Allianz stellt Pensionskassen-Neugeschäft komplett ein
Die Allianz Lebensversicherungs-AG wird ab 2022 über ihr Tochterunternehmen Allianz Pensionskasse AG kein Neugeschäft mehr zeichnen. Das hat der größte deutsche Lebensversicherer heute Vormittag mitgeteilt. „Aufgrund der geringen Nachfrage wird die Allianz Pensionskasse ab 2022 keine neuen Verträge mehr annehmen“, heißt es dazu in einer Mitteilung.
Bereits mit Wirkung zum 01. Oktober 2020 hatte das Unternehmen das bAV-Neugeschäft für Journalisten über seine Presse-Pensionskasse eingestellt. Als Grund dafür wurde das aktuelle Niedrigzinsumfeld angegeben, dass sich besonders auf jüngere Kapitalanlagenbestände auswirken würde. Die Presse-Pensionskasse machte 2019 allerdings mit rund 4 Millionen Euro nur einen verschwindend geringen Anteil der Beitragseinnahmen im Pensionskassenbereich der Allianz aus. Dass dieses Schicksal auch die übergeordnete Allianz Pensionskasse ereilen könnte, hatte ein Sprecher im August auf procontra-Nachfrage noch mit den Worten „Die Spekulation, dass diese Entscheidung auch die Allianz Pensionskasse betrifft, kann ich nicht nachvollziehen und nicht bestätigen“ abgetan.
Zweitgrößte Pensionskasse macht dicht
Nun besteht aber Gewissheit: Der marktführende Lebensversicherer mit Sitz in Stuttgart schickt seine Pensionskasse in den Run-off. Diese ist mit rund 815.000 Beitragszahlern und mit einem Anlagevolumen von rund 13 Milliarden Euro die zweitgrößte in Deutschland (mit rund 30 Milliarden Euro ist der BVV Versicherungsvereins des Bankgewerbes die größte deutsche Pensionskasse).
Allerdings sind die Beitragseinnahmen rückläufig. Im Vorjahr betrugen diese rund 631 Millionen Euro. Das sind 4,1 Prozent weniger als 2018. Während 2019 bei der Allianz rund 300.000 Verträge in der Direktversicherung abgeschlossen wurden, waren es nur 5.711 über die Pensionskasse. Gruppenverträge werden von der Allianz Pensionskasse bereits seit 2019 nicht mehr angeboten. In der Mitteilung heißt es: „Im Breitengeschäft der bAV setzt Allianz Leben auf die Angebote in der Direktversicherung und im Pensionsfonds, die deutlich attraktiver sind als in der Pensionskasse.“ Die bestehenden bAV-Verträge bleiben von dem Run-off ab 2022 unberührt.
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Schon ab dem kommenden Jahr will der LV-Marktführer zudem keine Verträge mehr anbieten, die einen 100-prozentigen Erhalt der eingezahlten Beiträge garantieren. So soll weniger Kapital an die Erfüllung der Garantien gebunden und damit frei für kapitalmarktnahe Anlagen werden, die mehr Rendite erhoffen lassen. Dazu heißt es in der Mitteilung:
Allianz Leben fokussiert im Produktangebot der Altersvorsorge ab 2021 auf Lösungen mit zeitgemäßen Garantien, die je nach Kundenwunsch am Ende der Ansparphase auf einem Niveau von mindestens 90, 80 oder 60 Prozent der gezahlten Beiträge liegen. […] Denn mit angepassten Garantien und flexiblerer Kapitalanlage verbessern sich die Chancen für langfristig attraktive Renditen in Zeiten von Null- und Negativzins.
Hoffnung auf mehr Rendite
Eine Absenkung der Beitragsgarantie um 10 oder 20 Prozent mag nicht als großer Hebel erscheinen. Doch die Allianz rechnet vor: In ihrem Vorsorgekonzept „KomfortDynamik“ führt eine 80-prozentige Beitragsgarantie dazu, dass etwa zwei Drittel der eingezahlten Beiträge in chancenorientierte Anlagen fließen könne, die einen hohen Anteil von Aktien und Investments in Infrastruktur und erneuerbare Energien enthalten. Bezüglich Schwankungs- oder Verlustrisiko verweist die Allianz Leben auf ihr Sicherungsvermögen und ihre Kompetenz in der Kapitalanlage.
Beispielsweise eine private Rentenversicherung mit 100 Prozent Beitragsgarantie werden Kunden bei der Allianz also ab 2021 nicht mehr erhalten. Ausnahme bleiben Vorsorgekonzepte, die ein Garantieniveau von 100 Prozent gesetzlich vorschreiben. Dazu zählen etwa Riester-Verträge oder bAV-Verträge, die über eine Beitragszusage mit Mindestleistung verfügen.
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