Inflation, Energiekrise, die Sorge vor einer Eskalation im Ukrainekonflikt und kein Ende in Sicht – viele Menschen fürchten um ihre finanzielle Zukunft und überlegen, wo sie jetzt sparen können. Ergibt es da Sinn, auch seinen Versicherungsschutz auf den Prüfstand zu stellen?
Maximilian Buddecke: Grundsätzlich ist es immer sinnvoll, den eigenen Versicherungsschutz in regelmäßigen Abständen zu überprüfen. Allerdings muss ich an dieser Stelle eindringlich davor warnen, ad hoc oder aus dem Bauch heraus seine Versicherungen zu kündigen. Wer seine Versicherungen überprüfen will, sollte das immer gemeinsam mit einem gut ausgebildeten Berater tun. Wer sich vorab selbst informieren möchte: Wir bieten als Bayerische beispielsweise als erste Orientierung den Überflüssigkeitscheck an. Damit kann jeder Kunde schnell und verständlich die individuellen Risiken einschätzen. Gerade die Absicherung biometrischer Risiken wie beispielsweise mit einer Berufsunfähigkeits- oder Pflegezusatzversicherung ist immer langfristig ausgerichtet. Der unmittelbare Mehrwert ist da nicht immer zu spüren. Wie kann man Kundinnen und Kunden die Bedeutung dieser Absicherung besser vermitteln?Buddecke: Viele wissen bereits erstaunlich gut Bescheid, wenn sie in die Beratung kommen. Um Personen abzuholen, die sich bislang noch nicht mit der BU beschäftigt haben, gibt es zwei Wege. Der emotionale Pfad ist naheliegend: Jeder kennt, wenn auch teilweise über mehrere Ecken, jemanden, der aus bestimmten Gründen temporär oder auch dauerhaft seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, vielleicht dadurch sogar psychologische Probleme hat. Der Nutzen einer BU-Versicherung lässt sich auf diesem Weg sehr leicht vermitteln und leuchtet auch unmittelbar ein. Und der zweite Weg?
Buddecke: Zahlenmenschen kann man ebenso für die BU-Versicherung sensibilisieren: Es gibt ja den Marketingspruch, dass jeder Vierte im Laufe des Lebens berufsunfähig wird. Tatsächlich ist dieses Risiko aber viel höher. Individuell vom jeweiligen Lebensalter ausgehend, liegt die Wahrscheinlichkeit eines heute Berufstätigen, berufsunfähig zu werden, bei teilweise 40 Prozent. Das ist also wirklich relevant. Die Pandemie hat uns ja sehr klar gezeigt: Wir können noch so gut und gesund leben, es kann immer wieder etwas Unvorhersehbares eintreffen, und schon stehen wir vor großen Problemen. Das muss nicht mal die Gesundheit sein. Die Ausprägung kann vielfältig sein. Ein Teil der Risiken lassen sich mit der BU gut absichern.Erste Studien wie beispielsweise die des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung zeigen, dass die aktuellen Zukunftssorgen die Nachfrage nach der Absicherung biometrischer Risken wie etwa beim Thema Altersvorsorge erhöhen. Öffnet sich hier gerade eine (Vertriebs)Tür für Maklerinnen und Makler?
Buddecke: Historisch gesehen sind Krisen immer Zeiten, in denen Menschen verstärkt nach Versicherungsschutz fragen. Sie suchen Sicherheit, wenn die Unsicherheit am größten ist. Dennoch müssen wir auch hier klar zwischen den verschiedenen Krisen differenzieren: Einmal geht es um eine gesundheitliche Bedrohung, das andere Mal um ein Nachlassen der Wirtschaftsleistung, die mit einem realen Kaufkraftverlust der Bevölkerung einhergeht. Die jetzige Generation erlebt eine Inflationsentwicklung, die sie in diesem Ausmaß noch nicht hatten. Das heißt, als Versicherer erleben wir zwar einen positiven Effekt durch die Nachfrage nach Sicherheit. Gleichzeitig wirkt sich die Inflation aber negativ auf die Zahlungsfähigkeit aus. Diese beiden Pole muss eine fachkundige Beratung zum Nutzen des Kunden ausbalancieren. Oder anders ausgedrückt: Gerade jetzt kommt es auf gute Beratung an.Wird es angesichts der weltpolitischen Lage Anpassungen an den aktuell am Markt befindlichen Produkten geben oder sind die losgelöst von kurzfristigen Ereignissen bereits optimal konzipiert?
Buddecke: Die Welt ist im Moment sicher ein Stück weit verrückt. Dennoch glaube ich, dass wir keine grundlegende Veränderung der Produktlandschaft erleben werden. Die meisten Risiken sind abgedeckt beziehungsweise nicht versicherbare Risiken ausgeschlossen. Ein Beispiel hierfür wäre der Kriegsfall, der aus meiner Sicht für keinen Versicherungsträger wirklich kalkulierbar ist.
Auch jede Dienstunfähigkeitsversicherung für Angehörige der Bundeswehr ist auf friedenssichernde Maßnahmen und nicht den Kriegsfall ausgelegt. Wir wissen nicht, was noch alles kommt, aber meine Hoffnung ist, dass die Welt eben nicht dauerhaft zu einer wird, in der wir als Versicherer ständig auf Krisen und Bedrohungen mit neuen Produkten reagieren müssen.