Preiserhöhungen
Bereits im April dieses Jahres warnte die Versicherungswirtschaft vor empfindlichen Beitragserhöhungen. Dabei sieht es gerade in der Kfz-Sparte alles andere als rosig aus: Während die Anbieter nur von einem geringen Wachstum von drei Prozent ausgehen, verteuern sich die Schäden weiter stark, auch weil Ersatzteile kostspielig bleiben. „Das werden die nur leicht steigenden Beitragseinnahmen wohl nicht kompensieren können“, so Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer vom Gesamtverband der Versicherer.
Während der Verband von einem Kfz-Prämienanstieg von drei Prozent für 2023 ausgeht, meldet das Vergleichsportal Verifox, dass im Mai die Erhöhungen gegenüber dem Vorjahresmonat bei 6,4 Prozent gelegen haben. Das geht aus dem Kfz-Versicherungsindex des Unternehmens hervor. Über alle Versicherungsarten, also Haftpflicht-, Teil- und Vollkaskoversicherung, hinweg liegen die Preise im Marktdurchschnitt sogar um 8,8 Prozent über dem Vorjahresniveau.
Gewinneinbrüche, Preiserhöhungen durch die Inflation, hohe Reparaturkosten, schleppende Ersatzteillieferungen, verstärkte Mobilität, aber auch die Zunahme von Diebstählen machen den Kfz-Versicherern zu schaffen. In der gesamten Kraftfahrtversicherung kletterte die Schadenkostenquote der 50 größten Kfz-Versicherer auf dem deutschen Markt bereits im Jahr 2021 auf 96,04 Prozent. Damit rückte sie gefährlich nahe an die magische 100-Marke, wie aus dem aktuellen „Branchenmonitor Kraftfahrtversicherung“ hervorgeht.
Auch die Tatsache, dass der Corona-Effekt mittlerweile passé ist, schlägt sich auf die Marktlage nieder. „Während der Coronapandemie konnten die Versicherer ihre Preise senken – dank niedriger Schadenquoten aufgrund der geringen Mobilität und der noch vergleichsweise günstigeren Reparaturkosten“, so Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. Dadurch konnte einige Versicherer ihre Preise senken, um Kunden von einem Versichererwechsel überzeugen.
Auch im Herbst wird wieder die Wechselsaison eingeläutet – allerdings unter etwas anderen Vorzeichen. Schließlich ist auch die Schadenhäufigkeit wieder gestiegen, die Preissenkungen aus den Pandemiejahren werden die Versicherer nun zurücknehmen. So haben zu Beginn der Saison im vergangenen Oktober die Preise bereits durchschnittlich drei Prozent über dem Vorjahresniveau gelegen, heißt es seitens des Vergleichsportals.
Geschäftsführer Schütz erwartet auch in diesem Jahr wieder viel Bewegung auf dem Markt. Er geht dennoch von signifikanten Preisunterschieden zwischen den Anbietern aus. Trotz steigender Prämien können Versicherungsnehmer bei einem Wechsel nach wie vor sparen. Die Differenz zwischen dem mittleren und günstigsten Preissegment liegt aktuell im Schnitt bei 26,7 Prozent. Der Wechselwille dürfte auf Kundenseite also vorhanden sein.