Rentensystem droht der Kollaps: Fast 13 Millionen neue Rentner bis 2036
Fast ein Drittel aller Erwerbspersonen werden in den kommenden 15 Jahren in Rente gehen. Das sind 12,9 Millionen Menschen hierzulande, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Unter dem Bergiff Erwerbspersonen sind dabei sowohl Erwerbstätige als auch Erwerbslose zu verstehen. Die Erwerbslosenquote, die den Anteil der Erwerbslosen an den Erwerbspersonen zwischen 15 und 79 Jahren misst, lag 2021 bei 3,6 Prozent.
Vor allem die sogenannten Babyboomer, also diejenigen, die zwischen 1957 und 1969 geboren wurden, werden schon bald dem Arbeitsmarkt abhandenkommen. Die Anzahl der heute 50 bis 64-jährigen Erwerbspersonen liegt aktuell sogar bei 15 Millionen, davon sind 7,1 Millionen Frauen und 7,9 Millionen Männer.
Das Problem: Die älteren Altersgruppen umfassen mehr Erwerbspersonen als die jüngeren. Gleichwohl die 40- bis 49-Jährigen im vergangenen Jahr zu 89 Prozent überwiegend am Arbeitsmarkt aktiv waren, handelt es sich dabei nur um 8,9 Millionen Erwerbspersonen. Die Quote der 50- bis 59-Jährigen lag mit 86 Prozent zwar darunter, allerdings macht diese Alterskohorte mit 11,3 Millionen Menschen einen Löwenanteil der Erwerbspersonen aus.
Zu wenig Jüngere rücken nach
Im vergangenen Jahr waren unter den 15- bis 19-Jährigen 29 Prozent erwerbstätig, 67 Prozent befanden sich ausschließlich in Bildung oder Ausbildung. Von den 20- bis 24-Jährigen standen bereits 71 Prozent in Lohn und Brot, während 21 Prozent ausschließlich ihrer Ausbildung nachgingen. Selbst wenn diese beiden Altersgruppen nach Abschluss der Ausbildung vollumfänglich in den Arbeitsmarkt eintreten würden, machten sie gerade einmal 8,4 Millionen Erwerbspersonen aus.
Die Erwerbsbeteiligung von Frauen war auch 2021 über alle Altersgruppen hinweg niedriger als die der Männer. Während in der Gruppe der 40- bis 65-Jährigen die Differenz bei rund acht Prozentpunkten lag, beträgt sie bei den 30- bis 39-Jährigen bereits elf Prozentpunkte. Wenn mehr Frauen in den Arbeitsmarkt eintreten, wäre das für das Rentensystem allerdings durchaus hilfreich – wenn auch nicht ausreichend, um als das Eintrittsalter auf 70 Jahre zu erhöhen. „Auch, weil das Lebensalter immer weiter steigt“, so Wolf gegenüber der Funke Mediengruppe. Andernfalls sei das System mittelfristig nicht mehr finanzierbar.
Mittlerweile wird aus vielen Richtungen gefordert, das Renteneintrittsalter an die steigende Lebenserwartung zu koppeln. Allerdings wird dabei schnell vergessen: Wenn Menschen immer länger leben, sagt das noch nichts über ihre Arbeitsfähigkeit aus. Aus diesem Grund fordert ver.di auch die sogenannte „beschwerdefreie Lebenserwartung“ als Maßstab zu nehmen. Gerade körperlich hart arbeitende Menschen, die Gesamtmetall-Chef Wolf vertritt, seien oft gar nicht mehr in der Lage, bis 65 oder 67 weiterzuarbeiten.
Das Problem bei diesen Überlegungen: Sie widersprechen dem Wunsch vieler Arbeitnehmer hierzulande, demzufolge jeder Dritte in den Ruhestand gehen möchte, bevor das Alter für einen abschlagsfreien Bezug erreicht ist.