In den nächsten Wochen geben die Kfz-Versicherer ihre Beitragshöhen für das kommende Jahr bekannt. Viele Versicherungsnehmer müssen mit einem saftigen Prämienanstieg rechnen. Schließlich prognostizierte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) den Kfz-Versicherern in diesem Jahr einen Verlust von über 2,5 Milliarden Euro – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Versicherungsbeiträge.
Während der Verband bereits für dieses Jahr von einem Anstieg um durchschnittlich drei Prozent spricht, meldete das Vergleichsportal Verifox kürzlich, dass allein im Mai die Erhöhungen gegenüber dem Vorjahresmonat bei 6,4 Prozent gelegen haben.
Der Grund für die für Versicherungskunden unschöne Entwicklung ist hinlänglich bekannt: Die Inflation macht auch vor der Kfz-Sparte keinen Halt. Vielmehr bekommt gerade sie die gestiegene Teuerungsrate besonders zu spüren. Preiserhöhungen durch die Inflation, hohe Reparaturkosten, schleppende Ersatzteillieferungen, verstärkte Mobilität und damit ein höheres Schadenrisiko, aber auch die Zunahme von Diebstählen machen den Kfz-Versicherern zu schaffen.
Spar-Tipps für Kfz-Kunden
Versicherungsnehmer müssen allerdings nicht tatenlos zusehen, wie zum Jahresbeginn 2024 ihr Kfz-Beitrag in die Höhe schnellt und ein weiteres Loch in die ohnehin nicht mehr prall gefüllte Haushaltskasse reißt. Versicherungsmakler können und sollten ihnen dabei unter die Arme greifen. Denn ist es nicht sonderlich komplex oder aufwändig, an der einen oder anderen Stelle Geld zu sparen, wie die Verbraucherschützer von Finanztip bei einem Pressegespräch erklärten. Ihnen zufolge besteht bei der Kfz-Versicherung großes Sparpotenzial. Um dieses zu realisieren, gibt es diverse Hebel:
Jährlich Zahlungsweise
Eine Stellschraube besteht in der Zahlungsweise: Die Umstellung von der monatlichen auf eine jährliche Prämienzahlung kann bis zu acht Prozent Ersparnis bringen.Selbstbeteiligung erhöhen
Wer einer Selbstbeteiligung in der Teilkasko in Höhe von 150 Euro zustimmt, kann im Schnitt 21 Prozent vom Gesamtbeitrag sparen. Liegt die Selbstbeteiligung im Schadenfall bei 300 Euro sind es sogar durchschnittlich 28 Prozent. In der Vollkasko können Kunden durch die Erhöhung ihres Anteils von 150 Euro auf 300 Euro den Gesamtbeitrag immerhin um zehn Prozent minimieren.Werkstattbindung aufgeben
Auch können Kunden darüber nachdenken, ob es zwingend eine bestimmte Werkstatt sein soll oder ob auch eine Partnerwerkstatt des Versicherers in Frage kommt. Die Ersparnis liegt im Schnitt bei elf Prozent. Allerdings müssen Besitzer eines Neuwagens oder geleasten beziehungsweise fremdfinanzierten Autos im Blick behalten, dass mancher Reparaturservice keine Originalteile verwendet. In dem Fall kann die Herstellergarantie verloren gehen. Zumal Leasing- und Kreditverträge häufig nur vom Hersteller autorisierte Werkstätten erlauben.Fahrleistung anpassen
Wer die Fahrleistung, also die zurückgelegte Kilometeranzahl, reduziert, kann ebenfalls den Geldbeutel schonen. Demnach verringert sich mit 10.000 statt 20.000 Kilometern der Beitrag um 20 Prozent. 5.000 statt 10.000 Kilometer führen zu einer Ersparnis von 13 Prozent. Auch können Kunden die Kilometerleistung für das laufende Jahr bei ihrem Versicherer nachträglich anpassen lassen – im besten Fall mit entsprechender Rückzahlung verbunden. „Das machen immer mehr Versicherer möglich“, erklärt Finanztip-Chef Hermann-Josef Tenhagen. Er rät Verbrauchern dabei hartnäckig zu bleiben.ÖPNV-Ticket angeben
In seltenen Fällen gewähren Versicherer Rabatte, wenn Kunden öffentliche Verkehrsmittel, also beispielsweise das 49-Euro-Ticket, nutzen. Diese Option gewähren in der Finanztip-Stichprobe allerdings nur zwei von rund 30 Anbietern.Fahrerkreis überprüfen
Partner können meist ohne Aufschlag in den Kfz-Versicherungsvertrag aufgenommen werden. Kostspielig kann es hingegen werden, wenn das 18-jährige Kind als Zusatzfahrer aufgenommen wird. Das kann den Beitrag um das 6-fache nach oben schnellen lassen.Anbieterwechsel
Natürlich können Kunden auch einen Wechsel des Versicherers in Erwägung ziehen: Finanztip hat in einer Modellrechnung die Ersparnis durch ein günstigeres Vergleichsangebot für einen Golf-Fahrer ermittelt: Der Musterkunde, 51 Jahre alt, Angestellter, mit einer Fahrleistung von jährlich 15.000 km, lebt in einem Hochrisiko-Überschwemmungsgebiet. Bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen Golf-VII, Baujahr 2018, Benziner, der ausschließlich privat genutzt wird. Hier liegt die Sparquote bei einem Anbieterwechsel unter der Voraussetzung, dass der Kunde die oben genannten Stellschrauben berücksichtigt hat, bei sage und schreibe 85 Prozent: Ohne die genannten Maßnahmen (Punkt 1 bis 5) käme der Fahrer mit einem Tarif bei einem großen Versicherer auf 1.879 Euro. Berücksichtigt er die Ratschläge wären es bei dem gleichen Versicherer nur noch 372,95 Euro. Nur noch 283 Euro sind es, wenn er einen günstigeren Anbieter wählt. Um welche Versicherer es konkret ging, verraten die Verbraucherschützer allerdings nicht.
Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die Kfz-Wechselsaison ins Haus steht und Kunden bei einer Prämienerhöhung ein Sonderkündigungsrecht zusteht, bietet ein möglicher Wechsel einen sinnvollen Beratungsaufhänger für Versicherungsmakler. Zumal Versicherer die Treue ihrer Kunden nicht unbedingt honorieren. Das registrieren die Kunden natürlich und zeigen sich, laut einer aktuellen Umfrage, entsprechend unzufrieden hinsichtlich der Belohnung ihrer Kundentreue – und zwar sowohl bei den Kfz-Direkt- als auch Serviceversicherern. Die Bereitschaft, auf einen anderen Versicherer umzusteigen, könnte entsprechend hoch sein.