Kurshoch

Was ist jetzt mit Silber-Investments möglich?

In diesem Jahr gehört Silber zu den Anlagen mit der besten Performance. Zumindest langfristig sind bei dem Edel- und Industriemetall weitere Preissteigerungen wahrscheinlich.

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16:07 Uhr | 23. Juli | 2024
Glänzende Aussichten für Silber-Investoren

In diesem Jahr gehört Silber zu den Anlagen mit der besten Performance. Zumindest langfristig sind bei dem Edel- und Industriemetall weitere Preissteigerungen wahrscheinlich.

| Quelle: alexis84

Das Silberbesteck in Omas Schublade könnte ein kleines Vermögen wert sein. Vielleicht wurde es Anfang der 1990er Jahre gekauft. Damals kostete eine Feinunze Silber rund drei Euro. Heute verlangen Händler etwa 30 Euro für die umgerechnet 31,1 Gramm. Das Metall befindet sich in einem langfristigen Aufwärtstrend. Mehr noch: In diesem Jahr hat der Silberpreis zum Höhenflug angesetzt. Von Januar bis Anfang Juli verteuerte sich das Metall um rund 30 Prozent und gab erst in den letzten Tagen wieder von rund 29 auf rund 27 Euro ein wenig nach. Einige Vermögensverwalter erwarten eine Fortsetzung der Hausse und raten zum Kauf.

Flucht in Sicherheit

Ein Grund für den außergewöhnlich starken Preisanstieg seit Ende Februar könnten geopolitischen Spannungen sein, die auch den Goldpreis befeuert haben. Laut Börsen-Zeitung verweisen Marktteilnehmer auf die Bestrebungen von USA, Großbritannien und EU, die eingefrorenen russischen Zentralbankgelder und sonstigen Finanzvermögen zu enteignen und der Ukraine zur Verfügung zu stellen. So etwas habe es bisher noch nie gegeben. Sollte das Nachahmer finden oder Russland Gegenmaßnahmen einleiten, könnte es Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten geben – was eine Flucht in Sicherheit auslösen würde; eben in Gold und Silber.

Neben diesem Sicherheitsaspekt wirken die Eigenschaften von Silber als Industriemetall positiv auf die Preisentwicklung. Laut einem Bericht von Swisscanto ist die Industrie mit 55 Prozent der Hauptabnehmer von Silber; die restliche Nachfrage entfalle auf Schmuck, Silberware und Investments. Auf die Bedeutung von Silber in diversen Branchen weist auch Ned Naylor-Leyland, Fondsmanager und oberster Anlagestratege im Gold- und Silber-Team von Jupiter Asset Management, gegenüber procontra hin. Er spricht von einer „rekordhohen industriellen Nachfrage“. Seiner Meinung nach bleibt das Metall langfristig begehrt. Es finde in der E-Auto- und Solarindustrie Anwendung. Seine hohe Leitfähigkeit mache es aber auch für die Herstellung von Halbleitern unverzichtbar. Ultradünnes Silber werde die Touchdisplays auf Smartphones voranbringen. Zudem sei es in modernen Batterien enthalten.

In der Industrie begehrt

Vor diesem Hintergrund ist Silber zunehmend auch als Anlageobjekt spannend, so Naylor-Leyland. Und wörtlich: „Bescheidene Investitionsströme in Silber beginnen zu fließen“. Obwohl Silber seit Jahresbeginn zu den Anlagen mit der besten Performance gehört, sei das Interesse an dem Metall noch nicht sehr groß. „Das wiederum“ fährt der Anlageprofi fort, „deutet daraufhin, dass eine größere Bewegung bevorstehen könnte.“ Mit Blick auf die nahe Zukunft weniger euphorisch ist hingegen Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank: „Viele Erwartungen dürften eingepreist sein. Weitere signifikante Preissprünge erscheinen daher zumindest kurzfristig unwahrscheinlich“, schreibt er in einem Marktkommentar.

Finanzberater mit Kunden, die ein paar Prozent ihres Vermögens in Edelmetallen halten möchte, könnten im Beratungsgespräch auf die Attraktivität von Silber hinweisen. Statt Essbesteck bietet sich der Kauf von Münzen an. „Auch Silber-ETCs mit physischer Hinterlegung können ein geeigneter Weg sein, um Silber zu besitzen“, sagt Richard Southey, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Invios, gegenüber procontra. ETC steht für Exchange Traded Commodities, also börsengehandelte Rohstoffe. Laut Southey bieten diese Anlagevehikel Privatanlegern einen einfache Zugang zu Rohstoffinvestments zu niedrigen Kosten. Der Börsenhandel sorge für Liquidität, so dass ein ETC jederzeit gekauft und verkauft werden könne.

ETC als Anlagevehikel

Aber: Ein ETC basiert auf einer Anleihekonstruktion. Die Anlage ist also mit einem Ausfallrisiko verbunden ist. Geht der Emittent pleite, ist in der Regel auch das Anlagekapital ganz oder teilweise futsch. Finanzberater müssen einen Kunden darauf hinweisen. Es gibt mittlerweile auch ETCs mit Besicherung. Die Metalle sind dann physisch bei einem Treuhändler hinterlegt und das Emittentenrisiko deutlich reduziert. Ein Beispiel für solche besicherten ETCs ist Xtrackers IE Physical Silver ETC Securities von der Deutschen Bank. Silber-ETCs gibt es auch von iShares (Blackrock) und WisdomTree. Die Frage der Besicherung wäre im Beratungsgespräch stets zu klären. Mehr als eine kleine Depotbeimischung sollten ETC eh nicht sein.

Fazit: Gleich mehrere Gründe sprechen für die Beimischung von Silber ins Vermögensportfolio. Das kann in Form von Wertpapieren erfolgen oder – durch physische Münzen oder eben das besagte Silberbesteck, das freilich nicht so liquide ist.