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Was taugt die neue Hausratversicherung der GEV?

Ende Mai brachte die Grundeigentümer Versicherung mit Protect+ eine neue Hausratpolice auf den Markt. procontra machte den Produktcheck und warf einen Blick auf die Tariflinien.

16:07 Uhr | 18. Juli | 2024
Produkt-Check
| Quelle: procontra

Was leistet der Tarif?

Die neue Protect+ Hausratversicherung verfügt über drei Linien: Basis, Kompakt und Premium, um die es hier vor allem gehen soll. Diese können mit den optionalen Modulen Elementar, Glasbruch, Soforthilfe, Fahrrad-Diebstahl und Pro Klima ergänzt werden.

Zunächst einmal bietet die GEV hier eine ganz klassische Hausratversicherung, die die üblichen Risiken wie Brand, Blitzschlag, Implosion, Explosion, Anprall eines Luftfahrzeuges, seiner Teile oder Ladung oder auch Überspannungsschäden durch Blitz absichert.

Die Beiträge dafür sind attraktiv: In Hamburg lässt sich eine 80 Quadratmeter große Wohnung für 112 Euro im Jahr versichern. Wettbewerber liegen zwischen 98 und 163 Euro. Am Ammersee in Schondorf beträgt der Schutz für ein 150 Quadratmeter großes Einfamilienhaus im Protect+ Premium 74 Euro im Jahr. Wettbewerber reichen hier von 73 bis 108 Euro. In beiden Fällen ist ein Fahrradschutz von 1.000 Euro mitversichert.

Ergänzen lässt sich der Schutz um die Zusatzbausteine, die kombiniert werden können: Neben Glasbruch und Elementarschutz bietet die GEV einen zusätzlichen Fahrraddiebstahlschutz bis 20.000 Euro an, eine Soforthilfe, u. a. mit Schlüsseldienst im Notfall und einer 24-Stunden-Soforthilfe-Hotline, und den Baustein Pro Klima. Der beinhaltet unter anderem die Erstattung von Mehrkosten bis zu 20 Prozent für Wiederherstellung durch ein regionales Unternehmen und Mehrkosten bis zu 25 Prozent für Wiederbeschaffung und -herstellung mit ökologischem Mehrwert.

Die Zusatzbeiträge dafür sind überschaubar: Im Hamburger Beispiel liegen sie bei 15,17 Euro für Glasbruch, 10,87 Euro für den Elementar-Schutz, 12,60 Euro für die Soforthilfe und 10,71 Euro für Pro Klima. Der Zusatzschutz für Räder, über die mitversicherten 1.000 Euro hinaus, ist dagegen je nach Wohnort happig kalkuliert. Dazu weiter unten mehr.

Was sind die Stärken?

Die Highlights von Protect+:

  • Trickdiebstahl inner- und außerhalb des Versicherungsortes

  • Mitversicherung von Balkonkraftwerken bis 2 kWp

  • Erstattung der Mehrkosten für energieeffiziente Geräte

  • Datenrettungskosten für berufliche Daten

  • Opfer einer polizeilich angezeigten Straftat

  • Diebstahl aus Wohnwagen und Wohnmobilen

  • Mietfortzahlungskosten, wenn nach einem Schadenfall die versicherte Wohnung unbewohnbar ist, die Miete aber dennoch weitergezahlt werden muss.

