procontra: Herr Heitmann, bremst die Corona-Lage Sie momentan in der Verfolgung von Versicherungsbetrug aus?
Timo Heitmann: Nein, eher weniger. Unser Innendienstapparat ist kaum betroffen, hier wird der Geschäftsbetrieb ganz normal aufrechterhalten. Wir haben ja nach wie vor Zugriff auf unsere Datenbanken, können Fotos und Kompatibilitäten überprüfen, Rechenfehlern nachgehen und somit einen Großteil der Arbeit vom Schreibtisch aus erledigen. Das einzige, das sich geändert hat, ist, dass ein Teil der Kollegen nun vom Homeoffice aus arbeitet – ich selbst auch. Dabei verfügen wir über dieselbe Infrastruktur als säßen wir im Büro bei der Gothaer. Da die Recherche heute hauptsächlich digital stattfindet, haben wir mit wenigen Einschränkungen zu kämpfen.
procontra: Und was ist mit der zweiten Gruppe, denjenigen, die zu Ortsterminen geschickt werden?
Heitmann: Zwar haben wir die Schadenermittler im Außendienst ebenfalls dazu angehalten, so weit es geht vom Schreibtisch aus zu arbeiten. Dennoch gibt es natürlich Aufgaben, wie die Beweissicherung, die nur vor Ort stattfinden kann. Ist eine solche Recherche notwendig, passiert das nach wie vor. Wenn der begründete Verdacht eines Versicherungsbetrugs besteht, werden die Fälle – auch während der Corona-Krise – natürlich nicht einfach durchgewunken, indem die Versicherung ohne weitere Überprüfung zahlt!
procontra: Wie lassen sich solche Außeneinsätze dennoch weitgehend vermeiden?
Heitmann: Oft erübrigen sich weitere Ortstermine, wenn man als Ermittler taktisch vorgeht. Ich hatte gerade einen Fall, der mir nach erster Recherche verdächtig vorkam. An die Kundin habe ich daraufhin eine Mail gesendet, sie über die rechtliche Obliegenheit unterrichtet, wahre Angaben zu machen und anschließend gefragt, ob sie möchte, dass wir den Schadenfall weiter bearbeiten. So haben sich manche Fälle schnell erledigt.
procontra: Wie reagieren von Schadenfällen betroffene Kunden generell auf die derzeitige Lage?
Heitmann: Dass wir bei der Bearbeitung von Schadenfällen momentan mit Terminen vor Ort etwas zurückhaltender sind, nehmen die meisten Kunden mit Verständnis auf. Auch vielen Versicherten ist es im Augenblick nicht so recht, dass jemand zu ihnen nach Hause kommt.