Bei diesen Versicherern ist das Einmalgeschäft am stärksten eingebrochen
Lange Zeit haben Verbraucher, die auf einen Schlag einen größeren Geldbetrag zur Verfügung hatten, die gesamte Summe in eine Lebensversicherung eingezahlt. Das Einmalbeitragsgeschäft konnte sich neben Produkten mit laufendem Beitrag behaupten. Das hat sich schlagartig geändert – mit der Zinswende, aber auch im Zuge der Inflation. Wer nicht weiß, ob er morgen noch die enormen Preissteigerungen verkraften kann, der parkt sein Erspartes lieber frei verfügbar auf einem Tagesgeldkonto. „Die meisten Menschen brauchen mittlerweile ihr komplettes Geld für das Bestreiten des Lebensunterhalts“, erklärte der baden-württembergische Sparkassenpräsident Peter Schneider gegenüber dem Handelsblatt das Abflauen des Einmalbeitragsgeschäft.
Durch die Zinswende haben Produkte mit langen Laufzeiten schlicht an Attraktivität verloren, denn Geldhäuser können die steigenden Zinsen wesentlich schneller an ihre Kunden weitergeben. Die Folge: Das Einmalbeitragsgeschäft ist laut aktuellem procontra LV-Check auf knapp 27 Milliarden Euro und damit um 21,7 Prozent gesunken. Eine Entwicklung, die sich laut dem Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in diesem Jahr fortsetzen wird.
Bei insgesamt acht Versicherern ist das Einmalbeitragsgeschäft um über 40 Prozent eingebrochen. Das zeigt ein Blick in den aktuellen procontra LV-Check, dem die Bilanzen von 63 Lebensversicherern zugrunde liegen.
Dabei zeigt sich, wie volatil die Entwicklungen sind: Konnte die Hanse Merkur vor zwei Jahren mit über einer Milliarde Euro ein Plus von 131 Prozent verbuchen, waren es im vergangenen Jahr nur 186 Millionen Euro. Das entspricht einem Minus von über 80 Prozent. Die Hanse Merkur erklärt auf Nachfrage, der Rückgang sei „planmäßig“ gewesen. Der Versicherer fokussiere sich wieder stärker auf die laufenden Beiträge. Damit wolle das Unternehmen die Solvenz schonen. Auch 2023 werde es vor dem Hintergrund der Zinsentwicklung zu einem weiteren Rückgang des Geschäfts gegen Einmalbeitrag kommen.
Versicherer | 2021 | 2022 |
Hanse Merkur | 1.083,73 (+131%) | 186,33 (-82,8%) |
VPV | 113,2 (+73,6%) | 54,71 (-51,7 %) |
Gothaer | 498,83 (+6,9 %) | 243,35 (-51,2%) |
Neue Leben | 459,04 (+72,2%) | 236,56 (-48,5%) |
Württembergische | 824,76 (+17,6%) | 453,96 (-45%) |
Signal Iduna | 221,01 (+14,1%) | 124,27 (-43,8%) |
Ideal | 318,86 (+62,9 %) | 182,94 (-42,6%) |
SparkassenVersicherung | 936,96 (+25,2 %) | 558,35 (-40,4 %) |
* Neuzugang in Millionen Euro, Differenz in Prozent zum Vorjahr |
Allerdings gibt es auch Versicherer, bei denen sich das Geschäft entgegen dem Trend entwickelt hat. Besonders zugelegt haben die Deutsche Ärzteversicherung mit einem Volumen von 33,7 Millionen Euro (+136,3 Prozent), der Volkswohl Bund mit 206,76 Millionen Euro (+53,4 Prozent) und die Interrisk mit einem Neugeschäft in Höhe von 33,28 Millionen Euro (+34,2 Prozent).
Die Versicherer sind bereits bemüht, der mauen Rückfrage etwas entgegenzusetzen. So hat die Allianz unter anderem den Zins für sein Parkdepot bereits zweimal angehoben – auf diese Weise will der Versicherer verhindern, dass die Kunden ihr Geld zwischen zwei Investments beim Versicherer abziehen. Zudem gestalten die Versicherer ihre Produkte flexibler: So sollen bei der Allianz Kunden des Vorsorgekonzepts "Perspektive" ihre Rente nach der Einzahlung bereits nach zwei statt wie bisher nach fünf Jahren beziehen oder sich gleich die gesamte Summe auszahlen lassen können. Andere Versicherer stellen mittlerweile ähnliche Produkte ins Schaufenster.