Alte Kompass Group wehrt sich gegen neue Kompass Deutschland
Die Kompass Group AG geht mit einer Einstweilligen Verfügung gerichtlich gegen die nach eigenen Angaben "falsche und irreführende Tatsachenbehauptung einer neu gegründeten Gesellschaft" vor, die sich per Pressemeldung wahrheitswidrig als Rechtsnachfolgerin unter neuem Namen Kompass Group Deutschland AG vorgestellt habe.
In der vergangenen Woche hatten die ehemaligen Vorstände der Kompass Group AG Matthias Schmidt und Marcus Renziehausen die Gründung einer neuen Kompass Group Deutschland AG verkündet. Dabei hieß es, dass bei der ehemaligen Kompass Group kein operatives Geschäft mehr verbleiben würde. Doch da scheinen die Verantwortlichen der älteren Kompass Group AG vollkommen anderer Meinung zu sein.
Kompass Group will Geschäfte fortsetzen
Mit dem Verfügungsantrag begehrt die Kompass Group AG jetzt Rechtsschutz, weil sie eine eklatante Kennzeichenverletzung und Falschbehauptungen im Markt gegeben sieht. „Wir haben am 17. April 2024 die beiden Vorstandsmitglieder Matthias Schmidt und Marcus Renziehausen wegen grober Pflichtverletzungen und Illoyalität entlassen müssen“, so der Kompass Group AG Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Gerd Coenen, „wir mussten feststellen, dass sich diese jungen und unerfahrenen Vorstände gegen die eigenen Gesellschafter und Finanzgeber stellen, indem sie noch im Amt eine neue Gesellschaft fast gleichen Namens als Mitbewerber gegründet haben. Das ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten. Wir haben daher sofort den Erlass einer einstweiligen Verfügung beim Landgericht Mannheim beantragt, um die ´Kompass Group Deutschland AG´ und deren Vorstand René Fuchs zu stoppen.“
„Wir gehen fest davon aus, dass das Gericht unserer Argumentation folgen wird, dass hier eine vorsätzliche Täuschung unserer Geschäftspartner vorliegt,“ so der neu bestellte Vorstand Nicos Pohland. "Sollte die neu gegründete Gesellschaft, die sich wie das Original als eine Plattform für Finanzberater und Versicherungsvermittler etablieren möchte, weiterhin falsche Behauptungen verbreiten, droht ihr im Falle des Erlasses der Einstweiligen Verfügung bei Fortsetzen dieses Verhaltens eine Strafe von einer viertel Million Euro."
Wie Pohland im Gespräch mit procontra erläutert, sollen die Geschäfte der Kompass Group so wie geplant fortgesetzt werden. Das Unternehmen halte an dem Ziel fest, Versicherungsmaklerbestände aufzukaufen. „Wir werden selbstverständlich das Geschäft der Kompass Group AG wie geplant fortsetzen und sind dazu bereits jetzt mit unseren Geschäftspartnern und Investoren im Gespräch“, ergänzt der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Gerd Coenen. „Außerdem werden wir gemeinsam mit einem unserer Aktionäre einen neuen Fonds im Volumen von mehreren hundert Millionen Euro auflegen, um die weitere Wachstumsfinanzierung zu gewährleisten."
Verunsicherung im Markt
Doch durch die Gründung der Kompass Group Deutschland AG Ende April 2024 und die damit einhergehende Pressemeldung sei eine hohe Verunsicherung und Unruhe im Markt entstanden. Dadurch sei der Eindruck bei Medien, Geschäftspartner und Kunden entstanden, die Kompass Group AG sei nicht mehr operativ tätig und habe sämtliche Geschäftsbereiche, wie auch die Bilanzpositionen auf die neue Gesellschaft übertragen. „Dies ist alles nicht richtig, sondern eine gezielte Täuschung, sowohl über die Identität und Struktur des Unternehmens, das Vermögen sowie gewerbliche Schutzrechte“, erläutert der Vorstand Nicos Pohland die rechtliche Dimension des Vorgangs.
(Update) Neue Kompass Deutschland Group bezieht Stellung
Die neu gegründete Kompass Deutschland meldet sich inzwischen ebenfalls zu Wort: "Wir betrachten die Vorwürfe der Kompass Group AG als haltlos und haben bereits Schritte eingeleitet, um gegen diese bewusste Rufschädigung anwaltlich vorzugehen", heißt es aus dem Unternehmen. "Aus unserer Sicht dient diese Diskreditierung allein dem Versuch, die Kompass Group Deutschland AG als Mitbewerber zu verdrängen."
Das Landgericht Mannheim habe nach dem Antrag auf einstweilige Verfügung der Kompass Group AG zunächst eine mündliche Verhandlung in einigen Wochen anberaumt. "Unserer Ansicht nach spricht das dafür, dass das Gericht die Argumente der Kompass Group AG für nicht ausreichend erachtet hat, um die einstweilige Verfügung ohne eine solche Verhandlung zu erlassen."