„Ursprüngliche Absicherung ging am Bedarf vorbei“
procontra:
Als „Sammler-Uli“ haben Sie einen Namen im Kollegenkreis und beim Versicherungsschutz derzeit ca. 250 Modelleisenbahnvereine um sich versammelt. Wie war Ihr Einstieg bei den Sammlern mit einem Faible für selbstgebaute Miniaturen, darunter auch Lego?
Hans Ulrich Müller:
Das Vereinsgeschäft ist uns quasi auf dem Silbertablett serviert worden, war dann aber doch nicht so einfach. Ein Kollege kam auf mich zu. Wegen der hohen Schadenquote war der Versicherungsschutz eines großen Modelleisenbahnverbandes gefährdet. Der Rahmenvertrag mit dem ursprünglichen Versicherer ging am Bedarf vorbei.
Müller:
So, wie wir es brauchen, funktionieren die Deckungskonzepte in Hausrat oder Inhalt nicht. Der ausgehandelte Vertrag mit der Kunstversicherung schließt die vereinseigene Anlage und das rollende Material der Sammler ein, jedes Teil laut Liste zu festen Preisen versichert. Das lagert mal im Vereinsheim, mal zu Hause. Eine Bahn mit 200 Modulen kann durchaus an 20 verschiedenen Orten verteilt sein. Freizügigkeit ist deshalb abgedeckt wie auch Transport und Ausstellungen. Die gesamte Anlage wird dokumentiert und jedes Teil über 1000 Euro fotografiert. Dazu kommt die Steuerungstechnik – in einem Fall beispielsweise ca. 450.000 Euro Versicherungssumme allein nur dafür in der eingeschlossenen Elektronikdeckung. Denn bei den Riesenanlagen sind die Loks alle programmiert.
Müller:
Verwaltungstechnisch sind wir voll digitalisiert. Trotzdem, es sind keine Kunden für Internetbetreuung. Das hängt vielleicht auch mit meiner Einstellung zusammen. Ich versuche, zu jedem Kunden auch ein Gesicht zu bekommen und alle Neukunden innerhalb von drei Jahren zu treffen, meist zu den Stammtischabenden in den Vereinsheimen. Oft sind das umgebaute Bahnhöfe mit eigener Küche, wo die Vereine auch Museen betreiben. In der Gebäudepolice haben wir manche mit 1,5 bis 1,7 Millionen Euro versichert, ergänzt um Vereinshaftpflicht-, Vereinsunfall- und Veranstaltungsversicherung.
procontra:
Platz drei im deutschen Sammel-Ranking. Nirgendwo in Europa werden Modelle so intensiv gesammelt wie hierzulande, hebt eine YouGov-Studie hervor. Mit wem haben Sie es bei den Sammlern hauptsächlich zu tun?
Müller:
Tatsächlich häufig mit Eisenbahnern um die 40 bis 60 Jahre, darunter ein Sammler, der im Guinness-Buch steht. Er hat die kleinste Lok der Welt gebaut, ein Lego-Sammler maßstabsgetreu den Kölner Dom inklusive Inneneinrichtung. Bauzeit zwei Jahre.