Die Erwartungen waren bescheiden, doch letztlich haben die Versicherer – die Geschichte mit den Betriebsschließungsversicherungen mal ausgeklammert – die Corona-Pandemie bislang souverän gemeistert. Für 2021 erwarte man über alle Sparten hinweg ein Beitragswachstum von etwa zwei Prozent, teilte der Branchenverband GDV im vergangenen Dezember mit. Auch die Bilanzen der meisten Versicherer lesen sich positiv – erst an diesem Dienstag vermeldete die Alte Leipziger für alle drei Kerngesellschaften (Alte Leipziger Versicherung, Alte Leipziger Lebensversicherung, Hallesche Krankenversicherung“ „ausgezeichnete Geschäftsergebnisse“.
Angesichts der erfreulichen Geschäftsentwicklung geht die Gewerkschaft Verdi selbstbewusst in die am Mittwoch startenden Tarifverhandlungen für die 160.000 Beschäftigten im Innendienst der deutschen Versicherer.
„Die Versicherungsbranche ist gut durch die Pandemie gekommen, dafür sprechen sowohl die Wachstumsprognosen für das Geschäftsjahr 2022, als auch die guten, teilweise glänzenden Geschäftsergebnisse im vergangenen Jahr. Das ist nicht zuletzt das Verdienst der Beschäftigten“, betont ver.di-Verhandlungsführerin Martina Grundler und verweist zugleich auf die derzeit hohe Inflation, die die Realeinkommen der Beschäftigten auffresse.
Folglich müsse ein neuer Tarifabschluss nicht nur die Inflationsverluste ausgleichen, sondern die Mitarbeiter an den guten Ergebnissen der Vergangenheit beteiligen. In die Verhandlungen geht Verdi darum unter anderem mit folgenden Forderungen:
Bei den Versicherern zeigt man sich naturgemäß zurückhaltend im Hinblick auf die Forderungen der Gewerkschaft. Im Magazin „vis a vis“ des Arbeitgeberverbands AGV werden die Verdi-Forderungen als „stattlich“ bezeichnet. „Ich verstehe den Grundansatz der Gewerkschaft, für ihre Mitglieder eine Reallohnsicherung, also einen Inflationsausgleich, zu erreichen. Aber das setzt natürlich eine Inflationsentwicklung im Bereich des Üblichen voraus“, teilt AGV-Vorstandsmitglied Michael Niebler mit. Die derzeitige Inflation sei aufgrund von Sondereffekten und der Untätigkeit der Europäischen Zentralbank aber so hoch, dass ein Inflationsausgleich tarifpolitisch nicht mehr zu kompensieren sei.
Die Verhandlungen werden aufgrund der Corona-Pandemie virtuell durchgeführt. Neben diesem Mittwoch stehen auch bereits zwei weitere Verhandlungstermine fest: der 3. Februar sowie der 1. April.
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