Interview

„Silber ist weiterhin eine klare Kaufempfehlung“

In den vergangenen Monaten ist der Silberkurs stark gestiegen. Warum er das Edelmetall - trotz eines aktuell wieder leichten Einbruchs - langfristig für hochinteressant hält, erklärt Rainer Beckmann, Partner bei Ficon Vermögensmanagement.

Author_image
11:07 Uhr | 25. Juli | 2024
Rainer Beckmann

In den vergangenen Monaten ist der Silberkurs stark gestiegen. Warum er das Edelmetall - trotz eines aktuell wieder leichten Einbruchs - langfristig für hochinteressant hält, erklärt Rainer Beckmann, Partner bei Ficon Vermögensmanagement.

| Quelle: Ficon

procontra: Warum ist der Silberpreis in den vergangenen Monaten so stark gestiegen?

Rainer Beckmann: Wir erleben eine massive Unterdeckung beim Silber aufgrund des Schubs bei Elektrofahrzeugen. Für jedes neue E-Auto schätzt man einen Verbrauch von rund zwei Unzen Silber. Bei den derzeitigen Jahresproduktionen weltweit von über 100 Millionen Fahrzeugen wird es eine immer größere Beschleunigung auf der Nachfrageseite geben, die nicht geschlossen werden kann. Die jüngste Silber-Hausse hat auch mit der Charttechnik und dem Anstieg des Goldpreises zu tun.

procontra: Ist in Kürze mit einem weiteren Schub zu rechnen?

Beckmann: Wir sehen kurzfristig die Möglichkeit eines Kurses von 34 bis 36 US-Dollar pro Feinunze.

procontra: Und wie beurteilen Sie die mittel- und langfristigen Aussichten?

Beckmann: Wir sind für Silber sehr positiv eingestellt, solange der industrielle Bedarf hoch bleibt. Die Knappheit kann auf Sicht zu einem Kurs von 50 US-Dollar pro Feinunze führen, also zum zweimal erreichten historischen Allzeithoch. Und sofern Silber künftig bei industriellen Prozessen nicht ersetzt wird, sehen wir auch Kurse deutlich höher als 50 US-Dollar pro Feinunze als möglich. Silber hat also eine große Zukunft und ist weiterhin eine klare Kaufempfehlung mit einer langfristig hochinteressanten Perspektive.

procontra: In welchem Umfang sollten Privatanleger in Silber investieren?

Beckmann: Wir empfehlen bei Edelmetallen generell eine Quote von etwa 5 Prozent des investierbaren Vermögens und davon 5 bis 10 Prozent für Silber. Gold ist zwar einer der herausragenden Vermögenswerte, aber der Erwerb von Goldmünzen oder Barren in vernünftigen Größen ist teuer und nicht für jeden darstellbar. Bei Silber ist es wesentlich leichter, nach und nach ein Portfolio aufzubauen.

procontra: Wie können Privatanleger in Silber investieren?

Beckmann: Ein üblicher Weg ist der Erwerb von Münzen beziehungsweise Barren, obwohl der Kauf durch die Mehrwertsteuerbelastung bei physischem Silber teurer geworden ist. Alternativ sind Investments in Silber-ETCs möglich. ETCs ermöglichen im Gegensatz zu ETFs die Investition in einen einzigen Rohstoff. Mehrwertsteuer fällt hier nicht an. Die Risiken sind generell überschaubar und bestehen in der Regel nur dann, wenn Silber spekulationsgetrieben erworben wird. Denn durch die immer wieder auftretenden Wertschwankungen gibt es keine Garantie für eine bestimmte Wertentwicklung zum Stichtag.