Im Premium-Tarif zusätzlich versichert:

  • Unbenannte Gefahren

  • Verlust von aufgegebenem Gepäck

  • 24 h-Schutz gegen Diebstahl von Fahrrädern, Fahrradanhängern, E-Bikes, Pedelecs (sofern nicht versicherungspflichtig) und deren Zubehör bis 1.000 Euro

Zusätzlich haben die Kunden im Premium-Tarif eine Leistungserweiterung durch die Best-Leistungs- und Besitzstandsgarantie sowie bei einem Wechsel zur GEV durch die Summen- und Bedingungsdifferenzdeckung. Die GEV weist in diesem Zusammenhang schon zu Recht darauf hin, dass die Hausratversicherung noch zeitgemäßer werden und moderne Lebensumstände berücksichtigen sollte, wie zum Beispiel die alternative Energieversorgung mit dem Einschluss von Balkonkraftwerken. Zudem möchte sie gerne Leistungsmerkmale wie die Versicherung gegen Bitcoin-Diebstahl oder den Einschluss von Schäden durch Plansch- und Reinigungswasser herausheben. Insgesamt ist das Produkt im Hinblick auf Beitrag und Bedingungswettbewerb im Marktvergleich sehr gut platziert.

Was ist kritisch zu sehen?

Ein Haar in der Suppe gibt es. Während relevante Wettbewerber Fahrräder im Premium-Tarif bis zur Versicherungssumme mitversichern oder 5.000 Euro und mehr als Maximalentschädigung vorsehen, sind solche Summen bei der GEV nur gegen Mehrbeitrag versicherbar. Und dieser Mehrbeitrag hat es in sich: Er beträgt im Beispiel der Hamburger Wohnung 476 Euro für 20.000 Euro Versicherungssumme. In Berlin-Friedrichshain sind es sogar 968 Euro Mehrbeitrag. Aber selbst im beschaulichen Schondorf ruft die GEV mehr als 100 Euro Mehrbeitrag auf und verdoppelt damit den Beitrag für die Hausratversicherung mal eben. Das ist in Zeiten des boomenden Fahrradmarktes einfach nicht zeitgemäß.

Die GEV erklärt: „Die Absicherung gegen Fahrraddiebstahl spielt für uns eine wichtige Rolle, da es den Versicherungsnehmern nachhaltiges Handeln einfacher macht. Die risikogerechte Tarifierung sorgt dafür, dass wir Versicherungsnehmern in risikoarmen Regionen günstigere Beiträge anbieten können. In Bereichen mit hohem Risiko ist die Prämie entsprechend höher. Laut GDV wurden in den größten Städten Deutschlands auch die meisten Zweiräder gestohlen. In Berlin wurden 2022 mehr als 28.800 Fahrraddiebstähle der Polizei gemeldet. Mit etwas Abstand folgen Hamburg (14.726 Diebstähle), Köln (7.076) und Frankfurt (5.919). Der Schadendurchschnitt lag laut GDV 2023 bei 1.100 Euro.“

Zudem weist man auf die Schlossanwendung hin: Wenn jedes Fahrrad einzeln abgeschlossen ist, gilt der Diebstahl auch jeweils als einzelner Schadenfall. Die Versicherungssumme gilt dann also pro Fahrrad.

Ansonsten bleibt ein Fragezeichen bei den Mietfortzahlungskosten, wenn der Vermittler einen Eigenheimbesitzer berät: Warum bekommt der etwa die Bankrate oder zumindest die Zinsrate nicht erstattet, wenn das Haus unbewohnbar ist? Hierzu konnte die GEV keine schlüssige Erklärung liefern.

Wer ist die Zielgruppe?

Die neue GEV Hausratversicherung ist preislich attraktiv und kann im Doppel mit der Wohngebäudeversicherung mit einem Nachlass von 25 Prozent angeboten werden. Es lohnt sich also vor allem – aber nicht nur – in dieser Konstellation, den Tarif in der Beratung einzubeziehen.

Tipps für die Vermittlung

Das GEV-Paket zur Hausratversicherung Protect+ Premium ist gut geschnürt – einzig die Fahrraddeckung sollten Vermittler thematisieren – vor allem, wenn teure Fahrräder mitversichert werden sollen.

Das Fazit

Man kann das Rad in der Hausratversicherung grundsätzlich nicht mehr komplett neu erfinden, aber man kann es rund machen und das ist der GEV mit der neuen Hausratversicherung relativ gut gelungen.