Lage in der Pflege

Zahl der Pflegebedürftigen steigt stärker als erwartet

Das Statistische Bundesamt geht von über sieben Millionen Pflegebedürftigen für das Jahr 2050 aus. Der finanzielle Druck auf die Pflegeversicherung wird damit noch größer. Schon jetzt schreibt die Pflegeversicherung rote Zahlen.

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12:01 Uhr | 05. Januar | 2023
Zahl der Pflegebedürftigen steigt stärker als erwartet

Nach Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes wird die Zahl der Pflegebedürftigen weitaus stärker steigen als erwartet.

| Quelle: Jelena Stanojkovic

„Noch reicht die Zeit, um eine ergänzende Vorsorge für die Pflege aufzubauen – aber es ist Fünf vor Zwölf.“ Mit diesem Statement unterstreicht Florian Reuther, Direktor des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV), das Ergebnis einer Erhebung, die das Wissenschaftliche Institut der PKV (WIP) kürzlich veröffentlichte: Noch in dieser Wahlperiode wird die Zahl der Pflegebedürftigen demnach erheblich steigen – um mehr als 500.000, so die Prognose. Dabei beruft sich das WIP auf die neueste Bevölkerungs-Vorausberechnung des Statistischen Bundesamts.

Lage in der Pflege wird sich weiter zuspitzen

Aktuell sind rund 4,9 Millionen Deutsche pflegebedürftig, bis zum Jahr 2025 sollen es knapp 5,48 Millionen sein. Doch auch in den Jahren nach 2025 werde sich laut der Vorausberechnung die Lage nicht entspannen: So sagt das WIP für das Jahr 2030 bis zu 5,75 Millionen Pflegebedürftige voraus. Bis 2050 steige diese Zahl weiter auf bis zu 7,25 Millionen, 2070 seien es 7,48 Millionen. Ältere Studien wie die "Pflege 2030"-Studie der Bertelsmann Stiftung gingen von rund 3,2 Millionen Pflegebedürftigen für das Jahr 2030 aus. „Damit wird sich der finanzielle Druck auf die Pflegeversicherung und der Bedarf an Pflegefachkräften weiter erhöhen“, so das Fazit des WIP.

Die Zahlen untermauern die Notwendigkeit, das System der gesetzlichen Pflegeversicherung zu reformieren. PKV-Direktor Reuther weist in dem Zusammenhang darauf hin: „Die Private Pflegeversicherung hat die Folgen der Alterung bereits einkalkuliert und dafür 47 Milliarden Euro kapitalgedeckte Demografie-Reserve angespart. Es sollten noch viel mehr Menschen auf diese Weise zusätzlich vorsorgen.“

Schon heute schreibt die gesetzliche Pflegeversicherung rote Zahlen: Nach Angaben des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherungen belief sich die Finanzierungslücke zum Jahresende 2022 auf rund 2,2 Milliarden Euro, berichtet der "Spiegel". Damit stieg der Fehlbetrag im Vergleich zum Vorjahr um knapp 900 Millionen Euro an. „Die Konsequenz ist, dass der Finanzdruck auf die soziale Pflegeversicherung steigt“, erklärte der Verband. Der Grund für das Defizit sei, dass die Ausgaben der Pflegeversicherung stärker gestiegen seien als die Beitragseinnahmen.