Die PKV-Versicherer mit den höchsten Beschwerdequoten

Die PKV befindet sich derzeit in einem Dilemma: Die Vollversichertenzahlen sinken sukzessive, die Schadenkosten legen auch inflationsbedingt und coronabereinigt wieder zu, die Alterung der Bestände setzt sich vor. Immerhin fahren die privaten Krankenversicherer mit Hilfe des Zusatzgeschäfts ordentlich Gewinn ein und auch die Zinswende wirkt sich positiv aus. Auch wenn die Beträge laut Assekurata in Zukunft wahrscheinlich nur moderat nach oben angepasst werden: Ein Grund zur Freude ist das für Kunden natürlich nicht. Und so bewerten die Versicherungsanalysten des Ratinghauses Morgen & Morgen die Beitragsstabilität von einem Viertel der PKV-Tarife aktuell als schlecht.

Welchen Effekt die Gemengelage auf die diesjährige Bafin-Beschwerdestatistik hat, wird sich erst im kommenden Jahr zeigen. Für das vergangene Jahr vermeldet die Finanzaufsicht positive Werte. So ist die Anzahl der Verbraucherbeschwerden bei der BaFin 2022 rückläufig gewesen: Waren es im Vorjahr noch 1.088 Beschwerden, lag die Beschwerdeanzahl im vergangenen Jahr nur noch bei 736. Diese verteilten sich in beiden Jahren auf 33 PKV-Versicherer, in 2021 mit knapp 42 Millionen Versicherten im Bestand, im vergangenen Jahr waren es nur noch 36 Millionen Vertragskunden – hier werden sowohl Voll-, Pflege- sowie Zusatzversicherungen berücksichtigt. Daraus ergibt sich eine durchschnittliche Beschwerdequote von 2,04 pro 100.000 Policen. Im Vorjahr lag der Durschnitt noch bei knapp 2,6.

Auch 2022 wurden wieder die Fälle von insgesamt 33 PKV-Versicherern überprüft, allerdings mit leichten Veränderungen: Dazugekommen sind Concordia, DEVK, Ottonova und NV, die mit nur einer Beschwerde allerdings zu vernachlässigen ist. Nicht mehr aufgeführt wird dafür die Hansemerkur Speziale, über die Millionen Fielmann-Kunden eine Brillenversicherung abgeschlossen haben. Durch die veränderte Zusammensetzung sind Gesamtbeschwerdezahlen nur schwer mit denen des Vorjahres zu vergleichen. Auch in diesem Jahr wurden für die DFV keine Versichertenzahlen geliefert. Der Anbieter kam 2021 auf 17 und im vergangenen Jahr nur noch auf 3 Beschwerden.

Die Branchengrößen mit über zwei Millionen PKV-Versicherten schnitten dabei relativ gut ab. So kam die DKV mit 4,3 Millionen Vertragskunden auf eine Quote von 1,55, die Allianz Private Krankenversicherung mit 2,79 Millionen Kunden auf 1,34 und die Signal Iduna mit einem Bestand von 2,5 Millionen auf eine Quote von 1,16.

In dieser Anbietergrößenordnung überschreitet einzig die Debeka, die mit 4,22 Millionen Bestandskunden der zweitgrößte Anbieter ist, mit einer Quote von 2,94 die diesjährige durchschnittliche Beschwerdequote von 2,04 pro 100.000 Policen. Mit ihr lagen in Bezug auf die Gesamtbeschwerdezahl die Kunden auch am häufigsten im Clinch: Mit insgesamt mit 124 Fällen ist die Anzahl am höchsten.

Eine verhältnismäßig hohe Quote von mehr als drei Beschwerden auf 100.000 Verträge gab es nur bei vier Unternehmen (siehe Tabelle). Die Inter KV kommt mit 25 Beschwerden bei einem Bestand von 388.537 Versicherten dabei auf die höchste Beschwerdequote von 6,43. Auch im Vorjahr lag der Versicherer mit einer Beschwerdequote von 7,15 pro 100.000 Versicherten, dafür aber mit vergleichsweise geringer Beschwerdeanzahl (28) vorn.

Laut Berechnung kommen bei Ottonova mit einer Quote von 11,48 zwar die meisten Beschwerden auf 100.000 Versicherte, aber: Allerdings haben sich nur drei Kunden über den Anbieter mit 26.122 Versicherten beschwert.

Angemerkt sei an dieser Stelle, dass die BaFin-Statistik keine Aussage darüber tätigt, ob die Beschwerden berechtigt waren oder nicht. Eine weitere Anlaufstelle für unzufriedene Kunden ist zudem noch der PKV-Ombudsmann.