besserer Zahnersatz ist seit jeher teurer als die gesetzliche Versorgung. Seit der Gesundheitsreform 2005 haben die privaten Krankenversicherer immer mehr Lücken dieser gesetzlichen Versorgung geschlossen. Das hat sich im Lauf der Zeit auch bei den Zahnärzten herumgesprochen. Ein Verhandeln zwischen Patient und Behandler findet oftmals nicht mehr statt, da ja die private Zusatzversicherung einen Großteil der Zusatzkosten übernimmt. Ganz abgesehen vom technischen Fortschritt, zum Beispiel im Bereich Cerec oder beim ‚Bohren ohne Bohrer‘ oder das ‚Cariosolv‘-Verfahren. Zusätzlich decken immer mehr Zusatzversicherungen auch Zahnbehandlungen bis zu 100 Prozent unabhängig zur Vorleistung der GKV ab und überbieten sich beim Werben um Kunden mit zusätzlichen Leistungen wie für Bleaching oder die unbegrenzte Leistung für Prophylaxe.

procontra: Welche Rolle spielen bei den Kinder-Tarifen die kieferorthopädischen Leistungen?

Seeger: KFO ist prinzipiell der einzige Grund, warum Eltern bei uns eine Zahnzusatzversicherung für Kinder abschließen. In vielleicht 2 Prozent aller Anfragen bei uns interessieren sich die Eltern noch für die anderen Leistungsinhalte. Wichtig sind den Kunden bei KFO die Mehrleistungen, die gegebenenfalls nicht medizinisch notwendig sind, aber dennoch von den Zusatzversicherungen abgesichert werden. Häufig auch die Nichtübernahme von Kosten durch die GKV in den KIG Stufen 1 und 2.

Eine Beitragsanpassung um 50 Prozent oder mehr halte ich aber für sehr unwahrscheinlich. Es geht eher in die Richtung 10-20 Prozent Anpassung.
Daniel Seeger

procontra: Mit welcher Beitragsentwicklung rechnen Sie in der Zahnzusatzversicherung im Allgemeinen und für Kinder im Speziellen in den nächsten Jahren?

Seeger: Die meisten Versicherer haben in der Vergangenheit Erfahrungen im Bereich Zahnzusatz gesammelt und sich im Beitrag auf das eigene Leistungsangebot in den Tarifen eingestellt. Massive Preissprünge resultieren also weniger aus dem Umfeld der Versicherer, sondern eher aus dem medizinischen Fortschritt oder einer Teuerung bei der Leistungserbringung durch die Behandler. Klar, hin und wieder drücken Versicherer neue Tarife sehr optimistisch kalkuliert in den Markt. Eine Beitragsanpassung um 50 Prozent oder mehr halte ich aber für sehr unwahrscheinlich. Es geht eher in die Richtung 10-20 Prozent Anpassung. Gleiches gilt für die Kinder-Zahnzusatzversicherungen.

procontra: Wie hat sich die Nachfrage nach Zahnzusatzversicherungen bei Ihnen in den letzten Jahren und speziell in 2023 entwickelt?

Seeger: Die Nachfrage nach Zahnzusatzversicherungen ist seit Jahren und auch in 2023 auf stabilem Niveau – für Erwachsene wie auch für Kinder. Die Entscheidungsfreudigkeit zum Abschluss war zu Corona-Zeiten zwar etwas getrübt, hat sich jedoch zwischenzeitlich wieder eingestellt. Wir profitieren natürlich von dem zunehmenden Trend, online Informationen zu suchen und Tarife abzuschließen. Daher rechnen wir sogar mit einer Zunahme der Nachfrage bei uns. Das gilt sowohl für Kindertarife als auch für Erwachsentarife.