Allianz Direct: BdV kritisiert Leistungskürzungen in der Kfz-Versicherung

Allsecur-Kunden seien bei der Transformation des Unternehmens in die Allianz Direct benachteiligt worden, kritisiert der Bund der Versicherten (BdV). Unter anderem wurde der Rabattschutz aus allen Kfz-Verträgen gestrichen. Der gebeutelte Direktversicherer verteidigt indes sein Vorgehen.

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13:11 Uhr | 26. November | 2021
In den letzten beiden Geschäftsjahren hat sich der Bestand an versicherten Fahrzeugen bei der Allianz Direct beinahe halbiert. Der BdV wirft dem Allianz-Direktversicherer vor, seine Kunden beim Umbau des Vorgängers Allsecur benachteiligt zu haben. Bild: A

In den vergangenen beiden Geschäftsjahren hat sich der Bestand an versicherten Fahrzeugen bei der Allianz Direct beinahe halbiert. Der BdV wirft dem Allianz-Direktversicherer vor, seine Kunden beim Umbau des Vorgängers Allsecur benachteiligt zu haben. Bild: Allianz

Der Bund der Versicherten (BdV) kritisiert das Vorgehen des Allianz-Direktversicherers bei der 2019 erfolgten Transformation von der früheren Allsecur zur neuen Marke Allianz Direct. Den Allsecur-Kunden war damals mitgeteilt worden, dass sich für sie durch den Namenswechsel nichts ändern würde, betonen die Verbraucherschützer. Doch damit habe das Unternehmen seine Kfz-Versicherten in falscher Sicherheit gewogen. „Denn längst nicht alle in ihrem Kfz-Versicherungsvertrag vereinbarten Leistungen fanden sich auch im umgestellten neuen Vertrag wieder“, monierte der BdV gestern in einer Presseinformation. Jetzt, im Laufe der aktuellen Kfz-Wechselsaison, hätten sich mehrere betroffene Autofahrer deshalb an den Verbraucherschutzverein gewandt.

Keine „Freischüsse“ mehr

Konkreter Aufhänger ist der Wegfall des Rabattschutzes beim Vertragsübergang von Allsecur auf Allianz Direct. Für viele Versicherte ist das mitunter ein sehr wichtiger Bestandteil der Police. Schließlich verhindert der auch als „Rabattretter“ oder „Freischuss“ bezeichnete Baustein, dass man im Falle eines selbst verschuldeten Schadens in der Schadenfreiheitsklasse zurückgestuft wird, was einen höheren Beitrag bedeuten würde.

Alle Kunden, die den Baustein in ihrem Allsecur-Vertrag mit abgeschlossen hatten, fanden sich nach dem Namenswechsel in Allianz Direct ohne diesen wieder. Denn der umfirmierte Direktversicherer bietet keinen Rabattschutz mehr an.

Darüber hinaus sehen die Verbraucherschützer die verkürzte Dauer bei der Ruheversicherung kritisch. Wurde ein Fahrzeug außer Betrieb gesetzt, so würde der Versicherungsvertrag automatisch sechs Monate später erlöschen. Bei der Allsecur habe dieser Zeitraum noch 18 Monate betragen. Sollte ein stillgelegtes und Teilkasko-versichertes Fahrzeug sieben Monate nach der Außerbetriebssetzung gestohlen werden, bestünde kein Versicherungsschutz, beschreibt man beim BdV die möglichen Negativfolgen.

„Keine grundsätzliche Schlechterstellung“

Aber hat die Allianz Direct ihre Kunden nicht ausreichend über Leistungsänderungen informiert, die mit dem Namenswechsel einhergingen? „Grundsätzlich wurden unsere Versicherungsnehmer informiert und erhielten zusätzlich zum Angebot unsere neuen Versicherungsbedingungen“, erklärte eine Sprecherin des Unternehmens heute auf procontra-Nachfrage. Auch eine tabellarische Gegenüberstellung der bisherigen und neuen Leistungen (siehe unten) sei den Kunden zugestellt worden. Laut dieser wurden die Leistungen der Allsecur-Verträge teilweise auch erhöht, beispielsweise durch die Mitversicherung von Seng-, Schmor- und Kurzschlussschäden.

Zwar sei zum Beispiel der Rabattschutz weggefallen, man habe die Kunden aber nicht grundsätzlich schlechter gestellt, so die Sprecherin. Durch den Wegfall des Rabattschutzes wären einige Allianz-Direct-Kunden rein theoretisch in eine schlechtere Schadenfreiheitsklasse gerutscht, weil der zuvor abgefederte Schaden dann gezählt hätte. Trotz dieser Rückstufung hätten die Kunden aber ein gleichbleibendes Angebot erhalten, hieß es auf unsere Nachfrage.

Extreme Bestandsverluste bei Allianz Direct

Offenbar hat der Namenswechsel von Allsecur zu Allianz Direct aber auch viele Kfz-Kunden dazu bewogen, sich anderweitig zu versichern. Laut dem Geschäftsbericht 2020 sank die Anzahl der bei der Allianz Direct Versicherungs-AG versicherten Fahrzeuge zum Ende des vergangenen Jahres auf 378.593. Das sind 176.839 beziehungsweise 31,8 Prozent weniger als im Vorjahr. „Neben dem Rückgang des Neugeschäfts wirkte sich hier als Einmaleffekt die Umstellung des Bestands auf das neue Produktangebot aus“, heißt es dazu erklärend im Geschäftsbericht.

Bereits 2019 hatte der Direktversicherer der Allianz kräftige Vertragseinbußen hinnehmen müssen. Damals hatte das Unternehmen auf unsere Anfrage hin die komplette Abkehr von Vergleichsportalen aufgrund deren „zu hoher“ Provisionsforderungen als Ursache genannt. Eine Sprecherin erklärte damals: „Der Policenrückgang ist ein einmaliger, daraus resultierender Effekt, den wir eingeplant haben.“

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