PKV-Rating kürt die besten Vollversicherungen in drei Preisklassen
Während die Nachfrage nach privaten Krankenzusatzversicherungen auf hohem Niveau anhält, gestaltet sich das Geschäft mit privaten Vollversicherungen seit mittlerweile zehn Jahren zäh. Der Gesamtbestand an Verträgen in diesem Segment sinkt und speziell in der Corona-Pandemie hat die Nachfrage nach Vollversicherungen einen weiteren Dämpfer erlitten.
Wer sich dennoch für den Abschluss einer solchen Police interessiert, schaut neben den Leistungen unweigerlich auch auf den Preis. Schließlich kostet eine private Krankenvollversicherung mehrere hundert Euro im Monat. Zudem sind die reinen Beitragsunterschiede enorm, wenn man alle Volltarife in einen Topf wirft. Doch die dahinterstehenden Leistungsunterschiede sind noch viel komplexer. Auch die Finanzstärke des Anbieters spielt eine Rolle. Erst zusammen bilden sie den monatlichen Beitrag und dessen Stabilitätsgrad.
Um die Qualität von Tarifen sowie ihren Preis besser einordnen zu können, hat das Deutsche Finanz-Service Institut (DFSI) „Die besten PKV-Vollkostentarife 2021 für jedes Portemonnaie“ ermittelt. Dafür wurden die getesteten Tarife anhand von Leistungsmindestvorgaben in die drei Tarifgruppen Grundschutz, Standardschutz (jeweils 15 teilnehmende Krankenversicherer) und Premiumschutz (16 teilnehmende Krankenversicherer) eingeteilt. Deren Leistungsmindestvorgaben unterscheiden sich wie folgt:
Grundschutz: Selbstbehalt 100-500 Euro, Mehrbettzimmer, mindestens 80 Prozent Zahnbehandlung und mindestens 60 Prozent Zahnersatz, Leistung über Regelhöchstsätze GOÄ (amb.)
Standardschutz: Selbstbehalt 100-500 Euro, mindestens Privat 2-Bettzimmer, mindestens 90 Prozent Zahnbehandlung und mindestens 75 Prozent Zahnersatz, Leistung über Regelhöchstsätze GOÄ (amb.), inklusive Heilpraktikerleistungen, offener Hilfsmittelkatalog, 100 Prozent bei Direktkonsultation Facharzt
Premiumschutz: Selbstbehalt 0-350 Euro, mindestens Privat 1-Bettzimmer, mindestens 90 Prozent Zahnbehandlung und mindestens 80 Prozent Zahnersatz, Leistung über Höchstsätze GOÄ (amb./stat./Zahn), inklusive Heilpraktikerleistungen, offener Hilfsmittelkatalog, 100 Prozent bei Direktkonsultation Facharzt
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Um die Leistungsqualität der Tarife zu bewerten, wurden insgesamt 151 Merkmale abgeprüft, die sich auf die Bereiche Auslandsschutz, Gebühren, ambulante Leistungen, Heilmittel, Hilfsmittel, Zahnbehandlung und Zahnersatz, Psychotherapie, stationäre Leistungen, Anschlussheilbehandlung-Palliativ, Kur, Transport, Vorsorge und diverse Leistungen verteilen.
Der erreichte Leistungsumfang floss zu 60 Prozent in die Gesamtnote ein, die Höhe der Prämie innerhalb der Tarifgruppe wurde mit 25 Prozent gewichtet und die Substanzkraft des privaten Krankenversicherers mit 15 Prozent. Letzteres Kriterium liefert den Studienautoren zufolge Aussage darüber, wie stabil die Beiträge der getesteten Anbieter in Zukunft sein werden. Eine sehr gute Note in diesem Kriterium lässt demnach darauf schließen, dass der Beitrag nicht nur bei Vertragsunterschrift günstig ist, sondern auch in Zukunft nicht überdurchschnittlich steigen sollte.
„Mit unserer Klassifizierung kann jeder nach dem besten Tarif suchen, der zudem auch zu den eigenen Finanzen passt“, kommentiert DFSI Senior Analyst Sebastian Ewy die Rating-Methodik, die der Beitragshöhe ein Viertel der letztendlichen Gesamtnote zumisst. Ewy betont jedoch auch: „Egal, welchen Schutz man wählt, man sollte auf jeden Fall die allgemeinen Versicherungsbedingungen, das ‚Kleingedruckte‘, vor Abschluss einer Privaten Krankenversicherung ganz genau studieren, damit es im Krankheitsfall keine bösen Überraschungen gibt. Denn auf allen Leistungsniveaus sind hier deutliche Unterschiede zu finden – genau wie bei der Höhe des Beitrags."
Das sind die Testsieger
Die Gesamtbewertungen werden als Schulnoten ausgedrückt. Beim niedrigpreisigen Grundschutz erreicht nur die Hansemerkur mit ihrem Tarif „KVS1, PSV“ die Gesamtbewertung 1,0. Sie setzt sich zusammen aus den Leistungen (1,0), der Prämie (1,1) und der Substanzkraft (1,0). Es folgen die Hallesche („PRIMO.SB 1 Z“) mit der Gesamtnote 1,1 sowie zwei Krankenversicherer mit Note 1,2: Axa („EL Bonus-U, Kompakt ZahnU“) und Barmenia („einsA prima1“).
In der Tarifgruppe Standardschutz steht die SDK („S1, AM30, Z8, NH“) mit einer Gesamtnote von 1,1 ganz oben. Ihr Leistungen wurden besonders stark mit Note 0,7 bewertet, die Prämie mit 1,6 und die Substanzkraft mit 1,9. Auf Platz zwei landete die Debeka („N, NG“) mit Gesamtnote 1,2. Platz drei teilen sich fünf Krankenversicherer mit einer Gesamtnote von 1,3.
Beim Premiumschutz gibt es zwei Testsieger: Die Arag („MedBest“) sowie die Hallesche („NK.Bonus“) erhielten jeweils die Gesamtnote 1,0 für ihre Angebote. Der Tarif der Arag kam auf eine 1,1 bei den Leistungen, die Prämie wurde mit 0,5 benotet und die Substanzkraft mit 1,5. Bei der Halleschen gab es eine 1,0 für die Leistungen, eine 0,7 für die Prämienhöhe und eine 1,6 bei der Substanzkraft.
Es ist kein Geheimnis, dass die Nachfrage nach privaten Krankenvollversicherungen auch von den teilweise sprunghaften Beitragsanpassungen gebremst wird. Dennoch stellt sich die Frage, inwiefern es förderlich ist, Testsieger-Tarife im Bereich Low Budget zu küren. Eine, wenn auch nur teilweise Verlagerung der Policenauswahl über den Preis birgt Risiken. Die procontra-Redaktion will sich mit diesem Thema zeitnah genauer für Sie auseinandersetzen.
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