Die Rechtsschutz-Versicherer mit den meisten Beschwerden
„Besser klein Unrecht gelitten, als vor Gericht gestritten“ – dieses Sprichwort scheinen noch nicht allzu viele Deutsche gehört zu haben. Rund vier Millionen Fälle behandeln die deutschen Rechtsschutzversicherer jedes Jahr, allein der sogenannte Dieselskandal kostete die Rechtsschutzversicherer über eine Milliarde Euro an Rechtskosten.
Ob Abgasmanipulationen am Auto, Angst um den Arbeitsplatz in Pandemiezeiten oder einfach nur Streit mit dem Nachbarn um unvorteilhaften Schattenwurf – die Gerichte sind mit der Streitlust der Deutschen gut ausgelastet.
Zahl der Beschwerden geht deutlich zurück
Doch ab und zu beginnt der Streit nicht erst vor Gericht, sondern bereits im Vorfeld zwischen Versicherungsnehmer und seinem Rechtsschutzversicherer. Zumeist geht es um die Frage, ob der Versicherer für den geplanten Rechtsstreit eine Deckungsverfügung erteilt.
Häufig scheint es hierbei zu verschiedenen Meinungen zu kommen – das zeigt unter anderem die Beschwerdestatistik beim Versicherungsombudsmann: Die Rechtsschutzversicherung gehört hier zu beschwerdeintensivsten Versicherungssparten.
Auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin hat in aller Regel zahlreiche Beschwerden von Rechtsschutzkunden gegenüber ihren Versicherern zu bearbeiten – allerdings hat sich die Zahl der Beschwerden in den vergangenen Jahren stark rückläufig entwickelt. Von 2021 sank die Zahl der abschließend von der BaFin bearbeiteten Rechtsschutz-Beschwerden von 508 auf 410 Beschwerden. Das entspricht einem Minus von 19,3 Prozent. Bereits im Vorjahr war die Zahl der bearbeiteten Beschwerden deutlich gesunken (-28,3 Prozent).
In Relation zur Zahl der Verträge ist das Beschwerdeaufkommen sehr gering. Angesichts eines von der BaFin festgehaltenen Vertragsbestands von knapp 34,5 Millionen Verträgen kommt eine Beschwerde auf alle 79.258 Verträge.
Einzelne Anbieter mit schlechterer Quote
Bei den einzelnen Anbietern weisen einige Versicherer jedoch wesentlich schlechtere Beschwerde-Quoten als die Branche auf. Bei acht Anbietern liegt die Beschwerde-Quote bei unter 50.000 Verträgen je Beschwerde. Im Gegensatz zum Vorjahr gab es reichlich Bewegung im Ranking – so mancher Beschwerdekönig des vergangenen Jahres findet sich in diesem Jahr nicht mehr wieder, andere Versicherer sind hingegen neu dabei.
Allerdings gilt festzuhalten: Die Statistik trifft nur eine Aussage darüber, wie viele Kunden sich ungerecht behandelt fühlen – nicht aber darüber, ob sie tatsächlich ungerecht behandelt wurden. Die Qualität der Beschwerden spielt in der Statistik keine Rolle.