Bund sponsort Finanzbildung von Arbeitnehmern
Das Finanzwissen der Deutschen bietet bekanntermaßen reichlich Luft nach oben. So wies die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) beispielsweise wiederholt darauf hin, dass Deutschland als einziges Industrieland ohne nationale Finanzbildungsstrategie sei. Um dies zu ändern, stellten Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) im März dieses Jahres eine Finanzbildungsstrategie vor. Einer der Inhalte ist die Einrichtung einer zentralen Plattform für Finanzbildung mit entsprechenden Lernangeboten.
Nun folgen dem Vorhaben weitere Taten. In seiner Sitzung am Mittwoch gab der Haushaltsausschuss des Bundestags Fördermittel für ein Modellprojekt zur finanziellen Bildung von Arbeitnehmern in Betrieben frei. Im Rahmen des Modellprojektes sollen sie zum Thema private Altersvorsorge informiert werden. Das teilte der FDP-Haushaltspolitiker Frank Schäffler in einer Pressemitteilung mit.
Klarheit über die eigenen Finanzen
Konkret sollen mit dem geförderten Projekt Instrumente erarbeitet werden, die Arbeitgeber im Rahmen von Corporate-Benefit-Programmen ihren Arbeitnehmern zur Verfügung stellen, damit diese sich Klarheit über ihre Finanzen verschaffen können. Zu den Instrumenten gehören Seminare, Coachings und Veranstaltungen sowie Software-Applikationen. Das Projekt soll auf den DIN-Normen 77230 („Basis-Finanzanalyse für Privathaushalte“) und 77223 („Risikoprofilierung für Privatanleger“) aufgebaut sein.
„Unabhängig von Alter, Einkommen und Bildung fehlt vielen Menschen ein klarer Blick auf ihre finanzielle Situation bezüglich ihrer Absicherung, Vorsorge und Vermögensplanung“, erklärt Schäffler den Hintergrund. Für das Finanzbildungsprojekt stellt der Bund für die kommenden drei Jahre insgesamt 600.000 Euro zur Verfügung.
Die Koalition habe sich zum Ziel gesetzt, umfassende Verbraucherbildung zu gewährleisten, lässt sich Schäffler in der Mitteilung zitieren. „Mit der Entscheidung des Haushaltsausschusses gehen wir hier einen weiteren wichtigen Schritt“, sagte er.
Hier werden keine Selbstentscheider entwickelt, die anschließend keine Berater mehr brauchen.Frank Rottenbacher, AfW-Vorstand
Frank Rottenbacher – der neben seiner Funktion als AfW-Vorstand auch dem Vorstand der Weiterbildungsakademie „Going Public“ angehört – hält das Pilotprojekt für eine sinnvolle Maßnahme. Eine Gefahr für Berater sei die Fortbildung nicht – im Gegenteil. „Hier werden keine Selbstentscheider entwickelt, die anschließend keine Berater mehr brauchen“, sagte er auf procontra-Nachfrage. Stattdessen gehe es um die Vermittlung von „Basiswissen“. Wenn Verbraucher Klarheit über die eigene finanzielle Situation hätten, könne zudem schneller in die eigentliche Beratungssituation eingestiegen werden. Dies könne sowohl „zu einem Zuwachs an Beratungsgesprächen für Vermittler führen als auch den Vorwurf entkräften helfen, dass am Bedarf vorbei beraten wird“, so der AfW-Vorstand.