Kolumne

Bastian Kunkel: "Von Kollegen lernen, super! Kopieren geht gar nicht!"

In einem Video auf Instagram macht der sonst stets gut gelaunte und aus sozialen Medien bekannte Versicherungsmakler Bastian Kunkel seinem Ärger Luft: Immer öfter komme es vor, dass Vermittlerkollegen von ihm kopierten, was das Zeug hält - ohne moralische Grenze. Für procontra stellt er nochmal dar, worum es ihm bei seiner Kritik geht.

10:08 Uhr | 23. August | 2024
Bastian Kunkel

Unter "Versicherungen mit Kopf" hat Bastian Kunkel sich als einer der großen Versicherungs-Influencer in Deutschland positioniert.

| Quelle: Artur Derr

In den vergangenen Jahren durfte ich in der Versicherungsbranche viel an gegenseitiger Unterstützung und tollem kollegialen Austausch wahrnehmen. Etwas, was die Branche scheinbar nicht so wirklich kannte. Vor allem unter jungen Versicherungsvermittlern. Gerne hat man Tipps oder die eigenen “best practices” in Interviews, Facebook-Gruppen oder Vorträgen geteilt. Man lobt sich gegenseitig und feiert gemeinsam Erfolge. Denn am Ende ist es doch so, dass genug Kunden für alle da sind. Und aufgrund der demografischen Entwicklung wird das Stück vom Kuchen jedes Jahr für die verbleibenden Makler etwas größer.

Allerdings musste ich vor allem in den vergangenen Monaten und Wochen zunehmend eine andere Entwicklung wahrnehmen: Es wird von erfolgreichen Kollegen und Kolleginnen kopiert, was das Zeug hält - ohne dabei irgendwo mal eine moralische Grenze zu ziehen.

Warum selbst den steinigen und schweren Weg des Erfolges gehen, wenn man einfach andere Erfolgreiche kopieren kann?

Allein, was bei uns fast wöchentlich aufschlägt, ist enorm. Ob es unsere komplette Website ist, welche 1:1 mit exakt den gleichen Texten kopiert wurde oder erfolgreiche Videos auf Social Media, welche einfach von anderen in genau gleichem Wortlaut ebenfalls hochgeladen werden. Dies wird uns übrigens immer über unsere Follower zugespielt, welche entsprechende Kopien wahrnehmen. Übrigens: Wir selbst würden niemals anfangen, Zeit zu investieren, um zu schauen, wer uns wie irgendwie kopiert.

Reine Inspiration an der Arbeit anderer ist dies also schon lange nicht mehr, was mir viele andere Mitstreiter seit meinem entsprechenden “Brand-Video” (wie es der ein oder andere getauft hat) auf Instagram und TikTok als Nachricht geschickt haben. Sondern das ist vielmehr schon eine Art unlautere Bereicherung an der harten Arbeit, welche andere investiert haben.

Vermittler geben sich als Kunden aus, um Wissen abzugreifen

Die “Kopier-Krone” setzen sich allerdings jene Vermittler auf, welche sich als vermeintliche Kunden ausgeben und eine Onlineberatung bei uns (oder anderen) buchen und dabei den kompletten Prozess durchlaufen und nach den ersten Terminen unseren Berater dann “ghosten”, wie die Gen Z vermutlich schreiben würde. Durch ein wenig Recherche unsererseits stellt sich dann nicht selten heraus, dass sich hier einfach ein anderer Vermittler/Vermittlerin bei uns einen Termin gebucht hat, um uns einfach mal “auszuspionieren”. Ein paar Ehrliche sagen dies meinen Beratern dann am Ende des Gesprächs auch - besser macht es das nicht. Viel schlimmer ist noch, dass selbst in dem Moment oft keinerlei Einsicht darüber vorhanden ist, was man hier eigentlich gerade gemacht hat. Man hat einem anderen Menschen wohl wissentlich Lebenszeit gestohlen, von der man wusste, dass er diese aus seiner Sicht heraus komplett verschwenden wird.

Mein Video dazu auf Instagram hat entsprechend hohe Wellen geschlagen. Denn ich musste zumindest einen Versuch unternehmen, um mein Berater-Team künftig vor diesen maximal respektlosen Kollegen und Kolleginnen zu schützen. Das ist schlichtweg (auch) mein Job als Chef. Der Tenor in den Kommentaren ist eindeutig: „Wie kann man sowas nur machen?“ Dieses Feedback aus der Branche hat geholfen, den großen Riss in das Vertrauen und den Anstand (einiger) meiner Kollegen und Kolleginnen zumindest ein wenig zu stopfen.

Aber warum macht jemand sowas?

Nun, weil man es kann. Das ist das Problem. Und der moralische Kompass ist offensichtlich nicht bei jedem gleich eingenordet. Wer jetzt aber glaubt, dass ich und andere betroffene Kollegen und Kolleginnen deswegen weinend in der Ecke sitzen und nach einem Taschentuch fragen, den muss ich ebenfalls enttäuschen. Denn wir sind (lediglich) genau das: enttäuscht. Enttäuscht von der eigenen Branche und einigen Akteuren in dieser. Wie soll man denn die Versicherungsbranche in ein besseres Licht rücken, wenn bereits innerhalb dieser solche Praktiken relativ hemmungslos angewandt werden?

Ein Follower aus der Branche schrieb mir dazu: „Da werden wir als Neulinge zu anderen Vermittlern in die Beratung geschickt. Quasi eine Testberatung, damit wir lernen, wie das abläuft. Warum weiß ich das? Weil ich selbst mit dabei war.“

Fragt doch einfach mal!

Schaut euch Prozesse auf Webseiten an, schaut euch Sales-Funnel an, schaut euch den Social-Media-Auftritt von erfolgreichen Vermittlern an und lasst euch inspirieren, damit ihr selbst besser werden könnt. Und - aber Achtung - das ist eine komplett wilde Idee: Fragt doch einfach mal die Personen, von denen ihr was wissen wollt. Werden dann andere und ich euch alle unsere Prozesse auf dem Silbertablett präsentieren? Sicherlich nicht. Weil da steckt eben unglaublich viel Arbeit drinnen. Das würde kein klar denkender Unternehmer machen. Aber jeder, der oder die mich schon mal was über z.B. Instagram zu unserer Beratung, Prozessen, etc. gefragt hat, hat in der Regel auch eine Antwort bekommen. Und viele andere Kollegen und Kolleginnen werden euch mit Sicherheit auch gerne antworten.

Reines Kopieren macht man nicht

Aber reines Kopieren, das macht man einfach nicht. Und die rote Linie war genau in dem Moment überschritten, wo die Lebenszeit meiner Berater, welche sie mit echten Kunden oder ihrer Familie hätten verbringen können, so maximal unkollegial verschwendet wurde. Das kann ich niemals gutheißen und hier gibt es auch keinen Spielraum für ein “ja, aber…”.

Zudem frage ich mich auch ernsthaft, wie man sich nach so einer Aktion morgens noch selbst im Spiegel anschauen und stolz auf sich selbst und seinen Beruf als Versicherungsvermittler sein kann.