Lebensversicherungsbestand: Run-off bei Axa und Zurich?

Es war still geworden um die Abwicklung von Lebensversicherungsbeständen. Jetzt brodelt wieder die Gerüchteküche: Demnach stehe bei Axa und Zurich die Veräußerung der Altbestände an externe Run-off-Plattformen ins Haus.

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12:04 Uhr | 01. April | 2022
Lebensversicherungsbestand: Run-off bei Axa und Zurich? Bild: picture alliance/Geisler-Fotopress/Christoph Hardt

Bei der Zurich wolle man sich zukünftig ganz auf den Bereich der fondsbasierten Lebensversicherungen fokussieren, weswegen bereits 2021 der Beschluss gefallen sei, „einen Teil der Altverträge in einer separaten Gesellschaft zu bündeln“. Bild: picture alliance/Geisler-Fotopress/Christoph Hardt

In den vergangenen vier Jahren ist es um das Thema Run-off von Lebensversicherungsbeständen ruhig geworden, nachdem die deutsche Tochter der Generali 2018 rund vier Millionen Policen an die Abwicklungsgesellschaft Viridium abgetreten hatte. Im Januar dieses Jahres vermeldete dann die Allianz, sie werde einen Großteil ihres Lebensversicherungsbestands in Frankreich aufgeben. Demnach sollen über 20.000 Policen an den größten französischen Lebensversicherer, die CNP Assurance, übertragen werden. 

Nun kündigen sich ungleich größere Transaktionen an: Nach einem Bericht des Handelsblatts planen die Versicherer Zurich und Axa ihre Altbestände zu veräußern. In diesem Zusammenhang werden die Abwicklungsgesellschaften Viridium und Athora genannt sowie Resolution Life und Frankfurter Leben. Weitere Interessenten seien Oaktree und Enstar. Insgesamt gehe es für die Zurich um bis zu 800.000 Verträge mit einem Nominalvolumen von rund 20 Milliarden Euro. Die Policen der Axa belaufen sich auf ein Nominalvolumen von rund 15 Milliarden Euro, so das Handelsblatt.

Zurich plant Teile des Portfolios zu veräußern

Bereits vor wenigen Monaten habe der Zurich-Deutschlandchef Carsten Schildknecht die Trennung von einem Teil der hochverzinslichen Lebensversicherungen gegenüber dem Medium bestätigt. Auf procontra-Nachfrage räumt Bernd O. Engelien, Leiter Unternehmenskommunikation bei Zurich, ebenfalls ein: „Wir prüfen Optionen dahingehend, Teile unseres Portfolios, die wir als strategisch weniger relevant betrachten, zu veräußern.“ Man wolle sich zukünftig ganz auf den Bereich der fondsbasierten Lebensversicherungen fokussieren, weswegen bereits 2021 der Beschluss gefallen sei, „einen Teil der Altverträge in einer separaten Gesellschaft zu bündeln“, so Engelien. Es gehe darum, für Kunden den größten Mehrwert zu erbringen. Die Chancen darauf verortet der Versicherer im fondsbasierten Lebensversicherungsgeschäft. Allerdings wolle man sich zu derzeit kursierenden Spekulationen nicht äußern.

Die Axa hingegen erklärt auf Anfrage: Die Lebensversicherungen sind und bleiben das Kerngeschäft, in das der Konzern weiterhin investieren werde, doch: „Wie jedes verantwortungsvolle Unternehmen beschäftigen auch wir uns regelmäßig mit Markteinflüssen und ob daraus resultierend Anpassungen für unsere Geschäftspolitik erforderlich sind.“ Ein Dementi um die aktuellen Gerüchte klingt anders. Indessen wolle sich auch die Axa an Spekulationen oder Marktgerüchten nicht beteiligen.

Run-off Stolperstein: Technische Hürden

Die möglichen Verkäufe des Altbestands wären indessen kaum verwunderlich: Die zum Teil hochverzinsten Altverträge belasten die Versicherer, ihr Verkauf könnte zu einer Entspannung beitragen. „In der Regel resultiert ein Run-off aus tiefgreifenden Problemen und geht mit allgemein größeren strukturellen Maßnahmen im Konzern einher. Beispielsweise mit einem Kostensenkungsprogramm“, erklärte Herbert Schneidemann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung, im Interview mit procontra.

Aber haben diese Verkäufe tatsächlich positive Auswirkungen auf die Rendite der Versicherungsunternehmen? „Die meisten Run-off-Gesellschaften schaffen es, höhere Umsatz- und Kapitalrenditen als der Markt zu erzielen, da sie aus den schrumpfenden Prämieneinnahmen einen vergleichsweise hohen Ertrag generieren“, so Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei der Kölner Ratingagentur Assekurata.

Dass nicht schon eher wieder Bewegung in das Thema Run-off von Lebensversicherungsbeständen gekommen ist, könnte an technischen Hürden liegen: Nach Assekurata-Einschätzung seien die Run-off-Gesellschaften häufig besonders mit der IT-Integration der erworbenen Bestände beschäftigt. Das erklärt auch, warum erst jetzt, nach mittlerweile knapp vier Jahren, es gelungen ist, den Generali-Bestand bei Viridium (,das die Verträge unter dem Namen Proxalto weiterführt,) zum großen Teil zu integrieren.

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