Guthabenzins: Die Banken treiben die Lebensversicherer
Die Zinswende bringt in Finanzfragen vielseitige Richtungswechsel mit sich. Zum Beispiel können die Lebensversicherer unter anderem aufgrund der steigenden Zinsen für Staatsanleihen deutlich höhere Solvenzquoten ausweisen, stehen also finanziell stabiler da.
Aufgrund der parallelen Rekord-Inflation agieren die Kunden der Lebensversicherer aber zurückhaltend und abwartend, wenn es um die (Wieder)Anlage ihres Kapitals geht. Konkret mache sich das bereits jetzt mit einem teils deutlichen Rückgang beim Einmalbeitragsgeschäft mit privaten Rentenversicherungen bemerkbar, sagten exemplarisch für ihre Häuser Vorstandsmitglieder von Volkswohl Bund, HDI, Württembergische und Allianz letzte Woche bei einer Diskussionsrunde auf der DKM.
Die Vorstandsvorsitzende der Württembergische Versicherung AG, Zeliha Hanning, betonte, dass die Banken die steigenden Zinsen direkt an ihre Kunden weitergeben könnten, womit sie einen Vorteil gegenüber den Lebensversicherern hätten. Beispielsweise erhöhen derzeit zahlreiche Banken die Verzinsung der Guthaben auf Tagesgeldkonten. Auch Sparbriefe und ähnliche Bankprodukte dürften nun schnell wieder attraktiver werden – vor allem für Kunden, die gerade etwas auf der hohen Kante haben. Blickt man auf die aktuelle Neugeschäftsentwicklung bei den Lebensversicherern, so ist längst ein Kampf um die hohen Einmalbeiträge der Kunden entbrannt, bei dem die Banken derzeit anscheinend die Nase vorn haben.
Allianz erhöht Zinsen im Einmalbeitragsgeschäft
Ein Umstand, den man bei der Allianz Lebensversicherung nicht mehr weiter nur beobachten möchte. Der Marktführer Leben in Deutschland hat nun für neu abgeschlossene „SchatzBrief“-Tarife seines Vorsorgekonzepts Perspektive mit Einmalbeitrag die Verzinsung erhöht. Für mindestens zehnjährige Laufzeiten erhalten die Kunden ab dem ersten Jahr 3,5 Prozent und bei mindestens fünfjährigen Laufzeiten 2,8 Prozent Zins. Außerdem sollen, laut Allianz, auch Verträge mit kürzeren Laufzeiten von der Zinserhöhung profitieren, sofern das Kapital im Sicherungsvermögen des Lebensversicherers angelegt wird.
Auch die Verzinsung für das „Allianz ParkDepot“ haben die Blauen erhöht. Dort können die Kunden des Lebensversicherers, ähnlich einem Tagesgeldkonto, ihr Kapital zum Beispiel nach der Auszahlung eines älteren Vertrages „parken“ und erhalten dafür nun ein Prozent Zins statt wie zuvor 0,05 Prozent. Gut möglich, dass es der Allianz nun im Kampf um die Einmalbeiträge bald weitere Lebensversicherer mit ähnlichen Angeboten gleichtun.